Blick durchs Spektiv
Bei den Ornithologischen Tagen lernen Kinder, Vögel zu beobachten
Sie stehen auf der „Vorwarnliste“, aber es gibt sie noch: die Kornweihen. Fast zeitgleich mit Franz Wimmer und Christian Niederbichler haben Moritz, Andreas und Johannes die Greifvögel entdeckt, die hoch über dem Ampermoos hereinsegeln und in virtuosen Flugmanövern immer wieder in das wogende Schilfmeer abtauchen – die Männchen markant mit ihren schwarzen Flügelspitzen, die Weibchen unauffälliger in Braun-Beige. Einige Wochen noch werden die Greifvögel gegen Abend das große Schilfgebiet aufsuchen, um dort gemeinsam am Boden zu übernachten. Spätestens Anfang Mai ziehen sie dann gen Norden, wo sie den Sommer verbringen.
Für die beiden Gebietsbetreuer des Ramsargebietes Ammersee gehören solche Führungen zum täglichen Brot, aber die Veranstaltung heute ist laut Pressemitteilung des Naturschutz- und Jugendzentrums Wartaweil anders als sonst. Die schlauen Nachfragen, das anhaltende Interesse, die Motivation der Kinder sind das Besondere.
Die 16 Buben und Mädchen zwischen neun und 14 Jahren nehmen an den „Ornithologischen Tagen“im Naturschutz- und Jugendzentrum in Wartaweil teil. Drei Tage lang lernen sie, mit Spektiv, Fernglas und Bestimmungsbuch umzugehen. Sie diskutieren auf Augenhöhe mit Vogelexperten und Wissenschaftlern und erkunden die „Hot Spots“der Vogelwelt in der Region.
Bereits zum sechsten Mal hatte der Bund Naturschutz (BN) Kinder und Jugendliche für drei Tage eingeladen, das „Naturtalent“in sich zu entdecken. Im Unterschied zu vielen anderen Umweltbildungsangeboten steht hier das Kennenlernen, Beobachten und Bestimmen von Tierarten im Mittelpunkt. Denn erstens hat der BN festgestellt, dass bei Kindern durchaus Bedarf und Interesse an dieser Art der Wissensvermittlung besteht. Und zweitens sorgt der Verband so für seinen eigenen Nachwuchs. Wie eine BN-Studie erstmals zeigte, drohen die Artenkenner nämlich auszusterben. Der Großteil von ihnen ist 60 Jahre oder älter und „Nachschub“ist nicht in Sicht.
Um so mehr freut sich der BN über das rege Interesse von Kindern und Jugendlichen für die Ornithologischen Tage. Einige der Teilnehmer sind bereits echte Vogelkenner und überraschen selbst die Referenten mit ihrem Wissen. Andere können zu Beginn gerade einmal Spatz und Amsel auseinanderhalten. Aber auch sie packt spätestens auf dem Naturbeobachtungsturm bei Kottgeisering das „Beobachtungsfieber“.