Bedrohtes Familienglück
Als Nacktfotos ihrer Tochter kursieren, kämpft Charlotte verzweifelt dagegen
Es ist Nacht in München. Mit einem Messer in der Hand rennt eine Frau aus dem Haus und rastet aus. Was Charlotte (Felicitas Woll) rasend macht, zeigt eine Rückblende: Es sind Nacktfotos ihrer 16-jährigen Tochter Lara (Aleen Kötter) im Internet aufgetaucht. Die Familie wird erpresst und Laras Vater Marcus (Martin Gruber) entscheidet, eine Summe von 500 Dollar zu zahlen. Die Fotos verschwinden, tauchen aber erneut auf der Internetseite auf. Die Polizei macht den Betreiber der Website in Burma ausfindig – mehr kann sie laut Gesetzeslage allerdings nicht tun.
Über private Kontakte versuchen die Eltern, die Fotos aus dem Netz zu löschen. Laras Freund Basti (Niklas Nißl) macht mit ihr Schluss, von Schulkameraden wird sie gemobbt und in ihrer Verzweiflung versucht sie, sich umzubringen. Die Polizei ist offenbar machtlos, der Kampf der Familie, der ins Illegale abgleitet, scheint aussichtslos zu sein.
Der Film „Nackt. Das Netz vergisst nie.“ist ein starker Frauenfilm. Felicitas Woll verkörpert eindrucksvoll die dominante Mutterfigur Charlotte. Martin Gruber bleibt als Vater erstaunlich blass. Der Film behandelt Fragen wie die, was jeder von uns freiwillig im Internet aus seinem Privatleben preisgibt, und wie gedankenlos wir im Netz miteinander umgehen. So wehrlos wie im Film ist in der Realität niemand. Als Vorlage für Laras Geschichte dient aber eine wahre Geschichte: das Schicksal der kanadischen Schülerin Amanda Michelle Todd, die von einem Unbekannten jahrelang mit Nacktfotos im Netz erpresst und in den Selbstmord getrieben wurde. So weit kommt es in diesem Film nicht. Und doch muss einer sterben.(dpa)