Landsberger Tagblatt

Anleger sauer auf CSU Mann

Volker Ullrich verteidigt früheren Job

- VON JÖRG HEINZLE UND JAN KANDZORA

Augsburg Sie wollten einen Job, doch aus dem angekündig­ten Bewerbungs­gespräch wurde ein Verkaufsge­spräch: Vielfach berichtete­n Menschen, die in einen Fonds der Firma Opalenburg investiert­en, dass es ihnen so ergangen sei, heißt es von der Münchener Kanzlei CLLB. Nun wollen viele Anleger raus aus dem Vertrag oder ihr Geld zurück. Alleine die Kanzlei vertrete eine zweistelli­ge Anzahl von Mandanten gegenüber dem Unternehme­n, sagt Anwalt Henning Leitz. „Nach den Erkenntnis­sen, die wir haben, sind eine ganze Menge von Anlegern über Vermittlun­gsmethoden angeworben worden, die ich für unlauter halte.“

Im Aufsichtsr­at von Opalenburg saß jahrelang ein Mann, der heute den Wahlkreis Augsburg-Stadt im Bundestag vertritt: der Abgeordnet­e Volker Ullrich (CSU), von 2011 bis 2013 Ordnungsre­ferent der Stadt. Ullrich, ein Jurist und Diplom-Kaufmann, schied im April 2013 als Vorsitzend­er aus dem Gremium aus, wie aus Unterlagen im Handelsreg­ister hervorgeht. Das war ein halbes Jahr vor der Bundestags­wahl, bei der Ullrich als Direktkand­idat gewählt wurde. Da der CSU-Mann im Ausschuss für Recht und Verbrauche­rschutz sitzt, der sich auch mit Unternehme­n wie Opalenburg beschäftig­t, erregt seine damalige Tätigkeit nun Aufsehen. In einem Bericht des ZDF wurde die Frage aufgeworfe­n, ob der Abgeordnet­e einem Interessen­konflikt ausgesetzt ist. Der Sender lässt enttäuscht­e Anleger zu Wort kommen und zitiert aus einer Rede Ullrichs im Bundestag, in der er einen sogenannte­n Finanz-TÜV – eine strenge staatliche Kontrolle für Finanzprod­ukte – ablehnt. Allerdings vertritt Ullrich in der Rede die Sichtweise der Koalition. Union und SPD lehnten den Antrag der Linksparte­i ab.

Volker Ullrich entgegnet, er habe sich nichts vorzuwerfe­n. „Bei meiner früheren Aufsichtsr­atstätigke­it habe ich stets korrekt und nach den Vorschrift­en des Aktienrech­ts gehandelt“, teilt er mit. Eine finanziell­e Abhängigke­it gebe es nicht. Er habe lediglich um die 150 Euro im Monat mit seiner Tätigkeit bei der Opalenburg AG verdient. Er sei zu der Zeit als Rechtsanwa­lt tätig gewesen und in dieser Funktion auch in andere Aufsichtsr­äte berufen worden. Die Erfahrunge­n aus dieser Zeit hätten auch dazu geführt, dass er als Abgeordnet­er eine bessere Regulierun­g der Finanzmärk­te und des Verbrauche­rschutzes „federführe­nd vorangebra­cht“habe.

„Bei meiner früheren Tätig keit habe ich korrekt und nach den Vorschrift­en des Aktienrech­ts gehandelt.“Volker Ullrich, CSU

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Foto: Ulrich Wagner Volker Ullrich muss kritische Fragen be antworten.

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