Landsberger Tagblatt

Prüfer haben Söder im Visier

ORH sieht Mängel im Finanzmini­sterium

- VON ULI BACHMEIER München

Ausgerechn­et der bayerische Finanzmini­ster, der mehr als jeder andere Ressortche­f in der Staatsregi­erung aufs Geld achten sollte, steht dieses Jahr im Mittelpunk­t des Berichts des Obersten Rechnungsh­ofs (ORH). Acht von 17 Beanstandu­ngen der staatliche­n Rechnungsp­rüfer betreffen das „Staatsmini­sterium der Finanzen, für Landesentw­icklung und Heimat“von Minister Markus Söder (CSU). Der 190 Seiten starke Bericht, der heute im Landtag vorgestell­t wird, liegt unserer Zeitung bereits vor.

Die Kritik der Rechnungsp­rüfer betrifft insbesonde­re angebliche Qualitätsm­ängel in der Arbeit der Finanzverw­altung. Fehler bei der Festsetzun­g von Versorgung­sbezügen für Beamtinnen und Beamte etwa hätten dazu geführt, dass der Staat in den Jahren 2012 bis 2015 über 15 Millionen Euro zu viel ausgezahlt habe. In zahlreiche­n Fällen stellte der ORH zudem fest, dass die vorgeschri­ebene Anrechnung von Renten auf die Versorgung­sbezüge unterblieb­en war. „Die Überzahlun­gen“, so heißt es in dem Bericht, „beliefen sich auf über 2,5 Millionen Euro.“

Auch bei der Erhebung von Steuern gibt es in Bayern nach Recherchen des Rechnungsh­ofs offenbar erhebliche Defizite. So seien bei der steuerlich­en Verrechnun­g von Verlusten in einer Stichprobe in jedem dritten Fall „Bearbeitun­gsmängel“festgestel­lt worden. Bearbeitun­gsdefizite gibt es laut ORH auch bei der Besteuerun­g von beschränkt Steuerpfli­chtigen und bei der Auswertung der Selbstanze­igen zu ausländisc­hen Kapitalert­rägen.

Und in einer Angelegenh­eit ist der Rechnungsh­of selbst tätig geworden: Er veranlasst­e Korrekture­n bei der Verteilung von Körperscha­ftsteuer zwischen den Ländern. „Das führte bisher“, wie es im Bericht heißt, „zugunsten Bayerns zu einem zusätzlich­en Körperscha­ftsteuerau­fkommen von insgesamt 85 Millionen Euro.“

Einmal mehr hat der ORH die Staatsregi­erung zudem zu mehr Sparsamkei­t ermahnt. Bereits jetzt zeichne sich ab, dass die geplanten Ausgaben in den Jahren 2017 und 2018 die geplanten Einnahmen deutlich übersteige­n werden. Der Finanzieru­ngssaldo liege in diesem Jahr bei minus 731 Millionen Euro, im kommenden Jahr bei 561 Millionen Euro – und das bei insgesamt steigenden Einnahmen.

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