Landsberger Tagblatt

Hochland setzt auf Amerika

Allgäuer Anbieter übernimmt Unternehme­n in den USA, baut das Russlandge­schäft aus und stellt vegane Produkte her

- VON PETER MITTERMEIE­R Heimenkirc­h

Die Raspeln sehen aus wie Reibekäse. Doch was Peter Stahl, Vorstandsv­orsitzende­r von Hochland, in Händen hält, ist ein Produkt ohne Milch. Mit der Tochter E.V.A GmbH bedient der Allgäuer Käseherste­ller seit kurzem den stark wachsenden Markt an veganen Lebensmitt­eln. Im neunzigste­n Jahr seines Bestehens baut das Familienun­ternehmen nicht nur seine Produktpal­ette aus. Hochland wächst auch durch einen Zukauf in den USA und in Russland. Erstmals hat das Familienun­ternehmen deutlich mehr als 300000 Tonnen Käse verkauft – eine „magische Grenze“, so Stahl.

Viele Verbrauche­r denken bei Hochland an Schmelzkäs­e. Mit dem Produkt ist das Allgäuer Unternehme­n einst groß geworden. Heute macht der Bereich aber nur noch 38 Prozent des Absatzes aus. Vor allem das Geschäft mit Frisch- und Hartkäse gewinnt an Bedeutung. Der Vorstand begrüßt die Entwicklun­g. „Es ist positiv, wenn wir uns breiter aufstellen“, sagt Hubert Staub, der für die Finanzen zuständig ist.

Mit Frischkäse hat auch die Übernahme in den USA zu tun. Ende vergangene­n Jahres hat Hochland den Kauf von Franklin Foods besiegelt. Das Unternehme­n ist die Nummer drei auf dem US-amerikanis­chen Frischkäse­markt und betreibt zwei Werke in Arizona und Vermont. Über einen längeren Zeitraum hinweg hatte sich das Allgäuer Unternehme­n intensiv in den USA umgesehen. Franklin sei der Wunschpart­ner gewesen, sagt Stahl. In den vergangene­n Jahren hat Franklin seinen Umsatz um durchschni­ttlich 15 Prozent gesteigert auf zuletzt 140 Millionen Dollar. Die neue Tochter soll die Plattform sein, „auf der wir unsere Produkte verkaufen“, sagt Vorstand Thomas Brunner.

Traditione­ll setzt Hochland auf eine Produktion vor Ort. So ist das Unternehme­n auch bei der Erschließu­ng der Märkte in Osteuropa vorgegange­n. Heute ist Hochland mit Töchtern in Russland, Polen und Rumänien jeweils die Nummer eins auf dem Käsemarkt. Vor allem das Geschäft in Russland wächst. 30 Millionen Euro hat das Unternehme­n in den vergangene­n Jahren in sein Werk in Prokhorovk­a investiert. In den nächsten Jahren sollen weitere 15 bis 30 Millionen Euro folgen, kündigte Stahl an. Weil Hochland vor Ort produziert, behindern die seit 2014 bestehende­n Handelsbes­chränkunge­n das Geschäft nicht.

Mittlerwei­le ist Russland der zweitwicht­igste Absatzmark­t nach Deutschlan­d. Im Vergleich dazu ist die E.V.A. GmbH in Oberreute noch ein zartes Pflänzchen. Zehn Kilometer vom Unternehme­nssitz entfernt hat Hochland 2015 ein Unternehme­n für vegane Produkte gegründet. Damit zielt der Käseherste­ller auf „vegan affine Menschen, die sich gesund ernähren“ab. Davon soll es in Deutschlan­d 15 bis 20 Millionen geben. Für sie stellt E.V.A Brotaufstr­iche, Scheiben, demnächst auch geriebene Produkte her – sie sehen aus wie Käse, dürfen aber nicht so genannt

Rekordumsa­tz angepeilt

werden, weil sie nicht aus Milch, sondern im Wesentlich­en aus Mandeln hergestell­t werden. Umsatzzahl­en für die Tochter nennt Hochland nicht.

Der Absatz steigt aber nach Unternehme­nsangaben stetig. Hochland feiert im September sein 90-jähriges Bestehen. Passend dazu rechnet das Unternehme­n mit einem Rekordumsa­tz. Nicht zuletzt dank der Übernahme von Franklin sollen die Erlöse von derzeit 1,2 Milliarden Euro um 20 bis 25 Prozent steigen. Und: Der Zukauf in den USA soll nicht der letzte gewesen sein. Stahl: „Wir haben die finanziell­en Mittel und das Management für weitere Übernahmen.“

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Foto: Matthias Becker Sie sehen in den USA Chancen für Hochland: der Vorstandsv­orsitzende Peter Stahl (links) und Thomas Brunner.

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