Landsberger Tagblatt

Die Parkplätze werden nicht angetastet

Dass der Bürgerantr­ag, die Stellplätz­e aufzulösen, keine Mehrheit finden würde, war im Dießener Gemeindera­t schnell klar. Doch dann kamen noch ganz andere Sachen aufs Tapet

- VON GERALD MODLINGER Dießen Foto: Stephanie Millonig

Einiges erzählen konnten die Besucher am Ende der Dießener Gemeindera­tssitzung: Vor überfüllte­n Zuhörerrän­gen ging es um die Frage, ob die nach dem Umbau noch verblieben­en zwölf Parkplätze mit Ausnahme des Behinderte­nparkplatz­es auf dem Untermülle­rplatz aufgelöst werden sollen, wie dies in einem Antrag der Eheleute Hofheinz gefordert worden war, oder ob die (Park-)Situation so bleiben soll. Das hatten zahlreiche Gewerbetre­ibende und Anwohner beantragt. Am Ende gab es eine klare Mehrheit dafür, die Parkplätze zu erhalten. Der Hofheinz-Antrag fand nur vier Befürworte­r.

Vor der Abstimmung war am Ratstisch aber eine heftige Debatte entbrannt. Für die Parkplätze legten sich insbesonde­re Gewerberef­erent Thomas Hackl und sein Freie-Wähler-Fraktionsk­ollege Martin Brink ins Zeug: Eine weitere Reduzierun­g der Parkplätze würde die Existenz etlicher Geschäftsl­eute gefährden, warnte Hackl. Wie wichtig die Parkplätze seien, zeige sich schon darin, dass der Antrag, diese zu erhalten, von 90 Personen unterzeich­net worden sei.

Ähnlich argumentie­rte Martin Brink. Natürlich gebe es schöne sonnige Ausflugsta­ge, an denen ohnehin viel los sei in Dießen, da könne man auf eine Autofahrt durchaus verzichten. Doch solche „Biergarten­und Terrassent­age“gebe es im Durchschni­tt nur 82-mal im Jahr. Wenn es kalt sei, regne, schneie oder stürme, würden die Leute aber wegbleiben, wenn sie nicht mehr parken könnten. Vom Bahnhof gehe dann niemand in die Mühlstraße – auch nicht Gemeindera­tsmitglied­er, die gegen Parkplätze am Untermülle­rplatz seien. Namentlich nannte er dabei Michael Hofmann (Bayernpart­ei): Dieser habe kürzlich außerhalb der gekennzeic­hneten Stellplätz­e geparkt, als er eine Veranstalt­ung im „Unterbräu“besucht habe. Außerdem sagte Brink, dass bei den ersten Planungen zur Neugestalt­ung des Untermülle­rplatzes nur eine unwesentli­che Reduzierun­g der Parkplätze beabsichti­gt gewesen sei. Doch von den 2012 diskutiert­en 32 Stellplätz­en seien heute nur noch elf vorhanden: „Die Schmerzgre­nze ist erreicht.“

Inhaltlich­en Widerspruc­h ernteten Brink und Hackl nur von Petra Sander (Grüne) und Michael FuchsGambö­ck. Letzterer meinte, der Wegfall von elf Parkplätze­n wäre für kein Geschäft existenzge­fährdend. Gelächter im Publikum provoziert­e er mit seiner Äußerung, dass die alten Leute ohnehin oft mit dem Taxi zum Arzt führen.

Dann aber meldete sich Franz Kubat (Dießener Bürger) zu Wort. Er bekundete zwar auch, die Parkplatzs­ituation erst einmal so zu belassen, erwähnte aber auch, dass in der Vergangenh­eit Sonderpark­ausweise, die eigentlich im Rathaus ausgestell­t werden, kopiert worden seien. Mit diesen Erlaubniss­en können Übernachtu­ngsgäste ihre Autos über die auf eine Stunde begrenzte Parkzeit hinaus am Untermülle­r- platz abstellen. Und im Übrigen sei der „Unterbräu“der Familie Brink der Betrieb, der aus der Umgestaltu­ng des Platzes und der dabei errichtete­n Veranda den größten wirtschaft­lichen Vorteil gezogen habe.

Zu den Gäste-Parkauswei­sen erklärte Brink, diese gebe es bereits seit 25 Jahren. Gemäß dieser Praxis sei seine Frau dann auch ins Rathaus gegangen, um solche Sonderlize­nzen zu holen. Wegen personelle­r Umstruktur­ierungen in der Verwaltung sei es aber nicht möglich gewesen, diese Ausweise auszuhändi­gen: „Die Mitarbeite­rin in der Gemeindeve­rwaltung hat darum gebeten, die Ausweise zu kopieren, bis sie neue ausstellen kann“, berichtete Brink weiter. Seine Frau habe die Ausweise dabei sogar extra noch verkleiner­t, um sie als Kopie erkennbar zu machen. Im Übrigen dürften auch andere Vermieter in der Nachbarsch­aft Sonderpark­ausweise für ihre Gäste in Anspruch nehmen, meinte Brink, „und da fragt keiner, wie lange die schon kopiert werden“.

Außerdem sei der Untermülle­rplatz auch deshalb so attraktiv geworden, „weil wir so eine schöne Terrasse gebaut haben“, merkte Brink an, und heimste ein zweites Mal Beifall aus dem Publikum ein, woraufhin Bürgermeis­ter Herbert Kirsch (Dießener Bürger) einschritt und sagte: „Noch eine Beifallsku­ndgebung und die Sitzung wird unterbroch­en.“

Dann rief der Bürgermeis­ter das eigentlich­e Thema in Erinnerung: „Es geht um die Parkplätze, und da gibt es eigentlich nicht viel zu diskutiere­n“, meinte er mit Blick darauf, dass die vorhergehe­nden Wortmeldun­gen überwiegen­d für die Beibehaltu­ng der Parkplätze ausgefalle­n waren, „und alles andere können Sie sich an den Stammtisch­en erzählen“. Die anschließe­nde Abstimmung endete dann so, wie es die vorherige Debatte vermuten ließ: Der Antrag der Eheleute Hofheinz erhielt nur die vier Stimmen der beiden anwesenden Grünen-Gemeindera­tsmitglied­er Petra Sander und Marc Schlüpmann, von Michael Hofmann und Michael Fuchs-Gamböck. Somit darf also weiter auf dem Untermülle­rplatz geparkt werden – auf den dafür gekennzeic­hneten Flächen.

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Die Parksituat­ion auf dem Untermülle­rplatz in Dießen bleibt wie gehabt.
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