So liebt sich’s heute
Unterhaltsame Geschichten rund um das Thema Nummer 1
Ein Film, dessen Titel sich im Versmaß der Nationalhymne aufsagen lässt, hat schon vorab einen Originalitäts-Bonuspunkt. Zudem hat diese rabenschwarze Komödie eine substanzielle Wucht, wie sie im deutschen Kino selten ist.
Flüsternde Erzählerstimmen geben eine Einführung in das famose Figurenkabinett. Thomas (Jan Henrik Stahlberg), ein Polizist mit latentem Rassismus-Problem, mimt gern den Macho vor seiner verschüchterten Kollegin, doch mehr als ein Saunabesuch läuft nicht. Supermarktleiter Uwe geht die Sache pragmatischer an, er macht Kontakte übers Internet. Dem sensiblen Teenager Johannes macht eine Sekte die Hölle heiß, als er erste Mädchenträume beichtet. Sein Objekt der Begierde muss sich derweil den forschen Mahmud vom Hals halten. Irgendwie findet die 14-Jährige dessen plumpe Anmache aber auch ziemlich cool.
So kompliziert und abstrus diese Geschichten klingen mögen, so lässig und verspielt sind sie miteinander verwoben. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen sowie neue Verknüpfungspunkte, die für verblüffende Effekte sorgen. Die klassischen Beziehungsthemen wie die Suche nach Liebe, die Angst vor Einsamkeit oder das Verlangen nach Sex werden satirisch flott aufgemischt und mit visuellem Einfallsreichtum inszeniert. Die wortwitzigen Dialoge fallen dabei so gelungen aus wie die Situationskomik.
Als Sahnehäubchen zum Schluss stimmen alle Akteure vereint beim Abspann den Peter Maffay-Schlager „Du“an. Der Text fällt freilich etwas egozentrischer aus als im Sommerhit von 1970, denn nun heißt es: „Ich bin alles, was ich habe auf der Welt. Ich bin alles, was ich will. Ich allein kann mich verstehen.“So schließt sich musikalisch der Kreis zum Filmtitel im Versmaß der Nationalhymne.
(1 Std. 59 Min.), Komödie, Deutschland **** *