Die Seele darf nicht fehlen
Die Landsberger Band Jaam ist von Anfang an beim Kneipenfestival dabei. Immer im Trödler, vor dem Konzert immer im Stress und mit einem Ritual, das vor allem mit Wirtin Kathi Kiefer zusammenhängt
Heuer wollten sich Johannes Welz und seine Bandkollegen mal ganz entspannt die frisch zubereitete vegetarische Seele von Trödler-Wirtin Kathi Kiefer schmecken lassen. In den Jahren zuvor mussten sie sie nach dem Soundcheck geradezu runterschlingen, weil die Gäste schon an die Bühne drängten. Und 2017? Wieder, das gleiche Ritual. Denn obwohl die drei Musiker frühzeitig mit dem Aufbau begonnen hatten, wurde es am Ende wieder eng. Gitarrist und Sänger Welz hatte den falschen Saitensatz dabei und musste auf eine andere Gitarre umsteigen. Das kostete Zeit, und den entspannten Genuss der vegetarischen Seele.
Das sind Zahlen: 16-mal Nightgroove, 15-mal Jaam. Nur einmal war die Band um Johannes Welz (Gitarre, Gesang), Reinhard Winkler (Schlagzeug, Gesang) und Stefan Kretschmar (Keyboard) nicht dabei. Ansonsten immer, und immer im Trödler, der kleinen Kneipe in der Hinteren Mühlgasse, die für viele Landsberger Kult ist. Und auch für Jaam ist der Auftritt beim Kneipenfestival Kult. Das ganze Jahr über sind sie nur bei Hochzeiten, Geburtstagen oder Firmenfesten zu hören, der Gig im Trödler ist ihr einziger öffentlicher Auftritt.
Johannes Welz ist ganz ehrlich. Beim ersten Mal habe er nicht gedacht, dass ein solches Kneipenfestival in Landsberg überlebt. Dass es nun so gut angenommen werde, sei auch der guten Organisation geschuldet. Veranstalter Christopher Dietz gibt das Dankeschön an Wirte und Besucher weiter. Nirgends sonst werde Nightgroove so zelebriert wie in Landsberg. Das habe sich auch heuer gezeigt. Wegen der Wettervorhersage hatte Dietz ein mulmiges Gefühl. Der Kartenabsatz im Vorverkauf habe nicht zur Beruhigung beigetragen. Doch am Abend zauberte die „beste Abendkasse“aller Festivals wieder ein Lächeln auf die Lippen des Nürnbergers. An die 3500 Besucher zählte er, so viele wie vergangenes Jahr.
Mit dem Foyer im Anbau des Historischen Rathauses, dem Café Filmbühne und dem Wirtshaus am Spitalplatz kamen in diesem Jahr drei neue Standorte und Programmpunkte hinzu. Das habe vieles entzerrt. Dennoch bildeten sich wieder Schlangen vor der einen oder anderen Lokalität. Auch vor dem Trödler. Drinnen beginnen Jaam gerade ihr zweites Set. Rund 45 Minuten dauert es, und die Musiker packen die ganze Bandbreite ihres Programms hinein. Los geht es mit „Don’t Stop Believin“von Journey. Anfangs ist das Publikum noch reserviert, später, bei „Welcome to Heartlight“von Kenny Loggins stehen die ersten auf den Bänken.
Wer jetzt in den Trödler kommt und Brillenträger ist, sieht gar nichts. Die Gläser beschlagen sofort, weil die sechs Grad Außentemperatur im Lokal um ein Vielfaches überboten werden. Ein Gast kommentiert: „Kuschlig“, der andere, dem der Schweiß auf der Stirn steht, kühlt sich draußen ab. Das letzte Lied der zweiten Runde ist „Country Roads“von John Denver. Die ganze Kneipe singt mit. Pause.
Jetzt kommt Bewegung ins Publikum. Die einen gehen raus, neue Gäste kommen rein. „Es ist schon interessant, wie unterschiedlich das Publikum während der einzelnen Sets ist“, sagt Johannes Welz. Es sind aber auch Stammgäste da. Fans der Band, die jedes Jahr kommen. Sie bleiben bis zum Schluss. Kurz nach 1 Uhr wird abgebaut. Danach gibt es noch einen nichtalkoholischen Absacker. „Wir haben alle Familie und müssen am nächsten Tag fit sein“, sagt Johannes Welz.
Christopher Dietz fährt am Sonntag zufrieden heim nach Franken. Im nächsten Jahr wird es wieder ein Kneipenfestival in Landsberg geben, sagt er am Telefon. Auch er war in der Nacht zuvor unterwegs. Vor dem „Lechrauschen“an der Karolinenbrücke, wo es Glühwein zu kaufen gab, in der Säulenhalle des Stadttheaters, die die Partyband Desperado zum Kochen brachte und in der 73 Burger Bar, wo das Trio Magic Buzz rockte.