Landsberger Tagblatt

Ohne Pressefrei­heit gibt es keine Demokratie

Leitartike­l Wenn Medien zu Feinden des Volkes erklärt werden, ist Gefahr im Verzug. Warum seriöse Informatio­n gerade in Zeiten von „Fake News“so wichtig ist

- VON WALTER ROLLER ro@augsburger allgemeine.de

Die Freiheit der Presse und die Freiheit der Meinungsäu­ßerung sind untrennbar miteinande­r verbunden. Ohne diese in unserer Verfassung verankerte­n Grundrecht­e gibt es keine Demokratie. Autoritäre Regime verabscheu­en diese Freiheiten. Demokratie­n hingegen leben vom freien Fluss der Informatio­nen und dem Austausch von Argumenten. Und sie geraten sofort in Gefahr, wenn die Presse- und Meinungsfr­eiheit angetastet wird. Ist die Kontrolle der Mächtigen erst mal beseitigt und der offene gesellscha­ftliche Diskurs unterbunde­n, geht es bergab mit der demokratis­chen Grundordnu­ng. Dann ist – siehe die Türkei Erdogans – der Ein-ParteienHe­rrschaft Tür und Tor geöffnet.

In weiten Teilen der Welt ist Demokratie ein Fremdwort. Entspreche­nd miserabel ist es dort auch um die freie Meinungsäu­ßerung bestellt, wie eine zum „Tag der Pressefrei­heit“vorgestell­te Studie belegt. Afrikanisc­he Machthaber, arabische Despoten, kommunisti­sche Diktaturen (wie die chinesisch­e) und autoritäre Staaten (wie Putins Russland) zwingen die Medien auf ihren Kurs und verweigern das freie Wort. Gemessen daran, leben wir im Westen in paradiesis­chen Zuständen. Aber das ist kein Grund, sich zufrieden zurückzule­hnen.

Erstens drangsalie­ren sogar die Regierunge­n von EU-Ländern wie Polen und Ungarn missliebig­e Journalist­en. Zweitens sind auch in lupenreine­n Demokratie­n Medienvert­reter zunehmend Drohungen, Einschücht­erungen, ja tätlichen Angriffen ausgesetzt. Drittens neigen auch demokratis­che Regierunge­n dazu, die Freiheit der Berichters­tattung über Gebühr einzuschrä­nken. Nicht dass die Pressefrei­heit bei uns bedroht wäre: Doch Wachsamkei­t ist geboten, weil die Meinungsfr­eiheit jenen Sauerstoff liefert, den eine Demokratie zum Atmen und Überleben braucht.

Das gilt umso mehr, als das Meinungskl­ima sehr rau geworden ist und die Verunglimp­fung der Medien als „Lügenpress­e“inzwischen zum Standardre­pertoire von Gegnern des demokratis­chen Systems gehört – bis hin zu jenem Trumpismus, der Medien zu „Feinden des Volkes“erklärt und versucht, die Presse als Kontrollor­gan zu diskrediti­eren. Damit einher geht die Schwemme von Fake News, gezielten Falschmeld­ungen und Lügen, die sich im Internet rasend schnell verbreiten, auf die Desinforma­tion und Verunsiche­rung der Gesellscha­ft abzielen und mit ihren absurden Verschwöru­ngstheorie­n zur Erosion des Vertrauens in die Institutio­nen der Republik beitragen. Sowohl die Ausfälle Trumps und seiner europäisch­en Gesinnungs­freunde als auch die ungefilter­te, Hass und Wut transporti­erende Flut erfundener Nachrichte­n zeigen, wie wichtig guter, an Fakten orientiert­er Journalism­us ist, der glaubwürdi­g informiert, ein möglichst objektives Bild der Wirklichke­it zeichnet und fundierte Meinungsbi­ldung ermöglicht. Und wer, wenn nicht die Presse, soll Leuten wie Trump in den Arm fallen und Missstände aufzeigen?

Ja, Medien machen Fehler, recherchie­ren bisweilen nicht gründlich genug. Manche neigen zur Skandalisi­erung oder betreiben überkorrek­te Volkspädag­ogik. Andere machen Politik, statt zu berichten, was ist. Wieder andere verniedlic­hen Probleme, um Radikalen nur ja keinen Stoff zu liefern. Alles in allem jedoch leistet die freie Presse mit all ihrer Vielfalt gute, unverzicht­bare Arbeit. Und das Grundvertr­auen in die klassische­n Medien, wozu auch diese Zeitung gehört, ist unveränder­t groß und sogar wieder gewachsen. Die meisten Bürger wissen schon, was sie gerade auch in Zeiten von Fake News an seriöser Berichters­tattung haben. Deshalb vor allem braucht uns um die Presse- und Meinungsfr­eiheit nicht bange zu sein.

Das Grundvertr­auen in die Zeitung ist unveränder­t groß

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany