Was für ein Wetter
Schnee Ende April, Matsch auf den Straßen, gebogene Äste im Garten, aber jede Menge Gaudi im Inselbad
Über das Wetter wurde gestern sicherlich häufig gesprochen: in der Arbeit, beim Bäcker oder am Frühstückstisch. Bereits in der Nacht zum Freitag setzte im Landkreis Schneetreiben ein, das bis gegen Mittag andauerte. Nasskalt blieb es den ganzen Tag. Und so hieß es am Morgen Schneeräumen und Büsche und Bäume in den Gärten von den Schneelasten zu befreien. Auf Straße und Schiene sorgte das winterliche Wetter für Verkehrsbehinderungen, und im Inselbad vergnügten sich die Schwimmmeister in ihrer Freizeit nur mit Badehose und Mütze bekleidet.
Jürgen Aicher und Gustav Adam zählen zu den Hartgesottenen. Am Montag beginnt die Badesaison (siehe Artikel unten), und so sind die Mitarbeiter des Landsberger Inselbads gerade dabei, letzte Arbeiten zu erledigen. Schneeräumen gehört eigentlich nicht dazu. Dennoch musste gestern zur Schaufel gegriffen werden. Auf die Arbeit folgte allerdings das Vergnügen. Nachdem die beiden ausgestempelt hatten, tauschten sie die Arbeitskleidung mit der Badehose. Auf der breiten Rutsche ging es hinunter. Weil sich der Schnee vor Jürgen Aicher auftürmte, blieb er sogar fast stecken, rutschte aber doch bis unten durch.
Nicht mehr weiter ging es gestern auch auf der Schiene. Wer am Morgen mit der Bahn nach München wollte, musste mitunter viel Zeit mitbringen. Unter der Schneelast krachte ein Baum in die Oberleitung im Bahnhof Fürstenfeldbruck. Zwei Gleise mussten deswegen gesperrt werden. Bei allen S-Bahnen gab es laut Bahn zum Teil erhebliche Verzögerungen. Nach mehreren Störungen – im Umland von München knickten Bäume oder Äste ab, fielen auf die Gleise oder verhedderten sich in den Oberleitungen – normalisierte sich die Verkehrslage im Gesamtnetz erst gegen 11 Uhr.
Die Nerven vieler Pendler wurden aber nicht nur auf den Schienen, sondern auch auf den Straßen ziemlich strapaziert. Der plötzliche Wintereinbruch überraschte viele Autofahrer. Morgens mussten die Autos erst einmal vom Schnee befreit werden, und viele stiegen mit einem unguten Gefühl in den Wagen, da sie aufgrund des milden Wetters vor Ostern bereits Sommerreifen aufgezogen hatten. Entsprechend vorsichtig waren gestern viele Verkehrsteilnehmer auf den rutschigen Straßen unterwegs.
So wurden am Freitagmorgen bei der Polizeiinspektion in Landsberg fünf Verkehrsunfälle gemeldet. In einem Fall sei eine Person leicht verletzt worden, bei den weiteren vier Unfällen hätten sich lediglich Sachschäden ereignet. Zudem traten laut Polizei vermehrt Probleme mit herabfallenden Ästen auf, die zu Verkehrsbehinderungen führten. In zwei Fällen seien auch Fahrzeuge beschädigt worden. Auf der A 96 bei Buchloe geriet in der Nacht auf Freitag bei Schneetreiben ein 46-jähriger Autofahrer ins Schleudern. Sein Wagen prallte gegen die Leitplanke, wo es beschädigt liegen blieb. Der Fahrer blieb unverletzt – am Fahrzeug entstanden laut Polizei rund 7000 Euro Sachschaden.
Auch in einigen Autowerkstätten im Landkreis machte sich die Rückkehr des Winters bemerkbar. Viele Leute verschoben ihren Termin zum Reifenwechsel auf Sommerschlappen kurzfristig. „Wir hatten einige Absagen“, berichtet Carina Schipf, Servicemitarbeiterin beim Autohaus Huttner in Landsberg. Einige Kunden, die vor einigen Wochen bereits Sommerreifen aufgezogen hatten, seien gekommen, um aufgrund der aktuellen Wetterlage sicherheitshalber wieder zurück auf Winterreifen zu wechseln. „Ein Kunde hatte die Sommerreifen gerade einmal eine Woche drauf.“Generell wird die Faustregel von O bis O empfohlen für Winterreifen – von Oktober bis Ostern. Aufgrund des erneuten Wintereinbruchs verschiebt sich nun die Hochzeit des Wechsels auf Sommerräder wohl in den herannahenden Mai. Entsprechend zügig sollten sich Autofahrer um einen Termin kümmern.
Bleibt der Winter? Glaubt man den Wetterdiensten, dann folgt auf ein sonniges Wochenende eine durchwachsene Woche. Ideal für einen Ausflug soll der Sonntag werden. Sonnenschein und Temperaturen bis zu 17 Grad werden zum Beispiel für Landsberg vorhergesagt.
Sommer ist ja noch immer geworden, auch in den vergangenen Jahren. Erinnern wir uns etwa an 2015: Das Maibaumaufstellen war damals bei Dauerregen (über 40 Liter pro Quadratmeter fielen im Landkreis an diesem Tag) eine ziemlich nasse Sache. Und im vergangenen Jahr wurden in den letzten Apriltagen auch die gelb blühenden Rapsfelder noch einmal weiß, als es ebenfalls schneite – bei ganz ähnlichen Temperaturen wie dieses Jahr: Vom 24. bis 28. April 2016 wurden von der Wetterstation in Westerschondorf winterliche Temperaturen von –3 bis +5 Grad gemessen. Nur die Niederschlagsmenge lag deutlich unter den 65 Litern, die in dieser Woche herunterkamen.