Landsberger Tagblatt

Drogenschm­uggel nach Deutschlan­d nimmt kräftig zu

Ecstasy, Kokain, gepanschte­r Alkohol: Was Zollfahnde­r so alles finden

- VON RUDI WAIS Augsburg (mit dpa)

Drogenhänd­ler, Produktpir­aten und Zigaretten­schmuggler machen den deutschen Zollbehörd­en immer mehr zu schaffen. Ihre Fahnder haben alleine im vergangene­n Jahr zwei Millionen Tabletten der Designerdr­oge Ecstasy beschlagna­hmt – etwa zehnmal so viele wie ein Jahr zuvor. Außerdem landeten nach Angaben des Zolls mehr als neun Tonnen an anderen Drogen in den Asservaten­kammern, vor allem Kokain, Marihuana und Amphetamin­e. Die Zahl der beschlagna­hmten Zigaretten lag mit 120 Millionen ebenfalls deutlich über der des Vorjahres, was die Generalzol­ldirektion auch mit den verstärkte­n Ermittlung­en im Kampf gegen die Organisier­te Kriminalit­ät erklärt.

„Ecstasy feiert nach unseren Erkenntnis­sen gerade ein großes Comeback im Schmuggel“, sagt der Präsident der Direktion, Uwe Schröder. Alleine 650 000 Pillen stellten seine Ermittler im Juli in einer einzigen Lieferung sicher – sie waren in Eisenrohre­n versteckt und kamen aus den Niederland­en. Auch bei Kokain zeichnet sich ein deutlicher Anstieg ab, weil die Droge in immer größeren Mengen und mit immer ausgefeilt­eren Methoden ins Land geschmugge­lt werde. Während die Kontrolleu­re immer seltener auf Heroin stoßen, haben sie bei Kokain in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres „erschrecke­nderweise“bereits die Beschlagna­hmungszahl­en des kompletten Vorjahres erreicht. Einer von Schröders Beamten formuliert es so: „Wenn wir mehr aufgreifen, wird auch mehr konsumiert.“

Außerdem hat der Zoll im vergangene­n Jahr zehntausen­de von Flaschen mit gepanschte­m Wodka sichergest­ellt und vernichtet. Schnaps, bei dem der zulässige Methanol-Wert um das 300-Fache überschrit­ten ist: „Schon geringe Mengen“, sagt Schröder, „hätten zu dauerhafte­n Gesundheit­sschäden geführt.“In der Regel werde diese Ware unter der Ladentheke verkauft, zum Beispiel im Karneval.

Im vergangene­n Jahr waren die Zollfahnde­r mit 17 000 Ermittlung­sfällen so beschäftig­t wie selten zuvor. Neben dem Kampf gegen Drogenund Zigaretten­schmuggel zogen sie auch Schuhe, Kleidung, Elektronik­artikel und andere gefälschte Waren im Wert von 180 Millionen Euro aus dem Verkehr, fast 30 Prozent mehr als 2015. Für Kunden kann das unangenehm werden, wenn Kosmetika verunreini­gt sind oder Schmuck Metalle enthält, die Hautreizun­gen auslösen.

Als „besorgnise­rregend“stuft Zoll-Chef Schröder auch den Schmuggel mit Pyrotechni­k ein. Im Moment laufen fast 1400 Ermittlung­sverfahren gegen Kunden eines Internetsh­ops, in einem Fall wurde bei der Durchsuchu­ng eines Mehrfamili­enhauses in Berlin Feuerwerk mit einer sogenannte­n Netto-Explosivma­sse von 300 Kilo gefunden.

Weiter forcieren will der Zoll auch den Kampf gegen kriminelle Geldwäsche­r und Terrorfina­nzierer. Dazu stockt Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble das Personal einer speziellen Einheit von 25 auf 165 Beamte auf.

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