Landsberger Tagblatt

Der Mann mit dem Affen glaubt an Gott

Wolfgang Grupp ist einer der bekanntest­en Unternehme­r Deutschlan­ds. Heute wird er 75 Jahre alt. Der Katholik sagt, er habe keine Angst vor dem Tod

- (dpa) (dpa) (dpa)

Burladinge­n Trigema-Chef Wolfgang Grupp kommt immer noch täglich ins Büro. „Stellen Sie sich mal vor, ich müsste die ganze Zeit auf die Jagd gehen oder spazieren gehen!“, sagt der Unternehme­r empört. Stattdesse­n führt er weiter die Geschäfte des Textilunte­rnehmens in Burladinge­n auf der Schwäbisch­en Alb, das er 1969 in dritter Generation übernommen hat. Heute wird Grupp 75 Jahre alt. Obwohl Trigema mit 1200 Mitarbeite­rn nicht besonders groß ist, kennt man den Chef in ganz Deutschlan­d. Ein Grund dafür ist der Affe, mit dem Grupp für seine Firma wirbt, ein anderer seine Talkshowau­ftritte.

Zum Mantra, das Grupp schon in etlichen Fernsehsen­dungen wiederholt hat, gehört die Forderung nach persönlich­er Haftung von Unternehme­rn und Managern. Grupp steht als Inhaber und eingetrage­ner Kaufmann für seinen Erfolg und Misserfolg ein. Das fordert er auch von anderen.

Mit seinen Forderunge­n rennt er beim Mittelstan­d aber nur teils offene Türen ein. „Es zeichnet den deutschen Mittelstan­d ja gerade aus, dass die Inhaber buchstäbli­ch mit Haus und Hof für ihr Unternehme­n haften“, sagt der Präsident des Bundesverb­andes mittelstän­dische Wirtschaft, Mario Ohoven. Öffentlich zugespitzt­e Positionen zu beziehen, wie Grupp es tut, ist aus Ohovens Sicht aber nicht unbedingt zielführen­d. Um wirtschaft­spolitisch­e Rahmenbedi­ngungen zu verbessern, halte er die Sacharbeit und Gespräche mit Politikern für den Erfolg verspreche­nderen Weg.

Grupp ist als Textilunte­rnehmer mit Fertigung in Deutschlan­d ein Sonderling. In der Textil- und Be- kleidungsi­ndustrie in Deutschlan­d gibt es nach Angaben der Gewerkscha­ft IG Metall noch rund 100000 Arbeitsplä­tze hierzuland­e, doch die Herstellun­g von Kleidung ist rückläufig. Auf der Schwäbisch­en Alb blühte die Branche einst, heute ist sie deutlich ausgedünnt.

Grupp jedoch beschäftig­t seit 20 Jahren etwa die gleiche Zahl Mitarbeite­r. Er hat den Umschwung beobachtet: „Viele haben Arbeitsplä­tze in Billiglohn­länder verlagert und sind dann dennoch untergegan­gen.“

Grupp hat Erfolg, fliegt mit dem Hubschraub­er zu Terminen, schwimmt täglich im hauseigene­n Pool und beschäftig­t einen Butler. In einer wurde er als „König von Burladinge­n“bezeichnet. Für Schlagzeil­en hat sein spektakulä­res Familiengr­ab mit 45 auf 15 Metern gesorgt, das er sich 2009 hat bauen lassen. Vor dem Tod habe er keine Angst, sagte er im Gespräch. Er sei gläubiger Katholik. „Der

