Wo Jugendliche den Umgang mit Geld lernen
Banker fordern ein Fach, das auf die Wirtschaft im Alltag vorbereitet. In Baden-Württemberg gibt es das jetzt
Wozu Prozentrechnen in der Schule gut ist? Zum Beispiel für den Moment, in dem jemand ein Telefon oder ein Auto in Ratenzahlung und mit Zinsen kauft. Solche und ähnliche Beispiele haben wohl die meisten Schüler schon einmal gehört. Dennoch taucht eine Forderung immer wieder auf, so regelmäßig wie Schulaufgaben oder Zeugnisse: Schüler sollen Dinge mit stärkerem Praxisbezug lernen. Zum Beispiel den Umgang mit Finanzen – ein Schulfach, in dem Verträge, Konten und Wertpapiere auf dem Plan stehen.
Gerade haben Bankenvertreter aus Europa für eine bessere finanzielle Erziehung für Schüler geworben. Die gleiche Forderung war auch schon von Jugendlichen selbst zu hören. Bei der European Money Week haben Bankenvertreter zusammengetragen, wo Schüler Kenntnisse in diesem Themengebiet vermittelt bekommen. In Deutschland ist das der Liste zufolge in genau einem Bundesland der Fall: in Baden-Württemberg. Ganz richtig ist diese Einordnung nicht.
Dort ist zwar zu Beginn dieses Schuljahrs ein neues Schulfach mit dem Namen „Wirtschaft/Berufsund Studienorientierung“(WBS) eingeführt worden. Unterrichtet wird es aber erst ab dem kommenden Schuljahr. Besonders ist aber die finanzielle Erziehung. Bayerische Schüler, die sich mit Geldanlage näher beschäftigen wollen, haben beispielsweise beim Planspiel Börse die Gelegenheit dazu. Im Unterricht spielt der Umgang mit Geld keine große Rolle.
In Baden-Württemberg soll das in Zukunft anders sein. Der neue Bildungsplan ist bereits in Kraft getreten, wird aber schrittweise eingeführt. Das heißt, dass die neuen Fächer und Unterrichtsinhalte nach Klassenstufen gestaffelt dazukommen. Bei Schülern der Hauptschulen, Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen wird das neue Fach WBS ab der 7. Klasse unterrichtet und im Schuljahr 2017/2018 eingeführt – dann besuchen die ersten Schüler, die nach dem neuen Bildungsplan lernen, diese Jahrgangsstufe. An Gymnasien wird das Schulfach ab der 8. Klasse unterrichtet.
„Irgendwann muss man sich mit den Themen auseinandersetzen“, sagt Christine Sattler, Sprecherin des Kultusministeriums in BadenWürttemberg. Das neue Fach WBS soll sowohl auf den Beruf als auch aufs Privatleben vorbereiten. Auf dem Plan steht neben klassischen In haltendes Wirt schafts unterrichts inder Schule zum Beispiel das Thema Geldanlage. Darauf hatten Banker, Unternehmens vertreter und Schüler in der Vergangenheit immer wieder gepocht. „Eines der zentralen Anliegen ist, dass das Fach konkrete Lebensinhalte darstellt, mit denen die Schüler selbst konfrontiert werden“, sagt Sattler.
Neu erfunden hat das baden württembergische Kultusministerium das Rad mitWBSnicht.D er Themenblock „Wirtschaftliches Handeln privater Haushalte“steht beispielsweise für die Jahrgangsstufe 8 auf dem Lehrplan für Gymnasien in Bayern, ein Jahr später wird dort die rechtliche Perspektive beleuchtet. Bei der beruflichen Orientierung sollen zum Beispiel bayerische Realschüler in der 8. und 9. Klasse Hilfe bekommen.
Im Unterschied dazu soll in Baden-Württemberg der zukünftige Alltag der Schüler zumindest den Plänen nach besonders stark im Fokus stehen.