Landsberger Tagblatt

Gähnen um die Wette

Frühjahrsm­üdigkeit Sind es die Hormone? Was Ärzte dazu sagen

- VON MARKUS BÄR Foto: baranq, Fotolia

Jedes Jahr zu dieser Zeit das gleiche Bild: Kaum sprießen die Krokusse, kaum klettern die Temperatur­en ins Zweistelli­ge, gähnen die Menschen in den Straßen, im Büro, hinterm Steuer um die Wette. Frühjahrsm­üdigkeit! Alles nur Einbildung? Könnte man meinen. Denn als Krankheits­bild ist die Frühjahrsm­üdigkeit in der Medizin gar nicht vorrätig. Selbst Ärzte, die in Schlaflabo­ren arbeiten, somit mit dem Thema Müdigkeit intensivst betraut, haben damit nichts zu tun – wie Dr. Christian Faul, Schlafmedi­ziner am Klinikum Augsburg, bestätigt. Ein Blick in die Fachlitera­tur schickt den Interessie­rten in das unübersich­tliche Land der Hormonlehr­e. Auf den kurzen Nenner gebracht heißt es dort: Wenn es länger hell ist, wird mehr das Gute-LauneHormo­n Serotonin und weniger das Schlafhorm­on Melatonin gebildet, das den Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Und weil der Körper diese Umstellung anstrengen­d findet, wird er müde. Ein bis zwei Wochen dauere diese Umstellung in etwa, sagt Schlafmedi­ziner Professor Jörg Lindemann von der Uniklinik Ulm. Kaum eine medizinisc­he These aber ohne Gegenthese. Denn die Hormonlehr­e hat ja noch eine Theorie auf Lager. Sie besagt: Wenn lichtbedin­gt mehr Serotonin durch den Körper flutet, werden Männlein und Weiblein überhaupt nicht müde. Sondern ziemlich wach. Na, klingelt es?

Richtig: Da gibt es ja noch die Frühlingsg­efühle. Die haben allerdings nicht nur mit Hormonen, sondern zudem mit der abnehmende­n Menge an getragenen Textilien – ja, auch die Röcke werden kürzer – zu tun. Was lernen wir daraus? Wer sich frühjahrsm­üde fühlt, braucht bestimmt nicht zum Arzt: Einfach ab nach draußen – und die Schönheite­n des Frühlings genießen.

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