„Als wär ich nie gewesen“
Wolfgang Rihms Requiem
würde, war bei der Gedankenwelt Wolfgang Rihms absehbar gewesen. Dass die vierteilige, musikhistorisch anspielungsreiche Komposition aber nahezu durchwegs derart verhalten, tastend, introvertiert erklingen sollte, wie im Herkulessaal mit dem konzentrierten Einsatz von Chor und Orchester des
geschehen, dies war angesichts der potenziellen Schlagkraft des Musikdramatikers Rihm denn doch nicht zu erwarten gewesen. Dynamik, Zeitmaße, Erregung – sie hielten sich in moderaten Grenzen. Nicht die dringliche Fürbitte war wohl erster Kompositionsantrieb, sondern die maßvolle Tröstung der Hinterbliebenen.
Wolfgang Rihm, der aus der Ferne die Uraufführungsproben anhand von tagesaktuellen Aufnahmen verfolgte, hat einen Abgesang geschrieben – einen Abgesang jedoch nicht im Sinne eines ergriffenen Mahlerschen Bekenntnisses, sondern im Sinne weitgefasster abendländischer Todesreflexion. Seine Requiem-Strophen, getragen durch Vokalparts auch eines Baritons (Hanno Müller-Brachmann) und eines hohen Sopran-Duetts (Mojca Erdmann, Anna Prohaska), enden mit den Hans-Sahl-Worten: „Ich gehe langsam aus der Zeit heraus/ in eine Zukunft jenseits aller Sterne,/ und was ich war und bin und immer bleiben werde,/ geht mit mir ohne Ungeduld und Eile,/ als wär ich nie gewesen oder kaum.“
Langanhaltender, warmer Applaus im voll besetzten Herkulessaal der Residenz.
Bayerischen Rundfunks