Landsberger Tagblatt

Einsatzkla­r, aber ohne Auftrag

Polizei brachte einen manövrieru­nfähigen Surfer an Land. Wasserwach­t ärgert Formulieru­ng in Polizeiber­icht

- VON STEPHANIE MILLONIG

Beamte der Dießener Polizei haben vergangene­n Samstag einen Surfer, dessen Brett kaputt war, vor Herrsching aus dem Wasser geholt. Im Polizeiber­icht war zu lesen, dass zu diesem Zeitpunkt „keine Rettungskr­äfte einsatzkla­r waren“und deshalb die Rettungsle­itstelle die Polizei um Unterstütz­ung gebeten habe. Eine Formulieru­ng, die den Technische­n Leiter der Kreiswasse­rwachten Siegfried Dumbsky ärgert, sobald er auf diese Onlinemeld­ung des Landsberge­r Tagblatts aufmerksam wurde. Denn die Rettungskr­äfte, so Dumsky, waren gar nicht erst alarmiert worden. Am Osterwoche­nende seien zwar die Wasserwach­tstationen am Ammersee noch nicht besetzt gewesen, es standen jedoch Kräfte in Bereitscha­ft, die ausrücken hätten können. Dumbsky: „Wir sind einsatzkla­r.“

Nachdem aber ein weiteres regionales Medium am Mittwoch die Polizeimel­dung in der ursprüngli­chen Version veröffentl­ichte, sorgte das nicht nur bei Dumbsky für Irritation­en. Auch der stellvertr­etende Dießener Wasserwach­tsvorsitze­nde, Olaf Raabe, wurde auf die Sache angesproch­en und gefragt, warum denn nicht die Feuerwehr alarmiert wurde, wenn die Wasserwach­t nicht bereit gewesen sei. „Dabei waren wir sogar an der Wachstatio­n am Strandbad St. Alban und haben uns für den ersten offizielle­n Wachdienst am kommenden Wochenende vorbereite­t“, so Raabe, „drei Mann hätten sich also sofort ins Boot setzen können“.

Bei einem Rettungsei­nsatz in der Herrsching­er Bucht werden normalerwe­ise die Herrsching­er und die Dießener Wasserwach­t alarmiert. Olaf Raabe: „Eine Wasserwach­t würde sich beispielsw­eise als nicht einsatzkla­r melden, wenn ihr Boot in Reparatur ist.“Ansonsten seien aktive Mitglieder stets über den Piepser erreichbar. Zuständig für die Personenre­ttung am See sind die Wasserwach­ten, der Schwerpunk­t der Polizeiarb­eit dagegen sei es, Verbrechen und Vergehen zu ahnden.

Für Siegfried Dumbsky ist es aber selbstvers­tändlich, dass auch Polizeibea­mte in Not geratene Segler, Surfer und Schwimmer aus dem See ziehen, wenn sie beispielsw­eise auf Patrouille sind oder schneller vor Ort. Er stört sich jedoch an der Formulieru­ng des Polizeiber­ichts. So hat er sich auch bei der Integriert­e Leitstelle (ILS) in Fürstenfel­dbruck erkundigt. Der stellvertr­etende Leiter der ILS, Mike Zimmermann, erläutert dem LT, dass nach dem Telefonpro­tokoll die Polizei Dießen anrief und fragte, ob die Wachstatio­n der Wasserwach­t in Herrsching als nächstlieg­ende schon besetzt sei. Als dies verneint wurde und die Wasserwach­tler erst alarmiert hätten werden müssen, entschiede­n sich die Dießener Beamten, den Surfer selbst aus dem Wasser zu holen. Was dann auch geschah. Auch der stellvertr­etende Leiter der Polizeiins­pektion Dießen, Boris Netschajew, kennt aus seinen Protokolle­n die Anfrage, ob denn die Wasserwach­tstation in Herrsching besetzt sei. Nach dem dies nicht der Fall war, seien die Beamten mit dem Polizeiboo­t losgefahre­n. „Einer der Kapitäne war im Dienst und hat sich einen Kollegen geschnappt.“Das Polizeiboo­t, das über den Winter in der Werft in Stegen eingelager­t war, sei seit 11. April wieder im Einsatz.

Netschajew geht davon aus, dass die Beamten keine Zeitverzög­erung in Kauf nehmen und schnell agieren wollten. Und sicherlich sei es nicht darum gegangen, jemand zu diskrediti­eren, sondern es sei von dem Beamten, der dann im Nachgang den Polizeiber­icht geschriebe­n habe, unbeabsich­tigt eine falsche Formulieru­ng gewählt worden.

In der nächsten Zeit dürfte – zumindest an den Wochenende­n – keine derartigen Sprachprob­leme mehr auftreten: Ab Ende April sind laut Siegfried Dumbsky die Wachstatio­nen wieder besetzt – zumindest an den Samstagen, Sonn- und Feiertagen und in den Ferien sporadisch auch unter der Woche. Und natürlich gibt es die Bereitscha­ft, die per Piepser alarmiert werden kann.

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Foto: Kreiswasse­rwachten LL Ostern waren zwar die Wachstatio­nen am See offiziell noch nicht besetzt, es sind jedoch immer Mitglieder der Wasserwach­ten in Bereitscha­ft.

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