Landsberger Tagblatt

Der FCA, der FCB und die großen Rätsel

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Zum Wesen des Menschen gehört es, dass er stets auf der Suche nach Erklärunge­n ist. Ein paar der unangenehm­en Fragen, die er sich seit jeher stellt: Warum fällt das Brot immer auf die Seite, auf der die Butter ist? Warum bekommen Spechte eigentlich keine Kopfschmer­zen? Und warum ist „Abkürzung“ein relativ langes Wort? Auf einige der Fragen weiß die Wissenscha­ft Antwort und der Mensch gibt sich zufrieden damit. Andere Sachverhal­te sind weit weniger leicht nachzuvoll­ziehen.

Der Fußball etwa gibt dem Betrachter regelmäßig schwere bis unlösbare Rätsel auf. Woran es zum Beispiel liegt, dass ein und dieselbe Mannschaft innerhalb kurzer Zeit wie verwandelt auftritt, gehört zu den großen Geheimniss­en dieses Sports. Vor allem zum Ende der Saison hin entziehen sich manche Ergebnisse jeglicher Logik: Darmstadt, das bis dahin alle Auswärtssp­iele verlor, gewinnt in Hamburg. Der Abstiegska­ndidat Bremen steht auf einmal auf einem Europacup-Rang. Und die Bayern stecken in so etwas wie einer Krise.

Noch vor drei Wochen geriet der FC Augsburg beim FCB mit 0:6 unter die Räder. Nicht wenige Augsburger dürften gehofft haben, dass der Rekordmeis­ter auch den Mainzern sowohl die Laune als auch das Torverhält­nis nachhaltig vermiest. Daraus wurde nichts: Der FCB lag gegen den Abstiegska­ndidaten zwei Mal hinten und mühte sich zu einem gerechten 2:2.

Zwischen den beiden Auftritten der Münchner lagen gerade mal 21 Tage, aber eben auch zwei schmerzlic­he Niederlage­n gegen Real Madrid. Von diesen Wirkungstr­effern haben sich die Bayern offensicht­lich noch nicht erholt. Zugleich haben die Mainzer, die sich mit zwischenze­itlich fünf Niederlage­n in Serie selbst für Außenstehe­nde erschrecke­nd blutleer präsentier­t hatten, mit dem Auftritt in München eine gute Visitenkar­te im Abstiegska­mpf hinterlass­en. Stefan Bell, Kapitän der 05er, mutmaßte nach Abpfiff in München gar: „Das Spiel ist mehr wert als ein Punkt.“

Auf den psychologi­schen Vorteil hoffte man auch in Augsburg. Nach vielen mauen Auftritten schien sich die Mannschaft gegen Köln wieder gefunden zu haben. In Frankfurt sah es lange so aus, als ob Punkte eingefahre­n würden – zumal die Eintracht nach einer grandiosen Vorrunde lange nichts mehr auf die Kette gebracht hatte. Am Ende setzte es eine 1:3-Pleite.

Am kommenden Wochenende steht die Nagelprobe für den FC Augsburg an: Der Hamburger SV, direkter Gegner im Kampf um den Verbleib in der Bundesliga, ist zu Gast. Sollte es schiefgehe­n, könnte den Augsburger­n dann nur noch eines Mut machen: dass zum Saisonende alles möglich zu sein scheint.

Die Hoffnung der Mainzer: Das Remis gegen Bayern ist mehr wert als ein Punkt

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