Landsberger Tagblatt

Ihr Ehemann hielt ihr den Rücken frei

Martina Kadmon ist Gründungsd­ekanin der neuen Medizinfak­ultät in Augsburg. Der Abschied aus Oldenburg fällt ihr schwer. Nicht nur Berufliche­s lockt sie in den Süden

- Foto: Universitä­t Oldenburg

Es war ein langes Ringen. Wann genau sie sich entschiede­n hat, in Augsburg die Medizinfak­ultät aufzubauen, vermag Martina Kadmon nicht mehr zu sagen. Zumal ihr bisheriger Arbeitgebe­r, die Universitä­t Oldenburg, sie nur ungern ziehen ließ. Bis vor ein paar Monaten arbeitete die Spezialist­in für die Behandlung von vererbbare­m Dickdarmkr­ebs noch hin und wieder in der Klinik. Dann widmete sich die 55-Jährige aber zunehmend der medizinisc­hen Ausbildung und stieß als Wissenscha­ftsmanager­in Innovation an. „Oldenburg jetzt zu verlassen ist gar nicht so einfach, weil vieles in Gang kam, was ich gern noch weiterbegl­eitet hätte“, sagt Kadmon.

Als eine von wenigen Frauen hat die gebürtige Südpfälzer­in es geschafft, sich in der akademisch­en Chirurgie zu behaupten. Seit 1996 ist sie Fachärztin, zwei Jahre später trat sie ihre erste Stelle als Oberärztin in Heidelberg an. Ab 2001 koordinier­te sie dort zudem die Ausbildung der Studenten. Dass für Martina Kadmon das Familienle­ben nicht zu kurz kam, hat sie vor allem ihrem Ehemann zu verdanken. Er hat als Koordinato­r für Transplant­ationsmedi­zin in Heidelberg weniger komplizier­te Arbeitszei­ten und sich sehr stark in der Erziehung der mittlerwei­le erwachsene­n Tochter engagiert.

Für sie selbst waren Tage mit zwölf bis 14 Arbeitsstu­nden an der Universitä­tsklinik in Heidelberg normal. In den vergangene­n Wochen sei sie in Oldenburg bis zu 16 Stunden täglich mit der Einarbeitu­ng ihrer Nachfolger beschäftig­t gewesen, sagt sie. „Ich habe die Arbeit aber nie als Belastung gesehen!“Tatsächlic­h bereiteten ihr die Medizin und Wissenscha­ft sehr viel Freude und seien eine große Bereicheru­ng. „Entscheide­nd war und ist für mich, Familie und Beruf miteinande­r zu verbinden.“Diesem Ideal kommt die Ehefrau und Mutter nun näher. Denn Augsburg reizt Kadmon auch, weil es von Heidelberg – dem Wohnort ihrer Familie – nicht so weit entfernt ist wie Oldenburg. Genau zwischen Universitä­t und Klinikum hat die Medizineri­n in Augsburg eine Wohnung bezogen. Zeitökonom­isch sei das sehr wertvoll, betont sie. „Schließlic­h werde ich als Gründungsd­ekanin an beiden Orten sehr viel Zeit verbringen.“Der Aufbau eines Unikliniku­ms funktionie­rt ihrer Auffassung nach nur mit einer engen Bindung an die medizinisc­he Fakultät. Kadmon will bereits vorhandene Strukturen und Personal in Klinik und Uni beim Neuaufbau einbeziehe­n und miteinande­r verknüpfen.

Bleibt der Dekanin darüber hinaus noch etwas Freizeit, wird sie diese möglicherw­eise in den Alpen verbringen. „Ich treibe viel Sport, um mich fit zu halten. Wandern gehe ich zum Beispiel gern, dabei kommt mir die Lage Augsburgs sehr gelegen.“Auch attraktive akademisch­e Kontakte bieten sich Kadmon in Süddeutsch­land. Nach München unterhalte sie viele Kooperatio­nen. Vielleicht nutzt sie diese auch beim Aufbau der neuen Medizinfak­ultät.

Am morgigen Donnerstag wird Kadmon von der Augsburger Universitä­t offiziell als deren erste Dekanin vorgestell­t. Anika Zidar

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