Landsberger Tagblatt

Ist der Zug jetzt abgefahren?

Die Entscheidu­ng zum Bau einer Rampe in Kaufering ist vertagt. Der Bürgermeis­ter und der Tiefbauche­f sehen damit die Chancen auf eine zeitnahe Realisieru­ng der Barrierefr­eiheit vertan

- VON FRAUKE VANGIERDEG­OM Kaufering

„Das war der mit Abstand schlechtes­te Beschluss, den wir je gefasst haben“, machte Manfred Nieß (CSU) seinem Unmut Luft. Der Marktgemei­nderat Kaufering hatte mehrheitli­ch dafür gestimmt, eine Entscheidu­ng, ob am Kauferinge­r Bahnhof auf der Nordseite eine Rampe auf Kosten der Gemeinde hergestell­t werden soll, zu vertagen. Somit ist eine zeitnahe Umsetzung des langjährig­en Wunsches nach einem barrierefr­eien Bahnhof gefährdet, wie es Kauferings Tiefbauamt­schef Andreas Giampa befürchtet.

Denn, so Giampa, alle Bemühungen um eine weitere Förderung des Vorhabens durch den Freistaat Bayern seien damit mehr oder weniger zunichtege­macht worden. Den Grund für seinen Pessimismu­s begründet der Abteilungs­leiter damit, dass die Frist für den im Jahr 2008 erteilten Zuwendungs­bescheid am 1. Juli dieses Jahres auslaufe und nicht mehr verlängert werden könne. Danach müsse das Förderverf­ahren komplett neu aufgerollt werden. Das aber brauche Zeit – ein barrierefr­eier Bahnhof in Kaufering rücke somit wieder in weite Ferne.

Wie berichtet, soll der Kauferinge­r Bahnhof in den Jahren 2019 bis 2021 barrierefr­ei ausgebaut werden, damit Menschen mit Behinderun­g, Senioren oder Menschen mit Kinderwage­n oder schwerem Gepäck künftig keine Treppen mehr steigen müssen. Im genannten Zeitraum sind die notwendige­n Veränderun­gen und Umbauten wie Aufzüge oder eine Anhebung der Bahnsteige geplant. Jüngst wurde das Thema auch im Verkehrsau­sschuss des Bayerische­n Landtags behandelt, in dem die Pläne zum Ausbau einiger Stationen in Bayern präsentier­t wurden. Seit Jahren plant der Markt Kaufering eine Rampe auf der Nordseite, über die Passagiere ohne Barrieren zur Bahnunterf­ührung gelangen können. Bislang muss jeder Zugreisend­e Treppenstu­fen be- um zur Unterführu­ng zu gelangen.

Zurück zur jüngsten Marktgemei­nderatssit­zung. Im Jahr 2008, so Tiefbauamt­sleiter Andreas Giampa weiter, habe es sogar einen Grundsatzb­eschluss im Marktgemei­nderat gegeben. Darin wurde festgehalt­en, die Zuwendunge­n für die Planungen und den vorzeitige­n Baubeginn zu beantragen. Rund 50 Prozent an Zuwendunge­n, also etwa 250 000 Euro, erhalte die Gemeinde für den Bau der Rampe. „Bauen wir die Rampe nicht, sind diese Fördergeld­er weg, weil der Freistaat Bayern das Zuwendungs­verfahren dann beendet“, so Giampa. Zwar sei die Bahn nach wie vor in der Pflicht, Barrierefr­eiheit zu schaffen, habe aber noch keine Mittel für die Maßnahme in Kaufering auf dem Plan.

„Wir waren noch nie so nah am Bahnhof dran wie jetzt“, sagte Püttner zu Beginn der Diskussion, die nur deswegen in der Öffentlich­keit erfolgen konnte, weil zu Beginn der Sitzung unter Ausschluss der Öffentlich­keit dem Antrag stattgegeb­en worden war, den Tagesordnu­ngspunkt öffentlich zu behandeln. Grundsätzl­ich sei der Wunsch nach einem barrierefr­eien Bahnhof in Kaufering kein neues Thema, erinnerte Bürgermeis­ter Erich Püttner. Allerdings stehe der Markt Kaufering mit seinem Wunsch nach barrierefr­eiem Ausbau in Konkurrenz mit rund 3000 anderen Bahnhöfen in Bayern. Der Rathausche­f gab auch zu bedenken, dass die Möglichkei­t – bis vermutlich 2021 – einen barrierefr­eien Bahnhof zu bekommen, mit dem Rückzug der Gemeinde Kaufering aus den Planungen für eine Fußgänwält­igen, ger-Rampe unter Umständen vorerst vertan wäre. „Seit 15 Jahren ist bekannt, dass Kaufering eine Rampe bauen will, und nur deswegen ist die Bahn in die Planung jetzt eingestieg­en“, so der Bürgermeis­ter. Wie erläutert wurde, beabsichti­ge die Bahn lediglich, Aufzüge an den Gleisen 2 bis 5 zu realisiere­n.

Knackpunkt in der Diskussion im Marktgemei­nderat war, dass der Bau eines Aufzugs für einen barrierefr­eien Zugang zu den Gleisen Pflichtauf­gabe der Bahn sei und die Rampe eigentlich nicht notwendig sei, wie seitens GAL und SPD argumentie­rt wurde. Somit könnten die Kosten, die mit dem Bau auf die Marktgemei­nde zukämen, eingespart werden. Während die Befürworte­r der Rampenlösu­ng, darunter auch Manfred Huber (Kauferinge­r Mitte) die Leistungsf­ähigkeit hinbarrier­efreien sichtlich der Masse an Menschen, die über die Rampe zu ihren Zügen gelangen könnten, in den Vordergrun­d stellten, wünschten sich die Gegner weitere Gespräche mit der Bahn. Man könne sich vorstellen, für die Bahn mit dem Bau eines Aufzugs an Gleis 1 in Vorleistun­g zu gehen, so der Tenor. Der Kostenpunk­t beläuft sich auf rund 400000 Euro.

Ob und wann solche Gespräche stattfinde­n können, steht nach Ansicht von Bürgermeis­ter Püttner und Giampa in den Sternen – und auch daraus resultiere­nde Ergebnisse. Weil dem Antrag von Thomas Wiesmann (SPD) auf Vertagung einer Entscheidu­ng mit 12:9 Stimmen stattgegeb­en wurde, ist man jetzt im Rathaus Kaufering bemüht, zeitnah entspreche­nde Gespräche führen zu können.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Der barrierefr­eie Ausbau des Bahnhofs in Kaufering ist seit Jahren erklärtes Ziel von allen politische­n Gruppierun­gen. In den Plänen der Bahn ist der Ausbau vorgesehen. Jetzt gibt es in Kaufering allerdings Debatten, was die Realisieru­ng eines...
Foto: Thorsten Jordan Der barrierefr­eie Ausbau des Bahnhofs in Kaufering ist seit Jahren erklärtes Ziel von allen politische­n Gruppierun­gen. In den Plänen der Bahn ist der Ausbau vorgesehen. Jetzt gibt es in Kaufering allerdings Debatten, was die Realisieru­ng eines...

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