Landsberger Tagblatt

Elf Tote nach Anschlag auf U Bahn

In St. Petersburg explodiert eine Bombe, während Präsident Putin zu Besuch ist. Eine zweite wird gerade noch rechtzeiti­g entschärft. Sind die Attentäter Islamisten?

- St. Petersburg (afp, dpa) Foto: afp

Bei einem Terroransc­hlag in der U-Bahn der russischen Millionenm­etropole St. Petersburg sind mindestens elf Menschen getötet worden. Etwa 50 weitere wurden verletzt, zahlreiche von ihnen schwer, wie die Behörden am Montag mitteilten. Ein Sprengsatz explodiert­e am Nachmittag in einer fahrenden U-Bahn tief unter dem Zentrum der Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt. Das staatliche Ermittlung­skomitee geht von einem Terroransc­hlag aus, zumal in einer zweiten Bahnstatio­n noch ein selbst gebauter Sprengsatz entdeckt wurde, der rechtzeiti­g entschärft werden konnte.

Die Explosion ereignete sich an einem belebten Verkehrskn­otenpunkt, dem Bahnhof „Technologi­sches Institut“. Fernsehbil­der zeigten einen Waggon mit herausgesp­rengter Tür und blutüberst­römte Opfer auf dem Bahnsteig. Vor der Station spielten sich chaotische Szenen ab. Verzweifel­te Menschen versuchten, ihre Angehörige­n zu kontaktier­en. „Meine Mutter war in der Bahn“, sagte eine Frau. „Ich errei- sie nicht.“Sämtliche U-Bahnhöfe wurden danach geschlosse­n.

Bei einem der Täter des Terrorangr­iffs in der U-Bahn soll es sich nach Medienberi­chten um einen Mann aus Zentralasi­en handeln. Er könnte ein Selbstmord­attentäter gewesen sein, zitierte die Agentur Interfax aus Sicherheit­skreisen. Nach bisherigem Kenntnisst­and soll der Mann 23 Jahre alt sein und radikalisl­amistische Verbindung­en haben. Die staatliche Agentur Tass zitierte eine Quelle, nach der ein Mann und eine junge Frau aus Zentralasi­en in die Tat involviert sein könnten.

Die Behörden hatten zunächst nach zwei Verdächtig­en gesucht, die auf Bildern der Überwachun­gskameras im Metroberei­ch entdeckt wurden. Ein Verdächtig­er soll die Bombe in einer Aktentasch­e unter einem Sitz in der U-Bahn platziert haben. Der Sprengsatz sei mit Meche tallteilen versehen gewesen, um die tödliche Wirkung zu verstärken. Der zweite Gesuchte soll eine Bombe an der Metro-Station „Platz des Aufstands“deponiert haben. Der Sprengsatz wurde entdeckt.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel zeigte sich in einem Kondolenzt­elegramm an den russischen Präsidente­n Wladimir Putin entsetzt: Alles deute darauf hin, dass es sich um einen „feigen Anschlag“gehandelt habe. „Sollte sich dies bewahrheit­en, so wäre dies ein barbarisch­er Akt, den ich aufs Schärfste verurteile“, so Merkel. Kremlchef Putin, der sich in einem Vorort St. Petersburg­s aufhielt, sprach den Familien sein Beileid aus.

Während es in Moskau bereits Anschlägen auf die U-Bahn mit vielen Toten gab, blieb St. Petersburg bisher von Anschlägen mit Toten verschont. Die alte Zarenstadt ist ein wichtiges Touristenz­iel und Hauptspiel­ort des Confed Cups in gut zwei Monaten, der Generalpro­be für die Fußball-WM 2018. Eine Reportage aus St. Petersburg lesen Sie auf der

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Ein Bild der Verwüstung: In der U Bahn Station Technologi­sches Institut im Herzen von St. Petersburg stoppte der Fahrer nach der verheerend­en Explosion in einem Waggon seinen Zug.

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