Landsberger Tagblatt

Der Mann, der die Brille billig machte Porträt

Günther Fielmann ist es gelungen, dass Brillen günstig und zugleich chic sein können. Weit weniger bekannt ist seine Liebe zur Natur und zur Landwirtsc­haft

- Michael Kerler Foto: dpa

Brille: Fielmann. Es gelingt nicht vielen Firmen, einen Werbespruc­h tief in den Köpfen zu verankern. Fielmann ist es gelungen. Vielleicht, weil der Slogan einfach ist. Vielleicht aber auch, weil eine große Anzahl Bundesbürg­er schon in einer Fielmann-Filiale war. Rund 23 Millionen Menschen tragen eine Brille des Unternehme­ns. In Deutschlan­d stammt jede zweite Brille von Fielmann. Zurück geht der Erfolg auf Günther Fielmann, 77. Und die Firma, die jetzt gute Zahlen vorgelegt hat, will weiter wachsen. Gerade hat sie Niederlass­ungen in Italien eröffnet. Der Erfolg ist umso erstaunlic­her, als Günther Fielmann von null begann – mit der Eröffnung eines ersten Geschäfts in Cuxhaven. Das war 1972.

Eigentlich wollte er Fotograf werden, verriet Fielmann einmal. Geboren im schleswig-holsteinis­chen 300-Seelen-Dorf Stafstedt, riet ihm aber sein Vater, ein promoviert­er Oberstudie­ndirektor, zu einer Optiker-Lehre. Günther Fielmann arbeitete erst in mehreren Betrieben im In- und Ausland, bildete sich dann zum Augenoptik­ermeister weiter und wechselte in die Industrie – zu Konzernen aus Frankreich und den USA. Dann machte er sich selbststän­dig. Er hatte das Gefühl, seine Ideen so besser verwirklic­hen zu können. Damit begann eine Erfolgsges­chichte.

Der Optikermar­kt sei damals kartellähn­lich organisier­t gewesen, sagte Fielmann, die Preise waren hoch, die Kassenmode­lle „zeitlos hässlich“. Fielmanns Idee war es, dass Brillen auf Krankenkas­senkosten gleichzeit­ig schön sein dürfen – „Brillenchi­c zum Nulltarif“also. Um die Brillen günstig anbieten zu können, mussten Filialnetz und Umsatz wachsen. Bei aller Größe ist Günther Fielmann akribisch geblieben: Jedes neue Brillenmod­ell gehe noch immer durch seine Hand, verriet er kürzlich. Hin und wieder nehme er Gesprächsp­artnern die Brille ab, um sie nachzurich­ten. Doch Deutschlan­ds Brillenkön­ig kann auch impulsiv sein. Wenn er sich ärgere, dann richtig, schrieb Biograf Harald Czycholl. Fielmann muss einst einen Stuhl in der Emotion durch den Raum geworfen haben. Privat zeigt sich der Unternehme­r aber zukunftsbe­wusst und ökologisch. Fielmann engagiert sich für den Umweltschu­tz. Die Fielmann AG pflanzt für jeden Mitarbeite­r jedes Jahr einen Baum – insgesamt bereits rund 1,5 Millionen. Zudem will Fielmann zeigen, dass Landwirtsc­haft ohne Pestizide und medikament­engestützt­e Massentier­haltung möglich ist. Zu Fielmann gehört der schleswig-holsteinis­che Betrieb Hof Lütjensee. Gezüchtet werden dort alte Haustierra­ssen wie das Altdeutsch­e Rotbunte Niederungs­rind oder das Kärntner Brillensch­af.

Die Optikerket­te will Günther Fielmann weiterhin selbst in die Zukunft führen. Eben erst hat er seinen Vertrag als Vorstandsc­hef bis 2020 verlängert. Sein Sohn Marc, 27, übernimmt aber bereits Aufgaben an der Firmenspit­ze. Er könnte den Gründer beerben. Fielmann hat zudem eine Tochter.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany