Leserbriefe
Im Sessel der Demokratie
Zu „Erdogan spaltet die Deutsch Türken“(Politik) vom 18. April: Liebe Deutsch-Türken, jene unter euch, die mit ihrer Stimme Erdogan gewählt haben, sollten auch den Mut aufbringen, Deutschland zu verlassen. Ihr macht es euch im Sessel der Demokratie gemütlich und wählt für eure Landsleute in der Türkei den Weg in die Diktatur.
Das ist nach meiner Ansicht Verrat an euren Landsleuten in der Türkei und nicht hinnehmbar. Geht und erntet, was ihr gesät habt. Jürgen Woettke, Kempten
Es ist unglaublich
Ebenfalls dazu: Das Wahlergebnis zu Erdogans „Präsidialsystem“ist ein Schlag ins Gesicht der Demokratie. Offensichtlich haben die „Deutsch-Türken“die Wahl in hohem Maße mitentschieden. Es ist unglaublich, dass Türken, die bei uns, in einem immer noch freien Land, leben, mithelfen, ihren Landsleuten in der Türkei eine Diktatur aufs Auge zu drücken! (Ich fand es auch unglaublich, dass sie es überhaupt durften!) Jeder, der hier mit Ja gestimmt hat, sollte in die Türkei gehen, wo er endlich so leben kann, wie er will.
Leider wird das alles das Verhältnis zwischen Deutschen und Türken nicht verbessern. Natürlich muss man sachlich bleiben, aber genauso wenig, wie ich einen Deutschen ins Herz schließe, der für Diktatur und Todesstrafe ist, kann ich es bei einem Türken. Sigi Aldenhoff, Pforzen
Messen mit zweierlei Maß?
Zu „Jetzt will Erdogan die Todesstrafe“(Seite 1) vom 18. April: Eigenartig: Wenn Erdogan über die Todesstrafe abstimmen lässt und das Ergebnis ist positiv, dann ist jeder Kontakt mit der Türkei Geschichte. Messen wir da nicht mit zweierlei Maß? Dabei hätten wir den Kontakt mit den Vereinigten Staaten von Amerika schon lange abbrechen müssen! Ich meine, es ist Sache der Türken, wenn sie die Todesstrafe wollen, oder?
Peter A. Walther, Günzburg
Dieses Land nicht aufgeben
Ebenfalls dazu: Der hauchdünne Wahlsieg für Erdogan zeigt vor allem eines: Knapp die Hälfte der Menschen in der Türkei identifiziert sich mit den Werten der Europäischen Union. Sie verdienen weiterhin unsere Solidarität. Autokraten kommen, und wenn ihre Zeit abgelaufen ist, dann haben sie oftmals keinen schönen Abgang und müssen wieder gehen. Erdogan weiß genau, er sitzt nach diesem mit Manipulation behafteten Ergebnis nicht so sattelfest, wie er das gern hätte. Wir sollten dieses gespaltene Land trotz allen Enttäuschungen nicht aufgeben.
Donauwörth
Einiges liegt im Argen
Ebenfalls dazu und zu „Die Nein Seite war klar im Nachteil“(Politik) vom 15. April: Es stimmt, dass Menschen mit türkischen Namen auch heute noch bei der Job- und Wohnungssuche benachteiligt werden. Nicht verständlich ist auch, dass mehr als zehn Jahre hier lebenden Ausländern nicht einmal das kommunale Wahlrecht eingeräumt wird … Allerdings gehören zu Integration und Akzeptanz auch eigene Anstrengungen der ausländischen Mitbürger. Das beginnt bei der Sprache, setzt sich beim Willen zu einer fundierten Schulbildung fort und verlangt auch Offenheit für die Menschen und die Kultur des Gastgeberlandes. Gerade in diesen Bereichen liegt bei türkischen Mitbürgern einiges im Argen. „Sie ertragen Muslime nicht“, hetzt Erdogan. Doch, wir ertragen Muslime und schätzen sie! Nicht aber jene, die uns als Faschisten, Rassisten, Nazis bezeichnen! Auch nicht jene, die in Moscheen ihre Glaubensbrüder indoktrinieren, unsere Demokratie nicht anzuerkennen, uns als Ungläubige zu meiden, gar zu bekämpfen! Wir ertragen auch keine Muslime, die ihre türkischen Mitbürger bespitzeln und dem türkischen Geheimdienst melden! Schon gar keine, die in diesem behaupteten „Nazi-Land“alle Vorteile unserer Demokratie für sich beanspruchen, zugleich aber einem von Größen-, Macht-, Religionsund Verfolgungswahn getriebenen Erdogan ihr „Evet“schenkten, um sich selbst groß zu fühlen!
Rolf Munz, Mauerstetten
Um den Schlaf gebracht
Ebenfalls dazu: Vermutlich hat sich der Gründer der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, bei Bekanntwerden des Ergebnisses des Referendums zur Einführung des Präsidialsystems u. a. in der Türkei in seinem Grab umgedreht. Mit einer Anlehnung an Heinrich Heine gesprochen: Denk ich an die heutige Türkei in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht. Bleibt nur zu hoffen, die Befürworter des Referendums mögen ihre Entscheidung nie bereuen.
Reiner Putz, Augsburg
Aus für Brot und Spiele
Zu „Millionen Deutsche zahlen Spitzen steuer“(Seite 1) vom 19. April: Würden wir nicht so viel zahlen, dann wäre es das Aus für Brot und Spiele. Wie viele Haushalte stehen dem gegenüber, die von diesen Steuern leben? Selbst im alten Rom musste sich etwas ändern.
Wolfgang Winkler, Tapfheim
Gehorsam zugesagt
Zu „Der Schatten Papst“(Dritte Seite) vom 15. April: Die Reportage über den emeritierten Papst Benedikt XVI. erscheint uns in großen Teilen den Fantasien Ihres Journalisten zu entspringen. Nachdem Benedikt XVI. noch als amtierender Papst seinem Nachfolger Franziskus absoluten Gehorsam zugesagt hatte, kann nicht behauptet werden, dass er weiterhin einen Teil seines ehemals päpstlichen Anspruchs behauptet. Dies kann auch nicht aus dem Tragen der weißen Soutane und des weißen Zucchettos abgeleitet werden. Joseph Ratzinger ist und war immer ein sehr zurückhaltender Mensch. Dies bestätigen auch seine engsten Vertrauten, der ehemalige evangelische Landesbischof Friedrich und weitere bekannte Persönlichkeiten Deutschlands. Im Übrigen sieht der Papst emeritus seine Aufgabe heute in der Kontemplation und im Gebet für Kirche und Welt. Hubert und Gudrun Bauer, Augsburg
D’ Schuahbendl auf …
Zu „Wieso Schnürsenkel immer wieder aufgehen“(Panorama) vom 13. April: Es ist die Wirkung zweier verhängnisvoller Kräfte …! Nein, nicht etwa vor einem Erdbeben oder Vulkanausbruch, sondern bevor sich die Schuhschleifen öffnen. Das haben Forscher der weltberühmten Berkeley-Universität festgestellt. Haben die Damen und Herren wirklich nichts Wichtigeres zu tun? Dau gand oim ja d’ Schuahbendl auf!
Haldenwang
Warum bringen Sie vom Wolf so ein böse schauendes Bild? Um das Klischee vom bösen Wolf zu vertiefen? Klaus Jäger, Gessertshausen zu „Willkommen Wolf?“(Bayern) vom 19. April