Landsberger Tagblatt

Jazzsüchti­ges Publikum

Seit fünf Jahren gibt es den Musiksalon. Zum Jubiläum spielte die Band „Meyers Nachtcafé“

- VON ANDREAS FREY Dießen

Mindestens sei der März 2017 das „gefühlte“Jubiläum vom „Musiksalon Dießen“, sagt der ortsansäss­ige Impresario Michael Lutzeier, denn vor fünf Jahren begannen die Organisati­on des Veranstalt­ungsortes, die Buchungen der Bands und die Website-Gestaltung. Und als man anfangs noch über die Idee lächeln wollte, an zwei Folgetagen Auftritts-Abende zu terminiere­n, füllen sich heute oft sogar drei Konzert-Termine im „Unterbräu“.

Nur zweimal ließ sich die um Stuttgart, Köln und Berlin aktive Band „Meyers Nachtcafé“am Ammersee hören; dementspre­chend groß war die Beengtheit beim mittlerwei­le „jazzsüchti­gen“Publikum. Am Freitag und Samstag war die Musikfarbe leicht extravagan­t, denn Einsprengs­el von Funk und Lounge hatten ihre gewichtige Mitsprache.

Rüdiger Nass sorgte an der E-Gitarre für die typisch funkigen Grundierun­gen. Es war eine ausgewiese­ne Seltenheit, dass die elektronis­ch verzerrten Riffs auch ein „Pianissimo-Element“kannten und scheinbar aus schwerelos­en Hintergrün­den kommen konnten. Darüber ließen sich dann auch sanfte Klangzaube­reien auffächern, besonders natürlich die helle Transparen­z der Trompete von Christian Meyers, die wie das Fernrohr eines Astronomen in unendliche Weiten entführen konnte, quasi Flügel verlieh.

Die träumerisc­he Lounge-Atmosphäre zerstob, wenn Gastgeber Michael Lutzeier in die kraftvolle­n Passagen einstieg – und diese waren gleich häufig wie die zarten Takte. Mit Verve brachte der Dießener sein Bariton-Saxofon in rund jedem dritten Stück mit ein. Die enge Bindung zur geladenen Band unterstric­h der Ammersee-Jazzer durch energetisc­hen Einsatz und virtuos geblasene Wirbel, die vielfach Sonderappl­aus hervorrief­en. Daneben war es Meyers’ Trompete, die für den crispen Klang sorgte und durch pointierte Effekte auch rhythmisie­rte.

Nicht nur beim druckvolle­n Spiel glänzte die Formation, auch in punkto sanfter Feinheiten vermochte sie zu überzeugen. Allein schon die feine Eleganz, mit der Martin Johnson seine Keyboard-Läufe hineinwob, zielte stets auf Entspannun­g. Kleine Soli an der Fender Rhodes zeigten klangliche Nähe zu den berühmten „Doors“. Als Besonderhe­it vermochte Rüdiger Nass seinen Gitarren-Funk in eine Art Pianissimo zu verlegen, sodass dieser zu einem atmosphäri­sch-zarten Hintergrun­d-Eindruck wurde. Über so einem kultiviert­en Klangbett entfaltete Christian Meyers, ein in Berlin lebender Rheinlände­r, klare Modulation­en am Flügelhorn – oder in „First Snow“auch einmal an der verschwebe­nd leise geblasenen, abgedämpft­en Trompete.

Die bis auf den letzten Winkel im Raum ausverkauf­ten Konzerte am Freitag und Samstag offenbarte­n, dass die Jazzabende in der Reihe „Musiksalon Dießen“zur echten Institutio­n geworden sind. „Musiker und Publikum schätzen es, wenn es nicht nur um ein Event geht, sondern etwas Gewachsene­s geboten wird“, sagt Organisato­r Michael Lutzeier dazu. Das gegenseiti­ge Sich-Aufeinande­r-Einlassen sei bei einer echten Konzertrei­he stärker gegeben.

Und ja, die Jazz-reihe mache ihm weiterhin Freude, sie bedeute ihm und den weiteren Fans vom Ammersee mittlerwei­le „ein modernes Heimatgefü­hl“. Von daher denke er liebend gern ans Weitermach­en – auch im Frühjahr stehen schon spannende Termine, verspricht der Impresario.

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Foto: Andreas Frey Eckhard Stromer,,Alex Uhl, Christian Meyers, Michael Lutzeier, Rüdiger Nass und Martin Johnson (von links) begeistert­en beim Musiksalon.

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