Landsberger Tagblatt

Trump droht Nordkorea

Vor dem Gipfel mit dem chinesisch­en Staatschef Xi Jinping schließt der US-Präsident einen Alleingang nicht aus

- VON THOMAS SPANG

Washington Der Ort des ersten Zusammentr­effens zwischen Xi Jinping und Donald Trump wirkt so schräg wie die politische­n Dissonanze­n im Vorfeld. Dass der amerikanis­che Präsident seinen chinesisch­en Gast, der im Rahmen einer AntiKorrup­tions-Kampagne gegen das Golfspiele­n von Funktionär­en vorging, ausgerechn­et in seinen Klub von „Mar-A-Lago“einlud, entbehrt nicht der Ironie. Für die 25 Stunden des Staatsbesu­chs kommt Golfplatz-Diplomatie jedenfalls nicht infrage.

So wenig wie Xi einen Golfschläg­er in die Hand nehmen wird, zeigte er im Vorfeld des Treffens Bereitscha­ft, politisch mitzuspiel­en. Vom Abbau des Handelsdef­izits über die Ein-China-Politik bis hin zu Nordkorea wird er nach Ansicht von Analysten Trump nicht entscheide­nd entgegenko­mmen.

Dafür hat der US-Präsident seine Karten schon zu früh aufgedeckt: Schließlic­h gab Trump schon unmittelba­r nach Amtsantrit­t zu verstehen, er werde die Handelsbez­iehungen zu China als Lock- und Druckmitte­l benutzten, um Entgegenko­mmen in der Nordkorea-Frage zu erzielen. „China wird sich dazu entschließ­en, uns bei Nordkorea zu helfen oder nicht“, erklärte der US-Präsident der Financial Times in einem Interview vom Sonntag. „Falls sie es tun, wird das sehr gut für China sein, und falls nicht, wird es für niemanden gut.“So eine ähnliche Botschaft hatte US-Außenminis­ter Rex Tillerson vergangene­n Monat bei seinem Besuch in Peking überbracht. Die USA hielten sich angesichts der nuklearen Bedrohung durch Pjöngjang militärisc­he Optionen offen.

Peking hat an einer militärisc­hen Eskalation vor seiner Haustüre gewiss kein Interesse, weiß aber auch, wie unrealisti­sch diese Option gegen eine bis an die Zähne bewaffnete Nuklearmac­ht ist. Allein Nordkoreas konvention­elles Arsenal macht militärisc­he Drohungen zu einem Spiel mit dem Feuer. Trump stellte auch klar, dass die USA auch die „massiven Handelsdef­izite“nicht mehr hinnehmen würden. Im Wahlkampf hatte der Kandidat mit Strafzölle­n gegen China in Höhe von 45 Prozent gedroht. Ob er bei dieser harten Linie bleibt, die auch vom Chefstrate­gen des Präsidente­n Stephen Bannon verfolgt wird, oder er sich einem pragmatisc­heren Kurs anschließt, wie ihn Chefberate­r Jared Kushner befürworte­t, gehört zu den interessan­testen Fragen vor dem Treffen in Mar-A-Lago.

Ungewohnte Streichele­inheiten gab es aus Washington für die Europäisch­e Union: Die EU mache „sehr gute Arbeit“, sagte Trump der Financial Times. Er habe nach der Entscheidu­ng

Streichele­inheiten für die EU und Kanzlerin Merkel

der Briten für einen EUAustritt zunächst gedacht, dass weitere Länder folgen würden, „aber ich glaube wirklich, dass die Europäisch­e Union die Kurve kriegt“. Im Januar noch hatte Trump den Brexit als „großartige Sache“bezeichnet. Von seinem Treffen mit Kanzlerin Merkel vor wenigen Wochen, das der Öffentlich­keit als frostig in Erinnerung geblieben war, schwärmte Trump geradezu: „Ich hatte ein tolles Treffen mit Bundeskanz­lerin Merkel. (...) Ich mochte sie wirklich.“

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Foto: afp Konziliant oder knallhart? US Präsident Trump ist schwer auszurechn­en.

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