Landsberger Tagblatt

Polizei klärt Doppelmord von Höfen

Fünf Wochen nach der Tötung zweier Senioren ist auch der letzte der vier Verdächtig­en festgenomm­en. Die Ermittler sprechen von der Tat einer Familienba­nde

- Königsdorf (dpa) »Kommentar

Der grausame Doppelmord von Höfen bei Bad Tölz ist fünf Wochen nach dem Verbrechen aufgeklärt. Gestern verkündete­n Polizei und Staatsanwa­ltschaft, dass auch der vierte und letzte Tatverdäch­tige mittlerwei­le festgenomm­en wurde und in Untersuchu­ngshaft sitzt.

In einem Haus im Weiler Höfen der oberbayeri­schen Gemeinde Königsdorf waren in der Nacht zum 23. Februar eine Frau, 76, aus dem Raum Frankfurt am Main und ein Mann, 81, aus Nordrhein-Westfalen brutal ermordet worden. Beide waren Bekannte der 76 Jahre alten Hausbesitz­erin, die von den Eindringli­ngen schwer verletzt zurückgela­ssen wurde. Sie liegt nach wie vor im Krankenhau­s. Nach Angaben von Markus Deindl, Chef der Sonderkomm­ission „Höfen“, hat sich ihr Gesundheit­szustand zwar gebessert, vernehmung­sfähig sei die Seniorin aber noch immer nicht.

Bei dem bereits am Freitag im polnischen Stettin festgenomm­enen vierten Tatverdäch­tigen handelt es sich um den 43-jährigen Bruder der Pflegerin, die im Haus der einzigen Überlebend­en zeitweise gearbeitet hatte. Er sei in Deutschlan­d „einschlägi­g vorbestraf­t“, wie es in einer Pressekonf­erenz am Montag hieß.

Die drei anderen mutmaßlich­en Täter sitzen schon seit Wochen in U-Haft. Die Pflegerin war als erste der vier Verdächtig­en bereits am 8. März in Prenzlau in Brandenbur­g festgenomm­en worden, wohin sie aus dem nahen Stettin von der deutschen Justiz zur Vernehmung gebeten worden war. Der zweifache Raubmord und versuchte Mord ist nach dem Ergebnis der Ermittlun- gen die Tat einer Familienba­nde. Daran waren neben der 49 Jahre alten Pflegerin deren 23-jähriger Sohn, ihr jetzt festgenomm­ener Bruder und ein 32-jähriger Bekannter beteiligt. Zum genauen Tathergang äußerten sich die Ermittler weiterhin nicht, auch nicht zu den Rollen, die die vier mutmaßlich­en Täter bei dem Verbrechen spielten und ob alle drei Männer zur Tatzeit am Tatort waren. Die Pflegerin, die vergangene­s Jahr den mittlerwei­le verstorben­en Ehemann der schwer verletzten Hauseigent­ümerin betreut hatte, gilt mindestens als Informanti­n der Täter.

Die Opfer waren erst drei Tage nach dem Verbrechen erschlagen im Haus aufgefunde­n worden. Auch die Überlebend­e wies zahlreiche Verletzung­en von Schlägen mit einem stumpfen Gegenstand auf. Zu der oder den Tatwaffen äußerte sich die Sonderkomm­ission „Höfen“auch gestern nicht konkret.

Als Tatmotiv nehmen die Ermittler Raub an. „Es wurden Gegenständ­e entwendet“, erläuterte Staatsanwa­lt Florian Schweyer. Weitere Tatverdäch­tige gibt es nach Überzeugun­g der Staatsanwa­ltschaft nicht. Es müsse aber noch die Befragung der in Polen inhaftiert­en Männer abgewartet werden. Für alle drei seien bereits Auslieferu­ngshaftbef­ehle ergangen. Bislang wurden in dem Fall 4000 Spuren gesichert und 250 Menschen vernommen, wie der Präsident des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Süd, Robert Kopp, berichtete. Er sprach von einem „sehr schockiere­nden Verbrechen“, das die Idylle in dem oberbayeri­schen Weiler schwer erschütter­t habe.

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