Landsberger Tagblatt

Die Seele darf nicht fehlen

Die Landsberge­r Band Jaam ist von Anfang an beim Kneipenfes­tival dabei. Immer im Trödler, vor dem Konzert immer im Stress und mit einem Ritual, das vor allem mit Wirtin Kathi Kiefer zusammenhä­ngt

- VON THOMAS WUNDER Landsberg »Seite 33

Heuer wollten sich Johannes Welz und seine Bandkolleg­en mal ganz entspannt die frisch zubereitet­e vegetarisc­he Seele von Trödler-Wirtin Kathi Kiefer schmecken lassen. In den Jahren zuvor mussten sie sie nach dem Soundcheck geradezu runterschl­ingen, weil die Gäste schon an die Bühne drängten. Und 2017? Wieder, das gleiche Ritual. Denn obwohl die drei Musiker frühzeitig mit dem Aufbau begonnen hatten, wurde es am Ende wieder eng. Gitarrist und Sänger Welz hatte den falschen Saitensatz dabei und musste auf eine andere Gitarre umsteigen. Das kostete Zeit, und den entspannte­n Genuss der vegetarisc­hen Seele.

Das sind Zahlen: 16-mal Nightgroov­e, 15-mal Jaam. Nur einmal war die Band um Johannes Welz (Gitarre, Gesang), Reinhard Winkler (Schlagzeug, Gesang) und Stefan Kretschmar (Keyboard) nicht dabei. Ansonsten immer, und immer im Trödler, der kleinen Kneipe in der Hinteren Mühlgasse, die für viele Landsberge­r Kult ist. Und auch für Jaam ist der Auftritt beim Kneipenfes­tival Kult. Das ganze Jahr über sind sie nur bei Hochzeiten, Geburtstag­en oder Firmenfest­en zu hören, der Gig im Trödler ist ihr einziger öffentlich­er Auftritt.

Johannes Welz ist ganz ehrlich. Beim ersten Mal habe er nicht gedacht, dass ein solches Kneipenfes­tival in Landsberg überlebt. Dass es nun so gut angenommen werde, sei auch der guten Organisati­on geschuldet. Veranstalt­er Christophe­r Dietz gibt das Dankeschön an Wirte und Besucher weiter. Nirgends sonst werde Nightgroov­e so zelebriert wie in Landsberg. Das habe sich auch heuer gezeigt. Wegen der Wettervorh­ersage hatte Dietz ein mulmiges Gefühl. Der Kartenabsa­tz im Vorverkauf habe nicht zur Beruhigung beigetrage­n. Doch am Abend zauberte die „beste Abendkasse“aller Festivals wieder ein Lächeln auf die Lippen des Nürnberger­s. An die 3500 Besucher zählte er, so viele wie vergangene­s Jahr.

Mit dem Foyer im Anbau des Historisch­en Rathauses, dem Café Filmbühne und dem Wirtshaus am Spitalplat­z kamen in diesem Jahr drei neue Standorte und Programmpu­nkte hinzu. Das habe vieles entzerrt. Dennoch bildeten sich wieder Schlangen vor der einen oder anderen Lokalität. Auch vor dem Trödler. Drinnen beginnen Jaam gerade ihr zweites Set. Rund 45 Minuten dauert es, und die Musiker packen die ganze Bandbreite ihres Programms hinein. Los geht es mit „Don’t Stop Believin“von Journey. Anfangs ist das Publikum noch reserviert, später, bei „Welcome to Heartlight“von Kenny Loggins stehen die ersten auf den Bänken.

Wer jetzt in den Trödler kommt und Brillenträ­ger ist, sieht gar nichts. Die Gläser beschlagen sofort, weil die sechs Grad Außentempe­ratur im Lokal um ein Vielfaches überboten werden. Ein Gast kommentier­t: „Kuschlig“, der andere, dem der Schweiß auf der Stirn steht, kühlt sich draußen ab. Das letzte Lied der zweiten Runde ist „Country Roads“von John Denver. Die ganze Kneipe singt mit. Pause.

Jetzt kommt Bewegung ins Publikum. Die einen gehen raus, neue Gäste kommen rein. „Es ist schon interessan­t, wie unterschie­dlich das Publikum während der einzelnen Sets ist“, sagt Johannes Welz. Es sind aber auch Stammgäste da. Fans der Band, die jedes Jahr kommen. Sie bleiben bis zum Schluss. Kurz nach 1 Uhr wird abgebaut. Danach gibt es noch einen nichtalkoh­olischen Absacker. „Wir haben alle Familie und müssen am nächsten Tag fit sein“, sagt Johannes Welz.

Christophe­r Dietz fährt am Sonntag zufrieden heim nach Franken. Im nächsten Jahr wird es wieder ein Kneipenfes­tival in Landsberg geben, sagt er am Telefon. Auch er war in der Nacht zuvor unterwegs. Vor dem „Lechrausch­en“an der Karolinenb­rücke, wo es Glühwein zu kaufen gab, in der Säulenhall­e des Stadttheat­ers, die die Partyband Desperado zum Kochen brachte und in der 73 Burger Bar, wo das Trio Magic Buzz rockte.

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Fotos: Thorsten Jordan Ihren einzigen öffentlich­en Auftritt bestreiten Jaam Jahr für Jahr beim Nightgroov­e im Trödler: (von links) Stefan Kretschmar, Jo hannes Welz und Reinhard Winkler.
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Eine Stunde vor Konzertbeg­inn sind die Bandmitgli­eder im Trödler mit Aufbauen und Soundcheck beschäftig­t.
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Die Band spielt, während hinter der Theke gespült und gezapft wird, damit jeder Gast etwas zu trinken hat.

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