Der Ruf des Lechhansl ist wiederhergestellt
Das „Johann-Baptist-Baader-Jahr“erlebt seinen Auftakt und über 150 Besucher kommen nach Seestall
Ein schwieriges Thema hatte sich Dr. Walter Reitler vorgenommen. Er wollte den ramponierten Ruf des „Lechhansl“(Spitzname des Kirchenmalers Johann Baptist Baader (1717–1780) aufpolieren. Zusammen mit seinen Kollegen vom Seestaller Arbeitskreis Kultur verstand er es bei der Auftaktveranstaltung zum „Johann-Baptist-BaaderJahr“in der Seestaller Gemeinschaftshalle zudem, ein lebendiges Bild des in Lechmühlen geborenen Künstlers zu vermitteln. Zudem präsentierten die ehrenamtlichen Heimatforscher die ansehnlichen Ergebnisse ihres viele Monate dauernden Engagements.
Fuchstals Bürgermeister Erwin Karg habe ihn zu dieser Ehrenrettung des Lechhansl angeregt, erklärte Reitler zu Beginn. Denn dieser hatte eingewandt, dass sich der Künstler wegen seines schlechten Rufs kaum als Namensgeber für die Mittelschule eigne. Es gebe nur wenige erhaltene Quellen über Johann Baptist Baader aus dem 18. Jahrhundert selbst. Zumindest im Mundrachinger Sterbematrikel aus dem Jahr 1780 ist jedoch von einem „Jüngling unbescholtendsten Lebens“die Rede. Nur auf mündlich überlieferte Erinnerungen stützte sich dann zunächst 100 Jahre später der Bezirksarzt Johann August Schilling, der Hinweise auf einen leichtfertigen Lebenswandel niederschrieb.
Es war dann 1941 Peter Dörfler, der in seinem Buch „Die Wessobrunner“aus Baader einen lebenslustigen und arbeitsscheuen Herumstreuner machte, der ständig auf amouröse Abenteuer aus gewesen sei. Diese Darstellung sei später dann sogar ohne Überprüfung in kunsthistorische Abhandlungen übernommen worden, bedauerte Reitler. Baader sei jedoch nie, wie von Dörfler behauptet, in der Wessobrunner Schule gewesen, sondern habe 13 Jahre lang bei Johann Georg Bergmüller in Augsburg gelernt.
Auch seine 18 Jahre dauernde Bindung an den Pollinger Probst Franz Töpsl zeige seine Beständigkeit. Die ihm nachgesagten Liebschaften wären zur damaligen Zeit undenkbar gewesen, hätten zur Strafverfolgung oder zur Ausweisung aus dem Land geführt und auch nicht zur zunehmenden Frömmigkeit des Lechhansl gepasst, stellte Reitler zudem fest. Auch könne man Baader keinesfalls wie behauptet als armen Schlucker bezeichnen. Er hat nach heutiger Kaufkraft 50 000 bis 100 000 Euro im Jahr verdient. Seine Liebe zum Wein sei damals nichts Besonderes gewesen, doch seine präzis ausgeführten Werke wären unter Alkoholeinfluss sicher nicht zustande gekommen.
Reitlers Gedanken, die Lebensbeschreibung des vor 300 Jahren geborenen Künstlers und seine wichtigsten Schaffensperioden hat der Arbeitskreis unter dem Titel „Johann Baptist Baader – Wiederentdeckung eines Künstlers“niedergeschrieben.
Zu erwerben ist die 100 Seiten umfassende Broschüre in den Gemeindeverwaltungen in Fuchstal und Vilgertshofen sowie beim Historischen Verein Landsberg. Vorgestellt wurde sie durch Dr. Albert Thurner. Ingrid Bräuer schließlich informierte über die Homepage (www.johann-baptist-baader.de), auf der in der nächsten Zeit alle bekannten Werke abrufbar sein werden. Die Fotos hierzu stammen zum größten Teil von Julian Leitenstorfer.
Im Rahmenprogramm, durch das Günther Kraus führte, trat ein Duo der „Bachmändle Musik“auf. Die „Leedrer Saitenmusik“mit Familie Haibl sangen das 1982 von Harald Zahn für den „Leedrer Viergesang“gedichtete „Lechhansl-Lied“, die Melodie stammte von Anton Schmid. Zum Abschluss führte der Trachtenverein „D’Lechtaler Sestall“den Mühlradl-Tanz auf, der, so Kraus, gut zu Baaders Herkunft als Müllersohn passe.
In ihrer Begrüßung sagte das fünfte Mitglied des Arbeitskreises, Franziska Welz, man habe – obwohl man keine Kunstexperten sei – versucht, Johann Baptist Baader als einen Sohn der Gemeinde zu ehren und ihn in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückzuholen. Bürgermeister Erwin Karg bestätigte, dass alles, was die Seestaller auf die Beine stellten, Hand und Fuß habe. Die stellvertretende Landrätin Ulla Kurz meinte, dass sich das große Engagement des Arbeitskreises gelohnt habe. Sie übergab eine Spende des Landkreises.
Auch Werke des Lechhansl waren im Saal zu sehen. Zwei Bilder hatte ein Privatsammler mitgebracht. Eine besondere Geschichte haben die ausgestellten Kreuzwegtafeln aus Lechmühlen. Nachdem sich ihr Zustand verschlechtert hatte, wurden die sechs „besseren“in die Kapelle gehängt und von dort später gestohlen. Die acht anderen lagerten im Dachboden der Familie Durst, auf deren Grundstück die Kapelle steht. Sie wurden nun an die Gemeinde übergeben und auf Kosten des Historischen Vereins restauriert. Nun wird nach einem geeigneten Aufbewahrungsort gesucht.