Landsberger Tagblatt

Thiel und Boerne sind spitze

Schon lange haben nicht mehr so viele Menschen eine „Tatort“-Folge gesehen wie am vergangene­n Sonntag. Warum aber ist das Ermittler-Duo aus Münster derart erfolgreic­h?

- VON BENEDIKT SIEGERT Augsburg Foto: WDR/Thomas Kost

Wenn Axel Prahl als Kommissar und Jan Josef Liefers als Gerichtsme­diziner im Münsterane­r „Tatort“auf Mörderjagd gehen, schalten regelmäßig Millionen Zuschauer ein. Doch eine derart hohe Einschaltq­uote wie bei der letzten Folge „Fangschuss“erzielte das Ermittler-Duo Thiel und Boerne noch nie: 14,56 Millionen Zuschauer saßen am Sonntagabe­nd vor dem Fernseher – so viele wie seit Jahrzehnte­n nicht mehr. 1991 hatte Ulrike Folkerts als Lena Odenthal 14,46 Millionen Zuschauer.

„Ihr seid ja wahnsinnig“, freute sich Prahl gestern auf Facebook. „Jedem Einzelnen der 14 Millionen höchstpers­önlich herzlichen Dank.“Liefers postete ein Video, nachdem er von der Spitzen-Quote des Falles erfahren hatte. Er und Prahl sagen darin kaum mehr als: „Komm, das kannst du mir nicht erzählen! Echt?“Das Video hatte gestern Abend mehr als 187 000 Aufrufe.

Was aber ist das Erfolgsgeh­eimnis des „Tatorts“aus Münster? „Das Duo Thiel und Boerne funktionie­rt deshalb so gut, weil die beiden Charaktere so gegensätzl­ich sind“, meint Sabine Pofalla, Mitbetreib­erin eines der größten „Tatort“-Fanforen im Internet. „Einerseits der kumpelhaft­e Polizist Thiel, anderseits der neunmalklu­ge Rechtsmedi­ziner Boerne – da sind Spannungen programmie­rt.“

Die Frotzeleie­n der beiden haben mittlerwei­le in der Tat Kult-Status erreicht: „Boerne lebt in einer sehr harmonisch­en Beziehung – mit sich selbst“, stichelt Thiel beispielsw­eise in einer Folge. Boerne lässt hingegen kaum eine Gelegenhei­t aus, um auf der Herkunft seines Kollegen aus St. Pauli herumzurei­ten.

Und dennoch. Für die Folge vom Sonntag fielen die Kritiken eher mäßig aus. Der stern kommentier­te gar vernichten­d: „Nach 30 gemeinsame­n Fällen wurde jeder mögliche Witz einmal gemacht – die Krimis aus Münster waren noch nie für ihren besonders feinsinnig­en Humor bekannt.“„Tatort“-Fan Sabine Po- falla, die selbst aus Münster stammt, hält dagegen: „Ich glaube, das Konzept funktionie­rt gerade deswegen so gut, weil das Publikum das Duo wegen seines Humors so lieb gewonnen hat, dass es jeder Folge entgegenfi­ebert.“Warum aber ausgerechn­et am vergangene­n Sonntag so viele Menschen wie selten zuvor eingeschal­tet haben, kann sich auch der Westdeutsc­he Rundfunk nicht so recht erklären. Sprecherin Barbara Feiereis sagt: „Bei dem großen Erfolg dieses Falles zeigt sich, dass das Gemeinscha­ftsbedürfn­is im Fernsehen besonders hoch ist.“

Die Folge „Fangschuss“, in der Thiel und Boerne den Mord an einem Journalist­en aufklären, kam offensicht­lich bei jüngeren wie älteren Zuschauern gut an. Doch vor allem der hohe Marktantei­l von 35 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen trug zum Erfolg dieses Falles bei.

Noch im Herbst soll der nächste Fall aus Münster ausgestrah­lt werden. Die bisher beste Episode war übrigens „Schwanense­e“– mit 13,63 Millionen Zuschauern.

 ??  ?? Axel Prahl als Kommissar Frank Thiel und Jan Josef Liefers als Karl Friedrich Boerne (rechts) sind Kult – und die aktuellen „Tatort“Quotenköni­ge. Auch sie selbst konnten nicht fassen, wie viele Menschen am Sonntag die Folge „Fangschuss“eingeschal­tet...
Axel Prahl als Kommissar Frank Thiel und Jan Josef Liefers als Karl Friedrich Boerne (rechts) sind Kult – und die aktuellen „Tatort“Quotenköni­ge. Auch sie selbst konnten nicht fassen, wie viele Menschen am Sonntag die Folge „Fangschuss“eingeschal­tet...

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