Ein Schiff, das vielen Hoffnung bringt
Die Deutschlandzentrale von „Mercy Ships“lässt sich in Landsberg nieder. Was die Aufgaben sind
Die Hilfsorganisation „Mercy Ships“bringt den Ärmsten der Armen, vor allem in Afrika, wieder Hoffnung: Auf dem Hospitalschiff „Africa Mercy“können sie wieder gesund werden und anschließend in die Gesellschaft zurückkehren, aus der sie aufgrund eines Gebrechens ausgestoßen wurden. Es geht dabei nicht um Flüchtlinge, sondern um die medizinische Versorgung von Menschen, die eine solche in ihrem Land sonst nicht erhalten können. Die Organisation existiert bereits seit 40 Jahren, vor einem Monat hat sich die Deutschland-Zentrale in Landsberg niedergelassen.
Es gab gleich ein halbes Dutzend gute Gründe, weshalb die Deutschlandzentrale der Hilfsorganisation „Mercy Ships“ihren bisherigen Sitz von Kaufbeuren an den Lech verlegte. Einer davon liegt zum Beispiel in der Person der Landsberger Unternehmerin Cornelia Veit begründet, die Vorstandsmitglied von Mercy Ships ist. Dazu kommt die verkehrstechnisch günstige Lage, die große Attraktivität der Stadt, repräsentative Räumlichkeiten im Landsberger Westen und ein „Flair der Weltoffenheit“, das MercyShips-Deutschland-Geschäftsführer Udo Kronester gespürt haben will. Mit ihm bezogen nun sechs Mitarbeiter das Büro in der RudolfDiesel-Straße 5, gleich neben den IWL-Werkstätten.
In Kaufbeuren angesiedelt war Mercy Ships aufgrund der engen Beziehungen zu der dort ansässigen Hilfsorganisation „humedica“von Wolfgang Groß, der gleichzeitig Gründungsmitglied und ebenfalls Vorstandsmitglied von Mercy Ships ist. Ursprünglich fuhren drei kleinere, alte Schiffe unter der Flagge der Hilfsorganisation, mittlerweile betreibt Mercy Ships ein großes: die MS Africa Mercy, eine zur Klinik umgebaute Eisenbahnfähre, mit ihren 16572 Bruttoregistertonnen das größte private Hospitalschiff der Welt. Auf ihm arbeiten 1000 Personen im Wechsel, 400 Mitarbeiter ständig vor Ort – ehrenamtlich, wie Udo Kronester betont. Er war selbst einer von ihnen, hat mit seiner Familie, seiner Frau Ines und den vier Kindern, von 1996 bis 2000 und noch einmal von 2004 bis 2005 auf dem Hospitalschiff gelebt und gearbeitet – seine Unkosten deckte ein Unterstützer.
Überhaupt ist die „Africa Mercy“komplett auf Spenden und Sponso- ren angewiesen. Ohne sie gäbe es weder Besatzung noch Ausrüstung wie etwa fünf voll ausgerüstete, moderne Operationssäle, Röntgengeräte, Computertomografen, insgesamt 450 Betten, darunter eine Intensivstation. Der Schwerpunkt liegt auf gynäkologischen und orthopädischen Operationen, dem Entfernen von Kopf- und Halstumoren, Korrekturen an Lippen-Gaumen-Spalsind ten, plastischen sowie Augenoperationen. Außerdem ist eine Zahnklinik an Bord. Für die Patienten ist die Behandlung kostenlos. Die Ärzte, die ihre Kunst ebenfalls kostenfrei zur Verfügung stellen und in der Regel alle drei bis sechs Wochen wechseln, behandeln jeden, der zu ihnen kommt – kostenfrei. Ein Aufenthalt der Africa Mercy hat dabei eine Vorlaufzeit von fünf bis sechs Jahren. Udo Kronester: „Da nehmen wir den ersten Kontakt mit der jeweiligen Regierung auf.“Denn ohne offizielle Kooperation funktioniere das System Hospitalschiff nicht. „Das Land ist dabei auch Spender“, erklärt der Geschäftsführer. So verzichtet die jeweilige Regierung etwa auf die Liegegebühren im Hafen. Bei einem durchschnittlichen Aufenthalt von etwa zehn Monaten komme so eine nicht unerhebliche Summe an nicht zu zahlenden Hafengebühren zusammen. Das sei wichtig, auch für das Selbstverständnis der Gastgeberländer: „Sie erhalten so nicht einfach Hilfe von außerhalb, sondern leisten aktiv ihren eigenen Beitrag.“Auch die Patientensuche wird vom jeweiligen Gesundheitsministerium organisiert. Ist die Africa Mercy angekommen, gibt es noch Voruntersuchungen durch eines der Ärzteteams und ein Patientenscreening an Land. Erst dann bekommen die Hilfesuchenden an Bord die Behandlungen, die für sie im eigenen Land nicht möglich wären.
Nun, da Udo Kronester in die deutsche Geschäftsführung gewechselt ist – weltweit betreibt Mercy Ships als Zusammenschluss 16 Büros – kümmert er sich von hier aus mit seinen Mitarbeitern um drei Dinge: um Spendenakquise, um ehrenamtliche Mitarbeiter und um die öffentliche Wahrnehmung der Hilfsorganisation. Immer wieder macht er auf Messen und bei öffentlichen Auftritten nämlich die Erfahrung, dass Mercy Ships trotz des fast 40-jährigen weltweiten Wirkens noch relativ unbekannt ist. Viele der heutigen Unterstützer hätten die Frage gestellt: „Wieso hab ich das nicht gekannt?“Das gelte es zu ändern – mit Landsberg als neuem Zentrum der Arbeit von Mercy Ships Deutschland.
sucht stets nach Mitar beitern, die sich ein paar Wochen, Mo nate oder Jahre ehrenamtlich bei der Hilfs organisation engagieren wollen. Kontakt: Mercy Ships Deutschland, Ru dolf Diesel Straße 5, 86899 Landsberg, Telefon 08191/985500.