Landsberger Tagblatt

Viele Steine, aber wenig Papier in Geltendorf

Bei der Fastenpred­igt in Hausen kam einiges zur Sprache, nachdem es anfangs so ausgesehen hatte, als würde heuer Bruder Barnabas gar nichts mehr sagen wollen

- (ar)

Hausen Starkbierf­est ohne Fastenpred­igt? Danach hat es am Samstag in Hausen ausgesehen. Bruder Barnabas alias Thomas Keil kam heuer nicht wie sonst erhobenen Hauptes und grüßte die Gäste auch nicht, sondern blickte auf den Boden und verkündete eine traurige Nachricht: „Aufgrund des vergangene­n Faschingsu­mzuges mit gerichtlic­hen Folgen wird er keine Predigt halten“, sagte er und verließ das Rednerpult wieder, um zu den Veranstalt­ern des Starkbiera­bends – Schützenme­isterin Maria Meißner und Feuerwehrv­orsitzende­r Bernd Feuerborn – zu gehen, drehte dann aber seinen Kopf zur Seite und verkündigt­e den Gästen mit einem verschmitz­ten Lächeln ein „April, April“und wandte sich schließlic­h seiner Predigt zu.

Als Erstes prangerte Bruder Barnabas den Weg zur Urnenwand im Friedhof an, denn der ist auch seit seiner Ermahnung vor einem Jahr immer noch nicht gepflaster­t worden. Auch der Pfarrer kam nicht ungeschore­n davon. Ein weißer BMW X1 stehe immer dort, wo kein Auto stehen dürfe, auf dem Weg zur Kirche. Bruder Barnabas meinte: „Jetzt wäre das geklärt, und wir hoffen darauf, dass er woanders parkt, sonst stellen wir a Parkuhr auf.“Auch zum Flurumgang hatte Bruder Barnabas etwas anzumerken: Der Pfarrer gehe zu schnell und die alten Leute könnten nicht Schritt halten.

Verkehrspr­obleme gibt es auch bei der Hausener Feuerwehr, wegen der zu schmalen Fahrgasse: „Um im Feuerwehrh­aus zu parken, muss man die Spiegel anklappen“, so Barnabas weiter: „Man könnte fast glauben, dass die Gemeinde das nicht interessie­rt.“Anschließe­nd wurde gleich noch die „hirnlose Planerei“angeprange­rt, wo für das Feuerwehrh­aus 150 000 und für die Mehrzweckh­alle 90 000 Euro beim Fenster hinausgesc­hissen worden seien. Barnabas’ Botschaft an die Gemeinderä­te: „Jetzt reißt’s Eich moi z’samm und gebt’s do mal Gas“.

Heuer sang Bruder Barnabas auch Gstanzln. Zum einen ging es um die Freinacht, zu der er reimte: „In da Freinacht ist’s gscheh’n, in Göndarf drüben, oh du Graus. Do ham’s de Ortsschild­er zuaklebt, seitdem find’t koa Göndarfer mehr raus.“Auch warum im vergangene­n Herbst kein Zirkus in Geltendorf auftreten durfte, war Bruder Barnabas erklärlich: „Der Bürgermeis­ter hat’s erklärt: Frist versäumt, Manege gesperrt. Die Frist, sie war sehr wohl gewahrt! Das hat sich später offenbart. Die Gemeinde witterte Konkurrent­en! Denn Clowns ham’s selber im Rathaus do drenten.“

Als ein Münchner Fernsehsen­der in Hausen und Geltendorf drehte, wurde auch im Bürgermeis­terbüro gefilmt. Was man dabei zu sehen bekam, formuliert­e Barnabas so: „Prähistori­sche Steine und so manch ein Kitsch, jaaa Willi, bei dir hod’s ja ausg’schaut wia in da Kiesgruab beim Ditsch“. Anderes geht im Rathaus dagegen oft verloren: „Viele Anträge sie verschwind­en. Auf der Gemeinde sie kommen weg. Bei den Bürgern is schon’s G’red vom Göndarfer Bermuda-Dreieck: Weil da Hänle ois verliert, wird ois, wo rei kimmt, glei kopiert. Ja weil dann is glei garantiert, dass ’s Original neamands verliert“. Und Bruder Barnabas beließ es nicht nur beim Reden, sondern übergab Bürgermeis­ter Wilhelm Lehmann auch eine Packung Kopierpapi­er.

Völlig verschwitz­t verließ Barnabas das Rednerpult. Was vielen nicht aufgefalle­n ist, dass Bruder Barnabas einen Karnevalso­rden vom Karnevalsv­erein Mainz trug. Dort ist Thomas Keil Mitglied und man sieht, dass in Bayern der Übergang von der Fastnacht zur Fastenzeit offenbar recht fließend ist ...

Den Starkbiera­nstich hatte Bürgermeis­ter Lehmann mit zwei gekonnten Schlägen und leichten Spritzern vollzogen. Mit einem „O’zapft is“wurde dann der süffige Ritterbock aus der Nachbarort­schaft ausgeschen­kt. Gleich von Anfang an heizten die Hausener Dorfmusika­nten unter der Leitung von Ralf Keckeis die Stimmung an.

Nach der Fastenpred­igt folgten noch Wettkämpfe von neun Vereinen in den Diszipline­n: Nageln, Schlau-Hauser-Quiz und Erraten einer Euro-Summe in einer großen Münzflasch­e. Den ersten Platz belegten die Bergschütz­en aus Walleshaus­en, den zweiten Platz der Burschenve­rein aus Hausen und den dritten Platz der Krieger- und Soldatenve­rein Hausen. Übrigens, in der Münzflasch­e waren exakt 477,77 Euro.

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Foto: Alwin Reiter Das schmeckte dem Hausener Publikum: Ein süffiges Starkbier und eine deftige Predigt von Bruder Barnabas alias Tho mas Keil.

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