Jazzsüchtiges Publikum
Seit fünf Jahren gibt es den Musiksalon. Zum Jubiläum spielte die Band „Meyers Nachtcafé“
Mindestens sei der März 2017 das „gefühlte“Jubiläum vom „Musiksalon Dießen“, sagt der ortsansässige Impresario Michael Lutzeier, denn vor fünf Jahren begannen die Organisation des Veranstaltungsortes, die Buchungen der Bands und die Website-Gestaltung. Und als man anfangs noch über die Idee lächeln wollte, an zwei Folgetagen Auftritts-Abende zu terminieren, füllen sich heute oft sogar drei Konzert-Termine im „Unterbräu“.
Nur zweimal ließ sich die um Stuttgart, Köln und Berlin aktive Band „Meyers Nachtcafé“am Ammersee hören; dementsprechend groß war die Beengtheit beim mittlerweile „jazzsüchtigen“Publikum. Am Freitag und Samstag war die Musikfarbe leicht extravagant, denn Einsprengsel von Funk und Lounge hatten ihre gewichtige Mitsprache.
Rüdiger Nass sorgte an der E-Gitarre für die typisch funkigen Grundierungen. Es war eine ausgewiesene Seltenheit, dass die elektronisch verzerrten Riffs auch ein „Pianissimo-Element“kannten und scheinbar aus schwerelosen Hintergründen kommen konnten. Darüber ließen sich dann auch sanfte Klangzaubereien auffächern, besonders natürlich die helle Transparenz der Trompete von Christian Meyers, die wie das Fernrohr eines Astronomen in unendliche Weiten entführen konnte, quasi Flügel verlieh.
Die träumerische Lounge-Atmosphäre zerstob, wenn Gastgeber Michael Lutzeier in die kraftvollen Passagen einstieg – und diese waren gleich häufig wie die zarten Takte. Mit Verve brachte der Dießener sein Bariton-Saxofon in rund jedem dritten Stück mit ein. Die enge Bindung zur geladenen Band unterstrich der Ammersee-Jazzer durch energetischen Einsatz und virtuos geblasene Wirbel, die vielfach Sonderapplaus hervorriefen. Daneben war es Meyers’ Trompete, die für den crispen Klang sorgte und durch pointierte Effekte auch rhythmisierte.
Nicht nur beim druckvollen Spiel glänzte die Formation, auch in punkto sanfter Feinheiten vermochte sie zu überzeugen. Allein schon die feine Eleganz, mit der Martin Johnson seine Keyboard-Läufe hineinwob, zielte stets auf Entspannung. Kleine Soli an der Fender Rhodes zeigten klangliche Nähe zu den berühmten „Doors“. Als Besonderheit vermochte Rüdiger Nass seinen Gitarren-Funk in eine Art Pianissimo zu verlegen, sodass dieser zu einem atmosphärisch-zarten Hintergrund-Eindruck wurde. Über so einem kultivierten Klangbett entfaltete Christian Meyers, ein in Berlin lebender Rheinländer, klare Modulationen am Flügelhorn – oder in „First Snow“auch einmal an der verschwebend leise geblasenen, abgedämpften Trompete.
Die bis auf den letzten Winkel im Raum ausverkauften Konzerte am Freitag und Samstag offenbarten, dass die Jazzabende in der Reihe „Musiksalon Dießen“zur echten Institution geworden sind. „Musiker und Publikum schätzen es, wenn es nicht nur um ein Event geht, sondern etwas Gewachsenes geboten wird“, sagt Organisator Michael Lutzeier dazu. Das gegenseitige Sich-Aufeinander-Einlassen sei bei einer echten Konzertreihe stärker gegeben.
Und ja, die Jazz-reihe mache ihm weiterhin Freude, sie bedeute ihm und den weiteren Fans vom Ammersee mittlerweile „ein modernes Heimatgefühl“. Von daher denke er liebend gern ans Weitermachen – auch im Frühjahr stehen schon spannende Termine, verspricht der Impresario.