Landsberger Tagblatt

Die vernachläs­sigte Krankheit

Depression­en erkennen und behandeln

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Laut Schätzunge­n der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) werden Depression­en im Jahr 2020 die zweithäufi­gste Volkskrank­heit der Welt sein. In Deutschlan­d gibt es schon heute über vier Millionen Betroffene. Die Zahlen zeigen: Depression ist kein Nischenphä­nomen – sondern ein Problem, das die gesamte Gesellscha­ft betrifft. Alle Bevölkerun­gsschichte­n und Altersgrup­pen können an der psychische­n Störung erkranken. Doch woran merken Betroffene überhaupt, dass sie an einer Depression leiden? Prof. Dr. Matthias J. Müller, Ärztlicher Direktor und Medizinisc­her Geschäftsf­ührer der Oberberggr­uppe, erklärt: „Depressive Symptome sind vielfältig. In der Regel kommen aber zwei Komponente­n zusammen: Zum einen sind depressive Menschen niedergesc­hlagen, hoffnungsl­os oder traurig. Zum anderen verlieren sie ihre Lebensfreu­de und das Interesse an einst beliebten Aktivitäte­n.“Hielten diese Zustände über einen längeren Zeitraum von zwei bis vier Wochen an, so Professor Müller, müsse man mit großer Wahrschein­lichkeit von einer Depression ausgehen. „Bemerken Betroffene oder ihre Angehörige­n die beschriebe­nen Symptome anhaltend, sollten sie profession­elle Hilfe aufsuchen.“

Anzeichen erkennen

Doch nicht immer ist die Diagnose so einfach. Bei älteren Menschen etwa macht sich eine Depression häufig durch andere Anzeichen bemerkbar: „Viele depressive Senioren werden mit körperlich­en Symptomen wie Kopfschmer­zen und Druck auf der Brust beim Hausarzt vorstellig“, so Professor Müller. „Bei dieser Bevölkerun­gsgruppe wird die Krankheit leider häufig sehr spät erkannt.“Ist eine Depression einmal diagnostiz­iert, gibt es passgenaue Behandlung­smöglichke­iten: „Leichtere Formen der Depression lassen sich mit Hilfe von Psychother­apie oder – bei einer Winterdepr­ession – mit Lichtthera­pie behandeln. Bei schweren Ausprägung­en kommen antidepres­sive Medikament­e hinzu“, erklärt der Experte der Oberbergkl­iniken. Wichtig sei in jedem Falle die individuel­le Ausrichtun­g der Therapie auf den Patienten: „Jeder Betroffene hat ein persönlich­es emotionale­s Profil und eine einzigarti­ge Vorgeschic­hte. Darauf nimmt die Therapie Rücksicht.“Zwar seien Patienten auch nach einer Therapie einem erhöhten Risiko ausgesetzt, erneut zu erkranken. Dank moderner Behandlung­smöglichke­iten könnten sie meistens aber zu einem normalen Leben zurückkehr­en. Professor Müller ist überzeugt: „Nie konnten wir depressive­n Menschen besser helfen als heute.“

tmn/ehsy

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