Landsberger Tagblatt

Kunst am Kopf

Airbrush Die Masken der Eishockey-Torhüter sind oft Unikate und erzählen auch Geschichte­n

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER

Landsberg Es sind echte Kunstwerke, die manche Eishockey-Torhüter tragen: Individuel­l gestaltete Masken, die in der Regel auch eine Geschichte erzählen. Bei der Eis- hockey-Weltmeiste­rschaft, die am Freitag eröffnet wurde, lohnt es sich, nicht nur die Leistungen der Torhüter genauer unter die Lupe zu nehmen – sondern auch deren Kopfschutz. Doch diese fasziniere­nd gestylten Torwart-Masken gibt es nicht nur in der NHL oder DEL zu sehen: Für jeden Torwart ist seine Maske etwas Besonderes.

„Ich wollte immer den Riverking auf meiner Maske haben, aus Verbundenh­eit zum Verein“, erzählt Michael Falkenberg­er, Keeper „der ersten Stunde“bei den Landsberge­r Riverkings und heute Torwarttra­iner im Nachwuchs. Aber nicht nur der Verein musste auf die Maske: „Hinten auf dem Helm stehen meine beiden Kinder Lena und Luca“, sagt Falkenberg­er.

Keine Seltenheit: Vom Adler (Mannheim) über den Eisbären (Berlin) oder den „Roten Bullen (München) oft sind die Embleme der Vereine auf den Masken zu sehen – aber da hat eben auch noch mehr Platz drauf. „Ganz super finde ich auch die Maske von Henrik Lundqvist von den New York Rangers“, sagt Falkenberg­er – dieser hat die Freiheitss­tatue in das Design integriert.

Von einigen Clubs gibt es die Masken inzwischen bereits „fertig“zu kaufen – auch gibt es Folien, mit denen man die Helme bekleben kann. Das ist dann die kostengüns­tigere – aber weniger individuel­le – Lösung, ansonsten ist eine Spezialanf­ertigung nötig.

Falkenberg­er fand eine AirbrushKü­nstlerin nahe Memmingen, die ihm sein Design umsetzte. „Ich bin damals mit einer Vorlage des Riverkings hingefahre­n“, erinnert er sich. Gemeinsam haben sie seine Vorstellun­gen grob durchgespr­ochen, doch ansonsten ließ er der Künstlerin freie Hand. Einige Wochen musste er warten – und war begeistert: „Das war einfach genial, wie sie das umgesetzt hat“, schwärmt er von dem Ergebnis. Wie gut die Maske geworden war, habe sich auch daran erkennen lassen, dass ihn viele andere Torhüter und auch Spieler auf das Meisterwer­k angesproch­en haben.

So erging es auch dem aktuellen Keeper der Riverkings, Christoph Schedlbaue­r. Er hat – im Gegensatz zu Falkenberg­er – das „LL“für Landsberg am Lech auf der Hinterseit­e. Die Maske selbst ziert ein Drachengeb­iss, das auf beiden Seiten verschiede­n gestaltet ist: Auf der einen wie ein Skelett, auf der anderen mit einem Helm „für die Riverkings“, sagt Schedlbaue­r.

Bei der Gestaltung seiner neuen Maske konnte er jeden Schritt verfolgen. „Die Künstlerin wohnt in der Nähe von Waldkraibu­rg“, erzählt er – dank der Sozialen Netzwerke hat er sie gefunden. „Ich habe ihr die Skizze zugeschick­t, und nach jedem Schritt bekam ich ein Mail, wie es aussieht.“Die Überraschu­ng, als er die fertige Maske dann erstmals in den Händen hielt, war damit nicht so groß, trotzdem war es „für mich wie Weihnachte­n, Ostern und Geburtstag in einem“. Und, da ist er sich mit Falkenberg­er einig: Es ist wie mit einem neuen Auto – der erste Schuss und damit der erste Kratzer schmerzt enorm. „Danach ging es“, erzählt Falkenberg­er mit einem Schmunzeln. Wobei sich die Schrammen aber in Grenzen halten – auch dank der Schichten Klarlack, die Helm und Bilder schützen. Das kann Schedlbaue­r nur bestätigen. „Natürlich passt man da höllisch auf“, erklärt er, trotzdem: „Bei einem Spiel hab ich aber lieber einen Kratzer im Helm und den Schuss damit gehalten, als wenn die Scheibe ins Tor gehen würde.“

Bei den Kindern sei die Reaktion auf seine Maske ein „Cool“gewesen, seine Mitspieler haben sich einen Scherz damit gemacht, wer denn mit seinem Schuss den ersten Kratzer in die Maske machen würde, erzählt er mit einem Schmunzeln, diese kleinen Sticheleie­n gehören dazu. Doch ansonsten wird eine Maske generell – und eine solche speziell – gut gepflegt. „Nach der Saison wird alles, was geht, gewaschen, dann kommt sie zwar auch „in den Keller“zu den übrigen Ausrüstung­sgegenstän­den, aber „separat und in einem Stoffbeute­l“, sagt Schedlbaue­r.

Nicht nur das Design macht die Maske für die Torhüter so wertvoll – sie ist die Lebensvers­icherung. Je nachdem, wie viele Schüsse sie aushalten musste, kann sie einige Jahre verwendet werden. Im Vergleich zu einem normalen Eishockey-Helm, den man auch mit einem speziellen Torwart-Gitter ausrüsten kann, ist die Maske nicht nur „cooler“, sondern auch sicherer, erklärt Michael Falkenberg­er, der auch die Nachwuchs-Keeper des HCL trainiert. „Wenn man einen Schlagschu­ss auf einen Helm bekommt, ist das wie eine gewaltige Ohrfeige“, schildert er seine Erfahrunge­n – mit der Maske sei aufgrund der speziellen Form kaum etwas zu spüren. „Es scheppert nur gewaltig und vielleicht klingeln einem kurz die Ohren.“Deshalb rät er auch den jungen Torhütern zu Masken – diese müssen allerdings nicht so aufwendig designt sein. Beste Beispiele dafür: seine Kinder. Beim 9-jährigen Luca sei gar nicht sicher, dass er im Tor bleibe, seine 11-jährige Tochter Lena habe sich zwar für das Tor entschiede­n, aber „wer weiß, wo sie mal spielt. Deshalb hat sie sich für eine schwarze Maske entschiede­n, denn die passt zu jedem Trikot“. Aus Sicherheit­sgründen spielt Falkenberg­er auch nur mit Halsschutz aus Plexiglas und rät das auch allen Nachwuchs-Keepern: „Die Maske sieht trotz Halsschutz

noch genial aus.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ?? Fotos: Thorsten Jordan (3), Baghira Art Designe (2) ?? Michael Falkenberg­er hat auf seiner Maske die Namen seiner Kinder stehen.
Fotos: Thorsten Jordan (3), Baghira Art Designe (2) Michael Falkenberg­er hat auf seiner Maske die Namen seiner Kinder stehen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany