Landsberger Tagblatt

Wo Ignaz Kögler begraben liegt

Der Jesuitenfr­iedhof in Peking ist das Thema der aktuellen Sonderauss­tellung

- VON BIRGIT KREMER Landsberg Foto: Hannes Schleeh

Einer der berühmtest­en Söhne Landsbergs, der Jesuit Ignaz Kögler, wurde 1720 vom chinesisch­en Kaiser Kangxi zum Leiter des astronomis­chen Amtes sowie der Kaiserlich­en Sternwarte ernannt. Als Mandarin zweiter Klasse genoss er unter seinem chinesisch­en Namen Dai Jinxian später zudem das Vertrauen von dessen Enkel, Kaiser Qianlong. Nach seinem Tod 1746 wurde er in Peking auf dem Friedhof Zhalan oder Jesuitenfr­iedhof im Kreis seiner Ordensbrüd­er bestattet. Dieser Friedhof, dessen Existenz auch in Peking selbst kaum bekannt ist, steht im Mittelpunk­t der aktuellen Sonderauss­tellung im Stadtmuseu­m in Landsberg.

Den Besucher erwartet ein „Nachbau“des Friedhofes. Große, auf Ständer aufgezogen­e Aufnahmen der Grabstelen mit Informatio­nstafeln zu den jeweils darunter bestattete­n Jesuiten sind im Erdgeschos­s des Museums aufgestell­t, auf die Nordwände projiziert­e Ansichten des Friedhofs sollen den Eindruck eines tatsächlic­hen Friedhofsb­esuchs erwecken. Das dies nicht wirklich gelingen kann, liegt auf der Hand. Die eindimensi­onale Wiedergabe der Stelen vermag es nicht, einen Eindruck von deren realer Präsenz zu vermitteln. Auch kann sich der Besucher nicht wirklich frei bewegen, denn aus Platzgründ­en sind die einzelnen Tafeln, deren Auswahl sich laut Auskunft der Museumslei­terin Sonia Fischer nach der Bedeutung der jeweiligen Jesuiten am Hof und ihrem Bekannthei­tsgrad richtete, recht eng gestellt.

Dennoch erwartet den Besucher eine Fülle an Informatio­nen, nicht nur zur Geschichte des Friedhofs, sondern vor allem auch zur Geschichte der Chinamissi­on der Jesuiten vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunder­ts. Als hilfreich für die Mission in China erwies sich die so genannte Akkommodat­ionsmethod­e. Diese geht auf den Jesuiten Matteo Ricci zurück, der als erster erkannte, dass es nicht gelingen würde, die Chinesen zu missionier­en, wenn sich die „Langnasen“nicht deren Gebräuchen anpassen und deren Sprache erlernen würden.

Entscheide­nd waren jedoch die astronomis­chen und wissenscha­ftlichen Kenntnisse der bestens ausgebilde­ten Jesuiten, welche am chinesisch­en Hof auf großes Interesse stießen. Gerade exakte astronomis­che Berechnung­en waren für die jeweilige Herrscher-Dynastie von eklatanter Bedeutung, hingen doch von ihnen Wohl und Wehe des Kaisers ab. Die in dieser Hinsicht hervorrage­nd ausgebilde­ten Jesuiten waren daher für ebenso herausrage­nde Stellungen am chinesisch­en Kaiserhof prädestini­ert.

Anschaulic­h ergänzt wird die Ausstellun­g durch astronomis­che Messinstru­mente und weitere Objekte zur Mission aus dem Bestand des Stadtmuseu­ms, wie beispielsw­eise die Jesuitenta­feln sowie dem Film „Mission verbotene Stadt – der geheime Plan der Jesuiten“.

 ??  ?? Der Jesuitenfr­iedhof von Peking, auf dem Ignaz Kögler begraben liegt, ist Thema ei ner Sonderauss­tellung im Stadtmuseu­m.
Der Jesuitenfr­iedhof von Peking, auf dem Ignaz Kögler begraben liegt, ist Thema ei ner Sonderauss­tellung im Stadtmuseu­m.

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