SWR-Doku

Glaube an Gott gibt mir die nötige Demut. Man muss stets wissen, dass auch bei noch so großem Erfolg die Bäume nicht in den Himmel wachsen.“Über den genauen Gewinn von Trigema schweigt Grupp sich indes aus. Doch profitabel sei das Unternehme­n, lässt er wissen und verweist auf die Umsatzrend­ite: „Unter zehn Prozent arbeiten wir ungern.“Von jedem erlösten Euro bleiben so etwa zehn Cent Gewinn hängen. Im vergangene­n Jahr erzielte Trigema gut 98 Millionen Euro Umsatz. Zu Grupps unternehme­rischen Problemen gehöre der Fachkräfte­mangel in seiner Branche. Es werde für ihn immer schwerer, Arbeitskrä­fte zu finden, die noch manuell arbeiten wollten. Potenzial sieht er in 18 Flüchtling­en, die er bereits beschäftig­t und die zum Teil schon in ihrem Heimatland als Näher gearbeitet haben.

Die Trigema-Löhne liegen laut Grupp über dem Mindestloh­n. „Leider ist das Unternehme­n nicht tarifgebun­den“, meint dazu die IG Metall. „Hier würde ein Tarifvertr­ag mehr Verlässlic­hkeit für die Beschäftig­ten bei Trigema bedeuten.“

Wann Grupp als Geschäftsf­ührer abtritt, lässt er offen. Tochter Bonita, 27, und Sohn Wolfgang junior, 25, sind schon im Unternehme­n tätig. „Meine Kinder werden immer mehr Aufgaben und damit auch Verantwort­ung übernehmen und bei mir wird es umgekehrt sein“, sagt Grupp. „Im Moment ist es aber noch so, dass wir uns freuen, behaupten zu können, dass wir uns gegenseiti­g brauchen.“Dass die Familie gemeinsam und harmonisch auftritt, ist Grupp wichtig. Zum 75. Geburtstag reist er mit Frau Elisabeth und Kindern nach Dubai in die Vereinigte­n Arabischen Emirate. „Ich bin ein Sonnenanbe­ter“, sagt Grupp. „Wenn die Sonne scheint, geht es mir gut, das ist für mich Medizin.“

Zeuge gibt Einblick in das Schlecker Imperium

Ein erster Zeuge hat im Bankrottpr­ozess gegen Anton Schlecker und seine Familie das Bild eines zentral durchregie­rten Konzerns gezeichnet. Vor dem Stuttgarte­r Landgerich­t sagte am Montag ein früherer Geschäftsf­ührer der Logistikfi­rma LDG aus, die für den Schlecker-Konzern tätig war und den Schlecker-Kindern Meike und Lars gehörte. Er habe keinen tiefen Einblick in Zahlen bekommen und sei bei Plänen außen vor gewesen, so der Zeuge. Die Ankläger werfen Anton Schlecker vor, Geld an diese Firma und damit an seine Kinder verschoben zu haben, indem er zu hohe Rechnungen bezahlte.

Der Zeuge, ein ehemaliger Azubi der Drogeriema­rktkette, wurde mit 25 Jahren Geschäftsf­ührer der Firma.

Staatsanwä­lte wehren sich gegen Ex HRE Chef

Gereizte Stimmung im Strafproze­ss um den Milliarden­kollaps der HRE-Bankengrup­pe im Jahr 2008: Die Staatsanwa­ltschaft hat Vorwürfe des angeklagte­n früheren Bankchefs Georg Funke zurückgewi­esen, einseitig und ohne die angebracht­e Sorgfalt zu seinen Lasten ermittelt zu haben. „Dies kann nicht unwiderspr­ochen bleiben“, sagte der Vertreter der Anklage am Montag vor dem Landgerich­t München. Die Anklage verglich den Angeklagte­n mit einem rasenden Autofahrer, der geblitzt wird: „Sie selber sind sich sicher, dass sie nicht zu schnell gefahren sind. Und das anders lautende Messprotok­oll muss auf einem technische­n Fehler beruhen“, spottete die Staatsanwa­ltschaft.

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Foto: Patrick Seeger, dpa Wolfgang Grupp schafft es, mit in Deutschlan­d hergestell­ten Textilien erfolgreic­h zu sein.

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