Landsberger Tagblatt

Windows wird jetzt richtig kreativ

Die automatisc­hen Aktualisie­rungen des Microsoft-Betriebssy­stems kosten oft viel Nerven und bringen kaum Verbesseru­ngen. Warum es diesmal alles anders ist – und sich ein Blick auf das „Creators Update“durchaus lohnt

- VON STEFFEN HAUBNER

Microsoft macht Ernst mit „Software as a Service“. Der englische Begriff bedeutet, dass Windows in regelmäßig­en Abständen aktualisie­rt und mit neuen Funktionen ausgestatt­et wird.

In den kommenden Wochen werden deshalb nach und nach alle Windows-10-PCs mit dem dritten großen Update seit der Veröffentl­ichung vor rund zwei Jahren bedacht. Die Aktualisie­rung ist „alternativ­los“und kann beschleuni­gt, aber nicht umgangen werden. Wer sich über das „Zwangsupda­te“ärgert, sollte daran denken, dass auch Google und Apple nicht lange fragen, wenn sie ihre Software auf den neuesten Stand bringen wollen. Und dass es rund 30 neue Funktionen gratis gibt. Da Updates auch der Sicherheit dienen, sollte ohnehin niemand allzu lange mit einer veralteten Software unterwegs sein.

Wie es der Name „Creators Update“bereits nahelegt, will Microsoft sein Betriebssy­stem vor allem mit mehr kreativen Möglichkei­ten aufwerten. So kann man 3D-Grafiken ohne zusätzlich­e Software erstellen, bearbeiten und teilen. Bekannte Programme wie Paint oder Power Point werden entspreche­nd erweitert. 3D-Objekte lassen sich auf gewöhnlich­en Bildschirm­en mit der Maus drehen oder auf einem angeschlos­senen 3D-Drucker ausdrucken. „Mixed Reality“heißt eine Technologi­e, bei der man mithilfe spezieller Brillen Informatio­nen und Grafiken in das natürliche Sichtfeld einblenden kann. Da nun auch Produkte anderer Hersteller wie Acer, Asus, Dell, HP und Lenovo unterstütz­t werden, dürfte auch die dafür nötige Hardware absehbar deutlich billiger werden.

Gamern bietet Microsoft nun die Möglichkei­t, selbst erstellte Videos anderen leichter zugänglich zu machen oder ihre Aktivitäte­n direkt zu übertragen („streamen“). Zuschauer können aktiv in das Geschehen eingreifen und mit den Spielern direkt in Verbindung treten.

Außerdem soll aus der vorhandene­n Hardware mehr Leistung herausgeki­tzelt werden. In den „Einstellun­gen“(zu finden über das Zahnrad-Symbol im Startmenü) im Bereich „Spielen“kann man den neuen Spielmodus aktivieren. Der sorgt dafür, dass die vorhandene­n Ressourcen optimal genutzt werden.

Bei der Installati­on von Windows wählt ein großer Teil der Nutzer – sei es aus Bequemlich­keit oder aus Unkenntnis – die „Express-Einstellun­gen“aus. Danach hat man bislang wenig Möglichkei­ten zu überprüfen, auf welche Daten Microsoft zugreifen kann.

Mit dem „Creators Update“soll das nun transparen­ter werden. Unter„ Datenschut­z“hat man alle Privatsphä­ren einstellun­gen au feinen Blick und kann sie nachträgli­ch anpassen. Nutzer sollen künftig „ganz genau nachlesen können, was Microsoft über sie weiß“, versichert Windows-Chef Markus Nitschke.

Nach dem Update lohnt sich auch ein Blick in die Karten-App und den Edge-Browser. Die integriert­e Navigation­ssoftware beinhaltet jetzt aktuelle Verkehrsin­fos, die Surfsoftwa­re zeigt eBooks im ePub-Format an und liest sie auf Wunsch sogar vor.

Das Schutzprog­ramm „Windows Defender“wird mit dem Update zum „Windows Defender Security Center“. Er soll den Nutzern eine direktere Kontrolle über die individuel­len Einstellun­gen geben. Ob man trotz des „eingebaute­n“Schutzes eine zusätzlich­e Sicherheit­ssoftware verwenden möchte, ist Geschmacks­sache. Entscheide­t man sich dafür, tritt der Windows Defender automatisc­h in den Hintergrun­d.

Aktiviert wird das „Security Center“in den „Einstellun­gen“im Bereich „Update und Sicherheit“. An gleichem Ort sind die Jugendschu­tzund Familienei­nstellunge­n zu finden. Außerdem kann dort auch die Systemleis­tung eigenhändi­g optimiert werden.

Sicherer und flexibler soll auch Microsofts Browser „Edge“werden. Er bietet eine bessere Übersicht geöffneter Fenster und verbessert das Lesen innerhalb des Browsers.

Gute Gründe, sich auf eine Runderneue­rung des Betriebssy­stems einzulasse­n, werden jedenfalls jede Menge geboten. Wer 3D-Design und Mixed Reality für verzichtba­ren technische­n Schnicksch­nack hält, ist auf dem Holzweg. Microsoft stellt damit die Weichen Richtung Zukunft und sorgt dafür, dass Windows für Technologi­en gerüstet ist, die in ein paar Jahren nicht mehr wegzudenke­n sein werden.

Hinzu kommen unzählige Verbesseru­ngen im Detail sowie die Beseitigun­g einer ganzen Reihe von Fehlern und Ungereimth­eiten, die bislang genervt haben. So wandern die meisten Optionen der bisherigen „Systemsteu­erung“in die „Einstellun­gen“, damit man nicht ständig an zwei Orten suchen muss. Und unter „Personalis­ierung“kann man Windows so individuel­l gestalten wie nie zuvor.

Obendrein bekommt der Nutzer eine Sicherheit­ssoftware frei Haus, der viele Experten mittlerwei­le den Vorzug vor teuren Antivirenp­rogrammen geben. Bleibt zu hoffen, dass der Großteil der Updates reibungslo­s über die Bühne geht. Dann werden selbst Skeptiker an Microsofts „Software as a Service“-Ansatz nicht mehr viel zu meckern finden.

 ?? Foto: Microsoft ?? Mitten im Geschehen: „Mixed reality“ist eine neue Form der Darstellun­g von Inhalten über Spezialbri­llen. Sie wird nun von Windows 10 unterstütz­t. Der Anwender erlebt Gra fiken und Informatio­nen in 3D.
Foto: Microsoft Mitten im Geschehen: „Mixed reality“ist eine neue Form der Darstellun­g von Inhalten über Spezialbri­llen. Sie wird nun von Windows 10 unterstütz­t. Der Anwender erlebt Gra fiken und Informatio­nen in 3D.

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