Landsberger Tagblatt

Ist das der Durchbruch im Fall Bögerl?

Es war eines der rätselhaft­esten Verbrechen der vergangene­n Jahre. Noch immer sucht die Polizei den Mörder der Bankiers-Ehefrau aus Heidenheim. Jetzt gibt es eine neue Spur

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R Heidenheim 13. Mai 14. Mai 16. Mai 3. Juni Oktober 11. Juli 2011 Archivfoto: Stefan Puchner, dpa Tonaufnahm­e

Heiße Spur im Mordfall Maria Bögerl. Die Polizei fahndet seit Mittwochna­chmittag mit einer Sprachaufz­eichnung und einem Phantombil­d nach einem Tatverdäch­tigen. Gesucht wird ein Mann, Mitte 40, der aus der Gemeinde Königsbron­n (Landkreis Heidenheim) stammen soll. Der Tod der Bankiers-Ehefrau gilt als einer der großen ungelösten Mordfälle in Deutschlan­d. Am 12. Mai 2010 wurde die Frau des damaligen Heidenheim­er Sparkassen­chefs aus ihrem Haus im Ortsteil Schnaithei­m entführt und später tot aufgefunde­n.

Wie die Polizei Ulm auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt, sollen die nun veröffentl­ichten Hinweise bereits vom 27. Juli 2016 stammen. Zwei junge Männer begegneten damals in Hagen (Nordrhein-Westfalen) nachts einem alkoholisi­erten Mann, der offenbar mit der Tat prahlte. Dies sei den Passanten verdächtig vorgekomme­n, sodass sie geistesgeg­enwärtig das Gespräch mit dem Handy aufzeichne­ten und die Polizei alarmierte­n. Als diese eintraf, war der Unbekannte aber schon weg. Nach Auswertung der Töne hätte die „Soko Flagge“Täterwisse­n bei ihm festgestel­lt.

Der Verdächtig­e stammt laut der Tonaufzeic­hnung aus Ochsenberg in der Gemeinde Königsbron­n und ist früher Angehörige­r der Bundeswehr gewesen. Er habe dort einen Spezialleh­rgang bei einer PSVKompani­e (Psychologi­sche Vertei- absolviert, heißt es. Außerdem preist er – mit deutlich schwäbisch­em Einschlag – ein Bundeswehr-Kampfmesse­r (Aitor Jungle King III) als „bestes Überlebens­messer“der Welt an.

Bögerl, die zweifache Mutter, wurde damals mit einem Messer erstochen. Die blecherne Stimme behauptet nun, dass ein zweites solches Messer in den „Ochsenberg­er Wäldern“liege. Dort kenne er sich aus, aber er gehe nicht mehr hin. Möglicherw­eise ist das ein Hinweis auf die Tatwaffe. Auch spricht der Unbekannte von ● 12. Mai 2010 Maria Bögerl, 54, zweifache Mutter und Frau eines Sparkassen­chefs, wird aus ihrem Haus in Heidenheim entführt. Ihr Mann hinterlegt 300 000 Euro Lösegeld an vereinbart­er Stelle an der A 7. ● Das Geld wird nicht abge holt, der Kontakt zum Entführer bricht ab. Von der Frau fehlt jede Spur. ● Maria Bögerls Handy wird gefunden. Ihr Auto entdeckt die Po lizei nach Hinweisen im Hof des Klos ters Neresheim. ● Ein zunächst verdächtig­er Mann wird kurz nach seiner Fest nahme wieder freigelass­en. einem Bundeswehr­rucksack, in dem das Messer transporti­ert wurde.

Die Fahndung nach dem Schwaben, der 45 Jahre alt sein soll, verlief bisher erfolglos, sodass die Ermittler jetzt die Öffentlich­keit einschalte­ten. Der Mann wird so beschriebe­n: schlank, verwahrlos­te/ungepflegt­e Erscheinun­g, Dreitageba­rt, schwarze Haare, Muttermal unterhalb des rechten Auges und 1,80 Meter groß. Er war dunkel gekleidet.

Der neue Hinweis ist einer von über 10 000 Spuren in diesem rätseldigu­ng) ● 19. Mai Mit einem verzweifel­ten Appell wendet sich die Familie in der ZDF Sendung „Aktenzeich­en XY... un gelöst“an die Täter: „Bitte geben Sie uns unsere geliebte Mama, meine Frau, wohlbehalt­en zurück.“● Ein Spaziergän­ger entdeckt am Waldrand die Leiche von Maria Bögerl wenige Kilometer vom Wohn haus entfernt. ● Bei der Polizei geht ein anonymes Schreiben ein, nach dem die Lösegeldbe­schaffung sehr viel schneller hätte klappen können. ● Bögerls Ehemann tö tet sich selbst. (dpa) haften Mordfall. Aber bisher wohl der vielverspr­echendste. Zuletzt sorgte 2015 die Aussage eines Mannes aus Augsburg für Aufsehen. Er behauptete, die Täter zu kennen – was sich jedoch als Ente eines Betrügers erwies. „Nach unserer Einschätzu­ng könnte dieser Unbekannte tatsächlic­h der Mörder von Maria Bögerl sein“, sagte Michael Bauer von der Ulmer Polizei gestern in der

„Aktenzeich­en XY... ungelöst“, in der über die neuesten Erkenntnis­se in dem Fall und den Verdächtig­en berichtet wurde. Schon kurz nach der Ausstrahlu­ng hieß es, es habe „eine Reihe von Hinweisen“aus dem TVPublikum gegeben. Erste Überprüfun­gen von konkreten Personen seien noch am Abend angelaufen.

Zum Hintergrun­d: Die Ermittlung­en im Fall Bögerl reichten bis nach Ulm, das Fahrzeug von Maria Bögerl wurde am 14. Mai 2010 im Innenhof des Klosters Neresheim gefunden, ihre verweste Leiche Wochen später an einem Waldrand bei Heidenheim. Bögerls Ehemann, der zwischenze­itlich auch als Verdächtig­er galt, nahm sich später das Leben. Auch Massen-DNA-Tests haben die Ermittler bislang nicht auf die richtige Spur geführt. Nun erscheint die öffentlich­e Fahndung nach dem 45-Jährigen wie die letzte Chance, Klarheit zu erlangen.

ZDF-Sendung

Die ersten dramatisch­en Monate nach dem Verbrechen

Eine Stimmaufze­ich nung des Unbekannte­n ist auf der In ternetseit­e des Bundeskrim­inalamts (bka.de), Rubrik Fahndung, zu finden.

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Unzählige Male hat die Polizei seit dem Mord an Maria Bögerl große Suchaktion­en gestartet, wie hier in einem Rapsfeld – ohne Erfolg.
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Maria Bögerl†
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Phantombil­d

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