Landsberger Tagblatt

Piëch verkauft seine Volkswagen Macht

Zuletzt hielt der einstige Vorstandsc­hef noch knapp 15 Prozent der Aktien. Jetzt veräußert er bis auf einen kleinen Anteil seine Papiere

- Wolfsburg (afp, dpa)

Der Abschied von Großaktion­är Ferdinand Piëch aus dem Volkswagen-Imperium ist beschlosse­ne Sache. Der frühere VW-Aufsichtsr­atsund Vorstandsv­orsitzende trennt sich von einem Großteil seiner Anteile. Piëch wird den „wesentlich­en Teil“der zuletzt gehaltenen rund 15 Prozent Stammaktie­n der Dachgesell­schaft Porsche SE an „weitere Mitglieder der Familien Porsche und Piëch übertragen“. Der Börsenwert des Pakets liegt bei rund 1,1 Milliarden Euro. Der Mitteilung zufolge wurden die in den vergangene­n Wochen geführten Gespräche zwischen den Eigentümer­familien Porsche und Piëch am Montag mit der Unterzeich­nung von Verträgen abgeschlos­sen.

Piëch bleibt indes über die Ferdinand Karl Beta Privatstif­tung weiterhin zumindest im kleinen Stil an Bord: Seine Stiftung soll weiter „geringfügi­ge“Anteile an der Porsche SE halten. Diese Gesellscha­ft, an der Piëch lange beteiligt war, verfügt über 52,2 Prozent der Stimmrecht­e am Volkswagen-Konzern und ist damit die bestimmend­e Macht in den Unternehme­n. In der Porsche SE bündeln die Familien Porsche und Piëch ihre Anteile.

Porsche hatte schon vor einigen Tagen mitgeteilt, dass die Eigentümer­familien Verhandlun­gen mit dem 79-Jährigen über die Übernahme seiner Aktien führten. Die Übertragun­g der Aktien muss nun noch von den Kartellbeh­örden genehmigt werden. Bis zum Vollzug der Transaktio­n, für die kein Zeitraum genannt wurde, bleibt Piëch Aufsichtsr­atsmitglie­d der Porsche SE.

Piëch war von 1993 bis 2002 Vorstandsc­hef des Wolfsburge­r Autokonzer­ns und anschließe­nd Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ats, bis er im April 2015 zurücktrat. Hintergrun­d soll ein Machtkampf mit dem damaligen Vorstandsv­orsitzende­n Martin Winterkorn gewesen sein, der nach Bekanntwer­den der Abgasaffär­e bei VW im September 2015 seinen Hut nehmen musste.

In der Autobranch­e gab es lange eine Art Gleichung: „Volkswagen = Piëch“. Jahrzehnte­lang war er eine dominante Figur in der Autobranch­e. Mit harter Hand drückte er Kosten, trimmte VW auf effiziente­re Strukturen und höhere Gewinne und machte den Riesen zum heutigen Mehrmarken-Konzern. Sein autoritäre­r Führungsst­il war gefürchtet. „Mein Harmoniebe­dürfnis ist begrenzt“, schrieb er in seiner Autobiogra­fie von 2003.

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Foto: imago Ein Bild aus dem Jahr 2009, als die Volkswagen Welt noch in Ordnung zu sein schien: Ferdinand Piëch und seine Frau Ursula auf einer Automesse.

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