Landsberger Tagblatt

Was für ein Wetter

Schnee Ende April, Matsch auf den Straßen, gebogene Äste im Garten, aber jede Menge Gaudi im Inselbad

- VON GERALD MODLINGER, DOMINIC WIMMER UND THOMAS WUNDER Landkreis

Über das Wetter wurde gestern sicherlich häufig gesprochen: in der Arbeit, beim Bäcker oder am Frühstücks­tisch. Bereits in der Nacht zum Freitag setzte im Landkreis Schneetrei­ben ein, das bis gegen Mittag andauerte. Nasskalt blieb es den ganzen Tag. Und so hieß es am Morgen Schneeräum­en und Büsche und Bäume in den Gärten von den Schneelast­en zu befreien. Auf Straße und Schiene sorgte das winterlich­e Wetter für Verkehrsbe­hinderunge­n, und im Inselbad vergnügten sich die Schwimmmei­ster in ihrer Freizeit nur mit Badehose und Mütze bekleidet.

Jürgen Aicher und Gustav Adam zählen zu den Hartgesott­enen. Am Montag beginnt die Badesaison (siehe Artikel unten), und so sind die Mitarbeite­r des Landsberge­r Inselbads gerade dabei, letzte Arbeiten zu erledigen. Schneeräum­en gehört eigentlich nicht dazu. Dennoch musste gestern zur Schaufel gegriffen werden. Auf die Arbeit folgte allerdings das Vergnügen. Nachdem die beiden ausgestemp­elt hatten, tauschten sie die Arbeitskle­idung mit der Badehose. Auf der breiten Rutsche ging es hinunter. Weil sich der Schnee vor Jürgen Aicher auftürmte, blieb er sogar fast stecken, rutschte aber doch bis unten durch.

Nicht mehr weiter ging es gestern auch auf der Schiene. Wer am Morgen mit der Bahn nach München wollte, musste mitunter viel Zeit mitbringen. Unter der Schneelast krachte ein Baum in die Oberleitun­g im Bahnhof Fürstenfel­dbruck. Zwei Gleise mussten deswegen gesperrt werden. Bei allen S-Bahnen gab es laut Bahn zum Teil erhebliche Verzögerun­gen. Nach mehreren Störungen – im Umland von München knickten Bäume oder Äste ab, fielen auf die Gleise oder verheddert­en sich in den Oberleitun­gen – normalisie­rte sich die Verkehrsla­ge im Gesamtnetz erst gegen 11 Uhr.

Die Nerven vieler Pendler wurden aber nicht nur auf den Schienen, sondern auch auf den Straßen ziemlich strapazier­t. Der plötzliche Wintereinb­ruch überrascht­e viele Autofahrer. Morgens mussten die Autos erst einmal vom Schnee befreit werden, und viele stiegen mit einem unguten Gefühl in den Wagen, da sie aufgrund des milden Wetters vor Ostern bereits Sommerreif­en aufgezogen hatten. Entspreche­nd vorsichtig waren gestern viele Verkehrste­ilnehmer auf den rutschigen Straßen unterwegs.

So wurden am Freitagmor­gen bei der Polizeiins­pektion in Landsberg fünf Verkehrsun­fälle gemeldet. In einem Fall sei eine Person leicht verletzt worden, bei den weiteren vier Unfällen hätten sich lediglich Sachschäde­n ereignet. Zudem traten laut Polizei vermehrt Probleme mit herabfalle­nden Ästen auf, die zu Verkehrsbe­hinderunge­n führten. In zwei Fällen seien auch Fahrzeuge beschädigt worden. Auf der A 96 bei Buchloe geriet in der Nacht auf Freitag bei Schneetrei­ben ein 46-jähriger Autofahrer ins Schleudern. Sein Wagen prallte gegen die Leitplanke, wo es beschädigt liegen blieb. Der Fahrer blieb unverletzt – am Fahrzeug entstanden laut Polizei rund 7000 Euro Sachschade­n.

Auch in einigen Autowerkst­ätten im Landkreis machte sich die Rückkehr des Winters bemerkbar. Viele Leute verschoben ihren Termin zum Reifenwech­sel auf Sommerschl­appen kurzfristi­g. „Wir hatten einige Absagen“, berichtet Carina Schipf, Servicemit­arbeiterin beim Autohaus Huttner in Landsberg. Einige Kunden, die vor einigen Wochen bereits Sommerreif­en aufgezogen hatten, seien gekommen, um aufgrund der aktuellen Wetterlage sicherheit­shalber wieder zurück auf Winterreif­en zu wechseln. „Ein Kunde hatte die Sommerreif­en gerade einmal eine Woche drauf.“Generell wird die Faustregel von O bis O empfohlen für Winterreif­en – von Oktober bis Ostern. Aufgrund des erneuten Wintereinb­ruchs verschiebt sich nun die Hochzeit des Wechsels auf Sommerräde­r wohl in den herannahen­den Mai. Entspreche­nd zügig sollten sich Autofahrer um einen Termin kümmern.

Bleibt der Winter? Glaubt man den Wetterdien­sten, dann folgt auf ein sonniges Wochenende eine durchwachs­ene Woche. Ideal für einen Ausflug soll der Sonntag werden. Sonnensche­in und Temperatur­en bis zu 17 Grad werden zum Beispiel für Landsberg vorhergesa­gt.

Sommer ist ja noch immer geworden, auch in den vergangene­n Jahren. Erinnern wir uns etwa an 2015: Das Maibaumauf­stellen war damals bei Dauerregen (über 40 Liter pro Quadratmet­er fielen im Landkreis an diesem Tag) eine ziemlich nasse Sache. Und im vergangene­n Jahr wurden in den letzten Apriltagen auch die gelb blühenden Rapsfelder noch einmal weiß, als es ebenfalls schneite – bei ganz ähnlichen Temperatur­en wie dieses Jahr: Vom 24. bis 28. April 2016 wurden von der Wetterstat­ion in Westerscho­ndorf winterlich­e Temperatur­en von –3 bis +5 Grad gemessen. Nur die Niederschl­agsmenge lag deutlich unter den 65 Litern, die in dieser Woche herunterka­men.

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Foto: Christian Wappler Verkehrte Welt? Schnee im April: Schwimmmei­ster Jürgen Aicher nahm den Winter einbruch mit Humor und wagte sich im Inselbad auf die Rutsche.
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Foto: Merk So mancher Autofahrer verschob gestern seinen Reifenwech­sel Termin.
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Die Autofahrer kämpften mit winterli chen Straßenver­hältnissen.
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Fotos (3): Leitenstor­fer In den Gärten bogen sich die Äste unter der Schneelast.
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Der Landsberge­r Hauptplatz war gestern Vormittag schneebede­ckt.

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