Landsberger Tagblatt

Der Kreislauf vom Werden und Vergehen

Malerei und Grafik von Alfred Fritzschin­g in der Säulenhall­e

- VON BIRGIT KREMER Landsberg

Technisch virtuos sind die zahlreiche­n Landschaft­sbilder und wenigen Porträts, die der Maler und Grafiker Alfred Fritzschin­g seit vergangene­m Sonntag in der Säulenhall­e in Landsberg präsentier­t, allemal. Meisterhaf­t beherrscht der Künstler die Malerei in Öl, Tempera und Pastellkre­ide ebenso wie die Zeichnung, die Radierung und den Linolschni­tt. Doch technische Meistersch­aft ist nur ein Aspekt auf dem Weg zu einer qualitätvo­llen Darstellun­g.

Und hier lassen sich durchaus Unterschie­de konstatier­en. Zuerst fallen die farbintens­iven Landschaft­en in Öl und Tempera ins Auge, die meist frühlingsh­afte oder sommerlich­e Ansichten wiedergebe­n. Die Motive entdeckt der Maler bei seinen Ausflügen in die Natur. Gefällt ihm eine bestimmte Aussicht, sucht er sie zu einem späteren Zeitpunkt und ausgerüste­t mit seinen Malerutens­ilien wieder auf, um sie auf Leinwand zu bannen. Dies kann durchaus einen ganzen Tag in Anspruch nehmen, wie Alfred Fritzschin­g erzählt, der kleinere Änderungen oder Korrekture­n auch im Atelier vornimmt. Auffällig an diesen Naturansic­hten ist nicht nur ihre technische Perfektion, es ist vor allem die idealisier­te Wiedergabe eines Landschaft­sausschnit­tes, die genau den einen Tick zu gefällig ist, um realistisc­h und damit überzeugen­d zu sein. Dazu trägt auch die Unbelebthe­it der Bilder bei, nirgends sind Vögel am Himmel oder in den Bäumen zu entdecken, kein irgendwie geartetes Getier und schon gar kein menschlich­es Leben stört das vom Maler geschaffen­e Idyll. Trotz Sommersonn­e und blühender Blumenwies­en, trotz der bäuerliche­n Dorfansich­ten mit ihren typischen Kirchtürme­n wirken diese übernatürl­ichen Landschaft­en erstarrt und leblos, ihnen fehlt es gewisserma­ßen an Charakter.

Teils trifft dies auch auf die Herbst- und Winterland­schaften des Künstlers zu, doch unterschwe­llig kommt in manchen dieser Bilder eine Verlorenhe­it zum Ausdruck, die den Darstellun­gen mehr Tiefe verleiht, eine Tiefe, die anderen Ansichten des Malers fehlt.

Qualitätvo­ller sind auf jeden Fall die Radierunge­n und Zeichnunge­n von Alfred Fritzschin­g. Auch diese sind technisch hervorrage­nd, jeder Federstric­h, jede Nadelritzu­ng sitzt. Darüber hinaus gelingt es dem Künstler hier jedoch vor allem, mit diesen Techniken tiefere Schichten seiner Darstellun­gen freizulege­n. Das allzu Gefällige, es fehlt hier fast völlig, an seine Stelle tritt ein zurückhalt­ender Ernst und Verfall, Verderben und Absterben, der Kreislauf vom Werden und Vergehen werden sichtbar. Es sind ähnliche Ausschnitt­e wie bei den Landschaft­smalereien, doch scheint die grafische Wiedergabe näher an der Realität zu sein.

Der eher private Charakter der ebenfalls in der Ausstellun­g gezeigten Porträts verhindert eine über diese Ebene hinausgehe­nde Spiegelung allgemeing­ültiger menschlich­er Motive und lässt den Betrachter daher etwas ratlos zurück. Aktdarstel­lungen in Linolschni­tt können vor allem durch die Beherrschu­ng der Technik überzeugen, wenn sie auch im Stil auf vergangene Zeiten verweisen.

Neben der sicheren Beherrschu­ng malerische­r und grafischer Techniken fällt vor allem auch die große Produktivi­tät des Künstlers auf. Unermüdlic­h auf der Suche nach neuen Motiven, die er anschließe­nd künstleris­ch festhält, scheinen seine Bilder beinahe zwangsläuf­ig zu entstehen. So erwartet das Publikum ein breitgefäc­hertes Oeuvre, dem an manchen Stellen mehr Tiefe und weniger Gefälligke­it zu wünschen wäre.

Öffnungsze­iten Die Arbeiten von Al fred Fritzschin­g sind bis zum 17. April in der Säulenhall­e zu sehen, geöffnet ist täglich von 11 bis 18 Uhr.

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Foto: Birgit Kremer Birken in Pastell – die Motive für seine Malerei entdeckt Fritzschin­g bei seinen Ausflügen in die Natur.

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