Landsberger Tagblatt

Der Gasteig wird saniert

Münchner Beschluss mit hohen Kosten

- München (dpa/rh)

Das Münchner Kulturzent­rum Gasteig mit Philharmon­ie, Volkshochs­chule, Stadtbüche­rei und einer Filiale der Musikhochs­chule soll generalsan­iert werden. Der Stadtrat der bayerische­n Landeshaup­tstadt hat gestern dem Mammutproj­ekt zugestimmt, das bislang mit bis zu 450 Millionen Euro veranschla­gt ist. Nach eigenen Angaben ist der Gasteig durch jährlich über 1,8 Millionen Besucher und rund 1700 Veranstalt­ungen das größte Kulturzent­rum Europas. Mit der grundsätzl­ichen Entscheidu­ng und der Freigabe von 14 Millionen Euro Planungsko­sten ist nun nach jahrelange­n Debatten auch klargestel­lt, dass München in den frühen 2020er Jahren über zwei neue Konzertsäl­e für große Orchester verfügen wird – eben über die dann sanierte Gasteig-Philharmon­ie und über den 2016 beschlosse­nen neuen Konzertsaa­l für das Sinfonieor­chester des Bayerische­n Rundfunks am Ostbahnhof, der bislang auf 250 bis 300 Millionen Euro veranschla­gt wird. Dort trägt der Freistaat den Löwenantei­l.

Im nächsten Schritt will die Stadt München die Kosten der 25 einzelnen Gasteig-Bauprojekt­e prüfen. Kernstück sind die Arbeiten in der Philharmon­ie, die mit bis zu 137 Millionen Euro zu Buche schlagen. Die Spielstätt­e des Orchesters der Münchner Philharmon­iker wird seit der Errichtung des Hauses vor rund 30 Jahren immer wieder wegen ihrer Akustik kritisiert. Bauliche Maßnahmen wie Reflektore­n und variierte Brüstungen sollen Abhilfe schaffen. Der zweithöchs­te Posten bei der Kostenvera­nschlagung betrifft die notwendige Grundsanie­rung des Gasteigs mit Erneuerung­en von Dach und Fenstern, von Heiz-, Elektro- und Sanierungs­anlagen (114 Millionen Euro). Auch die Renovierun­gen des (kleineren) CarlOrff-Saals, dazu des Foyers der Philharmon­ie und der Publikumsf­lächen in der Stadtbibli­othek könnten jeweils achtstelli­ge Summen von knapp unter beziehungs­weise knapp über 30 Millionen Euro benötigen. Geringer fällt eine geplante Terrasse mit Restaurant auf dem Dach des Kulturzent­rums ins Gewicht (um vier Millionen Euro).

Die Generalsan­ierung wurde vom Münchner Stadtrat bei nur einer Gegenstimm­e beschlosse­n. Dass

Heubisch stimmte zu – und äußerte gleichzeit­ig sehr deutliche Kritik

nun jede Einzelmaßn­ahme geprüft und finanziell bewertet werden soll, hängt nicht zuletzt mit der Kostenexpl­osion bei der Elbphilhar­monie Hamburg zusammen. „Wir wollen einen Kostendeck­el beschließe­n“, erklärte Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) am Rande der Stadtratss­itzung.

Bayerns ehemaliger Kunstminis­ter Wolfgang Heubisch (FDP) stimmte dem Vorhaben zwar ebenfalls zu, übte aber gleichzeit­ig deutliche Kritik. Es sei nicht ausreichen­d geprüft worden, ob ein Neubau des Gasteigs nicht kostengüns­tiger wäre, monierte er. Unzufriede­n ist Heubisch auch mit Plänen, während der mehrjährig­en Sanierung für die Philharmon­iker als Ausweichsp­ielstätte einen Holzsaal in MünchenRie­m zu bauen, der bis zu 40 Millionen Euro kosten könnte. „Das können wir den Bürgern in München nicht mehr erklären, dass wir für eine fünfjährig­e Nutzungsze­it 40 Millionen investiere­n“, sagte er. Der Gasteig-Geschäftsf­ührer Max Wagner geht indessen fest davon aus, den Holzbau später wieder verkaufen zu können: „Dadurch kann ein guter Teil der Kosten wieder hereinkomm­en.“Aber vielleicht kommt ja auch noch der historisch­e Herkulessa­al als Ausweichsp­ielstätte in Betracht.

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