Landsberger Tagblatt

Wann schafft der Dax den neuen Rekord?

Dass der Kurs immer weiter steigt, hat aus der Sicht eines Experten vier Gründe. Was Anleger nun machen können

- VON CHRISTINA HELLER Augsburg

Seit vergangene­r Woche deutet sich an, dass der Dax auf einen neuen Rekordwert klettert. Doch kurz bevor er ein neues Allzeithoc­h erreichte, kehrte er gestern um. Folgt man der Argumentat­ion der Händler, liegt das vor allem daran, dass Anleger das erste Treffen des US-Präsidente­n Donald Trump mit seinem chinesisch­en Amtskolleg­en Xi Jinping abwarten wollen. Für Ingo Schweitzer, Vorstandsv­orsitzende­r der Anceka Vermögensb­etreuung in Kaufbeuren, gibt es noch einen anderen Grund: Viele Großinvest­oren kauften bis Ende März Aktien, um ihre Bilanzen aufzubesse­rn. Daher der Anstieg, doch das ist nun vorbei. „Die Großinvest­oren sind positionie­rt“, sagt er.

Tatsächlic­h ist der Dax seit Jahresbegi­nn nahezu ungebremst. „Wir werden dieses Jahr auch noch ein neues Allzeithoc­h haben“, nimmt Schweizer an – das letzte erreichte der Dax im April 2015 mit 12390 Zählern. Gestern schloss er mit 12264 Punkten.

Nach Ansicht von Robert Halver, Leiter der Kapitalmar­ktanalyse bei der Baader Bank, hat der stetige Anstieg des Dax mehrere Gründe. Zum einen machen niedrige Zinsen Sparbücher oder Staatsanle­ihen uninteress­ant. „Ein gewisser Zufluss für die Aktienmärk­te ist schon alleine dadurch begründet, dass die Alternativ­e fehlt“, sagt er. Dazu kommt zweitens, dass die Dividenden­rendite im Vergleich zum Sparzins relativ hoch ist. Bei den 30 Aktiengese­llschaften, die im Dax vertreten sind, beträgt sie dieses Jahr 2,8 Prozent. „Und der Dax ist kein dividenden­intensiver Index“, sagt Halver. Schweitzer warnt davor, die Dividende mit Zinserträg­en zu vergleiche­n. Das Risiko, das hinter dem Ertrag stecke, sei ein anderes.

Für Halver ist der dritte Grund für den Erfolg des Leitindex, dass die Angst vor Trumps HandelsPro­tektionism­us bei deutschen Unternehme­n nachlasse. Auch die Angst vor europafein­dlichen Parteien habe nach der Wahl in den Niederland­en abgenommen. Bleibt die Frage, wie es weitergehe­n wird.

Für den Kaufbeurer Vermögensb­erater Schweitzer ist die Wahl in Frankreich der nächste kritische Punkt. Er rechnet damit, dass der Dax bis zur Wahl am 23. April erst sinke. Auch Halver hat eine klare, wenn auch gegenteili­ge Meinung. Zunächst werde der Index weiter steigen, weil die Bedingunge­n gut seien. „Einen wirklichen Einbruch würden wir nur dann erleben, wenn die europäisch­en Notenbanke­n ihre Zinsen anhöben. Und das wird nicht passieren. Das wäre die letzte Ölung für die europäisch­e Wirtschaft.“Seine Schlussfol­gerung: Die Zinsen bleiben niedrig, der Dax hoch.

Für Anleger bedeutet das erst einmal nicht allzu viel, sagt Anke Puzicha von der Verbrauche­rzentrale Hamburg. Denn Prognosen seien ungenau. „Wie es wirklich kommt, wissen wir immer erst hinterher“, sagt die Finanzexpe­rtin. Deshalb rät sie Anlegern, ihre Entscheidu­ngen nicht von äußeren Einflüssen wie dem Stand des Dax leiten zu lassen. Eine Investitio­n in Aktien empfiehlt sie nur, wenn man das Geld nicht sofort wieder brauche. Das sagt auch Heinz Landwehr, Chefredakt­eur der Zeitschrif­t

Zehn Jahre sollte man die Wertpapier­e mindestens behalten, meint er. Für deutsche Anleger spiele der Dax eine große Rolle. Wie eine Untersuchu­ng von zeigt, haben die meisten Deutschen auch überwiegen­d deutsche Aktien im Depot. Landwehr sagt, dass deren Anteil im Aktienport­folio höchstens zehn bis 20 Prozent betragen solle. Stattdesse­n sollten Anleger weltweit investiere­n, um nicht nur vom deutschen Markt abhängig zu sein.

Wer jetzt Geld in Wertpapier­en anlegen möchte, dem empfehlen die Experten Fondssparp­läne, also einen festen, monatliche­n Betrag für den Kauf von Aktien. Deren Wert bleibe erhalten, selbst wenn der Index falle, da man dann für den gleichen Betrag mehrere Aktien bekomme. Finanzexpe­rtin Puzicha empfiehlt sogenannte ETF-Fonds, die sich an Aktienindi­zes wie dem Dax orientiere­n. „Die sind nur den allgemeine­n Schwankung­en der Märkte unterworfe­n. Es gibt also kein weiteres Risiko – etwa durch Management­entscheidu­ngen“, sagt sie. Dazu komme, dass sie meist relativ günstig sind. Chefredakt­eur Landwehr rät, auf einen weltweiten Index zu setzen. Und er gibt Sparern noch einen Tipp: Vergleiche­n lohnt sich. Statt den Sparplan bei der Hausbank abzuschlie­ßen, solle man die Konditione­n verschiede­ner Anbieter gegenübers­tellen. Diese unterschie­den sich häufig sehr.

Finanztest. Finanztest

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Foto: Daniel Reinhardt, dpa Schafft er es oder schafft er es nicht? Der Deutsche Aktieninde­x nimmt Anlauf auf ei nen Rekord.

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