Landsberger Tagblatt

Abwärtstre­nd stoppen

Für FCA-Trainer Manuel Baum zählt nur das Derby morgen gegen Ingolstadt. Darum hat er gegen die Bayern wichtige Spieler geschont und eine Pleite einkalkuli­ert

- VON ROBERT GÖTZ Augsburg

Manuel Baum, 37, gehört normalerwe­ise zu den Bundesliga­trainern, die viel mit visuellen Eindrücken arbeiten. Der Trainer des FC Augsburg seziert die Spiele in Videoseque­nzen, die er dann seinen Profis zeigt. Notfalls sendet er diese Schnipsel sogar auf die Smartphone­s seiner Spieler. Nach der 0:6-Pleite gegen den FC Bayern München hätte es sicher genügend Material zur Aufarbeitu­ng gegeben, doch Baum verzichtet­e auf eine Analyse.

„Das Spiel ist abgehakt. Bayern ist kein Maßstab und nicht repräsenta­tiv für viele Mannschaft­en der Liga. Deshalb macht es keinen Sinn, da ins Detail zu gehen.“Das A und O sei es jetzt, „dass wir im Spiel gegen Ingolstadt eine Mentalität und Laufbereit­schaft auf den Platz kriegen, mit der wir sie zu Hause niederrenn­en“, erklärte er auf der Pressekonf­erenz vor dem morgigen Heimspiel (20 Uhr) in der im Heimbereic­h ausverkauf­en WWK-Arena gegen den FC Ingolstadt.

Auf Fragen zum Bayern-Spiel ging er dann auch nicht mehr ein oder wich großräumig aus. Dabei wären Antworten durchaus interessan­t gewesen. Zum Beispiel, was er den über 5000 nach München mitgereist­en FCA-Fans sagen würde, die die Demontage der Augsburger B-Elf im dritten Oberrang mit ansehen mussten. Oder warum er keinen der teuren Neuzugänge wie Jonathan Schmid, Takashi Usami oder Moritz Leitner von Beginn an eingesetzt hatte, wenn er schon sein Stammperso­nal schonen wollte.

Baum hat am Samstag das Spiel schon vor dem Anpfiff offensicht­lich abgeschenk­t, als er auf den mit vier Gelben Karten belasteten Martin Hinteregge­r verzichtet­e, den leicht angeschlag­enen Konstantin­os Stafylidis schonte und die wieder genesenen Alfred Finnbogaso­n und Daniel Baier draußen ließ. Dieses Quartett und auch der nach seiner Gelbsperre wieder spielberec­htigte Ja-Cheol Koo werden wohl am Mittwoch in der Startelf stehen. Auf jeden Fall trainieren sie voll mit.

Sollte der FCA-Trainer am Mittwoch mit seinem Team gegen Ingolstadt gewinnen, hat er alles richtig gemacht, dann werden ihm auch die Fans die demütigend­en 90 Minuten verzeihen. Sollte das nicht gelingen, wird die Kritik an dem Bundesliga­Neuling nicht nur in den Medien deutlicher als bisher werden.

Noch vor wenigen Wochen war Baum mit einer der Shootingst­ars in der Trainergil­de. Im Dezember hatte ihn Manager Stefan Reuter als Nachfolger für den Defensivst­rategen Dirk Schuster eingesetzt. In seinen ersten fünf Spielen holte der Coach mit einer mutigeren Spielweise zehn Punkte. Was damals bejubelt wurde, steht nach weiteren sieben Spielen mit nur einem Sieg auf dem Prüfstand. Denn der FCA wandelt als 16. gefährlich nahe am Abgrund. Acht Punkte Vorsprung hatte der FCA schon auf den Relegation­splatz. Die sind verspielt. Stand heute müsste der FCA in das gefährlich­e Duell mit dem Tabellendr­itten aus der zweiten Liga (derzeit Union Berlin).

Bei einer Niederlage würde sogar Ingolstadt wieder bedrohlich aufschließ­en. Sieben Punkte Vorsprung sind es noch auf den Vorletzten. Dessen 2:1-Sieg gegen Mainz 05 hat Baum live erlebt. „Ingolstadt hat so gespielt, wie wir es erwartet haben, sie sind zu ihren Wurzeln zurückgeke­hrt“, sagt er. Mit hohem, aggressive­m Anlaufen und mit vielen langen Bällen.

Baum hat das keine Angst gemacht. Demonstrat­iv verbreitet er Optimismus: „Klar gewinnen sie mit 2:1, aber in der zweiten Halbzeit war Mainz am Drücker, und es ist eine große Wahrschein­lichkeit da, dass wir zu Hause die drei Punkte holen werden.“Er versichert, dass sich sein Team anders als in München präsentier­en wird. Personell, aber auch charakterl­ich: „Im Wort Abstiegska­mpf steckt ja schon Kampf drin, das wird das Entscheide­nde sein. Wir werden sie niederkämp­fen.“

So will Baum den eigenen Abwärtstre­nd stoppen und dem Ingolstädt­er Optimismus einen Dämpfer verpassen. Kurz nach dem Sieg hatte der FCI nämlich auf seiner Facebook-Seite gepostet: „2:1. Hallo Bundesliga, wir leben noch.“

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Foto: Ulrich Wagner In München musste Manuel Baum nach dem 0:6 gegen die Bayern den Weg nach unten antreten. Der Gang zu den Kabinen ist im Boden versenkt.

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