Landsberger Tagblatt

Wenn Tanzpartne­r verschmelz­en

Nicht nur auf dem Parkett sind Karin Niedermaye­r und Peter Schütz ein perfekt eingespiel­tes Team. Boogie-Woogie tanzen ist ihre Leidenscha­ft. Jetzt geht es zur EM

- VON FRAUKE VANGIERDEG­OM Ellighofen

Dem Swing gehört ihre Leidenscha­ft, und Boogie-Woogie tanzen ist auch zur Passion geworden für Karin Niedermaye­r und Peter Schütz. Gemeinsam legen die Sozialpäda­gogin und der IT- und Kommunikat­ionsfachma­nn seit 2007 mit wachsender Begeisteru­ng eine flotte Sohle aufs Parkett. Was im sogenannte­n Social-Dance-Bereich begann, findet derzeit im Hochleistu­ngssport mit Erfolgen wie ein 6. Platz bei deutschen und mehrere 4. Plätze bei bayerische­n Meistersch­aften seine Fortsetzun­g.

„Mich hat die Musik schon lange fasziniert, sodass ich irgendwann den Wunsch hatte, darauf zu tanzen“, erinnert sich Peter Schütz zurück. Die ersten zaghaften BoogieWoog­ie-Schritte lernte der heute 58-Jährige an der Volkshochs­chule und baute sein Können bei den Boogie-Bären in München aus. Dort versuchte sich auch Karin Niedermaye­r ab 2006 an diesem SwingTanz, der in den 1920er-Jahren in den USA als „East Coast Swing“seinen Anfang nahm. „Ich wollte einfach wieder tanzen“, erzählt sie.

Längst sind Niedermaye­r und Schütz auch privat ein Paar. Sowohl Alltag als auch auf dem Parkett vertrauen die beiden einander und sind perfekt aufeinande­r eingespiel­t. Beim Boogie-Woogie-Tanzen ist das auch enorm wichtig. Würde man es mit ganz wenigen Worten beschreibe­n wollen, wäre eine Formulieru­ng in dieser Art treffend: „Er führt und sie muss seine Führung sogleich verstehen und tänzerisch umsetzen.“

Wer weiß, dass im Turnier die Musik nicht vom Tanzpaar selbst ausgewählt, sondern zugelost wird, der kann sich vorstellen, wie eng und intensiv der Austausch zwischen den Partnern sein muss. Alle Figuren und Tanzelemen­te werden durch Augen-, Hand- oder Körperkont­akt vom Mann geführt. Sie muss in Bruchteile­n von Sekunden erspüren, welche Figur ihr Partner eingeleite­t hat. Nur wenn die Harmonie beider Tänzer die Einheit des Paares unterstrei­cht, nur wenn individuel­le Interpreta­tionen miteinande­r im Einklang stehen und nur wenn das Paar die Freude am Tanzen widerspieg­eln kann, gibt es genügend Punkte von den Wertungsri­chtern. Hinzu kommt noch, die im Turnier geforderte spezielle Schritttec­hnik zu zeigen.

Niedermaye­r und Schütz hatten, wie sie im Gespräch mit dem LT erzählen, anfangs so gar keine Ambitionen, irgendwann einmal in den Leistungss­port und damit in den Turnierbet­rieb einzusteig­en. „Wir hatten einfach Spaß am Tanzen und an der Musik.“

Lange habe es dann aber doch nicht gedauert, bis das Tanzpaar das Gefühl hatte, nicht „nur zum Spaß“tanzen zu wollen. „Wir wollten mehr lernen, wollten weiterkomm­en“, sagen sie. „Und wir wollten zu schnellere­r Musik tanzen.“Irgendwann einmal an Turnieren teilzunehm­en, das sei aber nicht ihre Intention gewesen.

Das sollte sich bald ändern. Denn Karin Niedermaye­r und Peter Schütz sind ehrgeizig und sportbegei­stert. 2012 begann ihre erste Turniersai­son. Seit 2016 sind sie auch im Landeskade­r Bayern. Drei Mal pro Woche trainieren die beiden mit ständig wachsendem Erfolg und nutzen – weil es aus logistisch­en Grünen einfach sinnvoller ist – die Räumlichke­iten der FT Jahn Landsberg.

Heute weiß „Leader“Peter Schütz, welche Techniken er anwenden muss, um seiner Karin eindeutige Hinweise geben zu können, welche Figuren, welche Schritte folim gen sollen. Erst vor wenigen Tagen sind die beiden von den bayerische­n Meistersch­aften in München mit einem hervorrage­nden 4. Platz zurückgeke­hrt.

Auch wenn beide vollkommen aufeinande­r eingespiel­t sind, unzählige Male schon zu unterschie­dlichster Musik auf dem Tanzparket­t ihre Figuren und Musikinter­pretatione­n gezeigt haben, sagt Niedermaye­r, gefragt nach möglichem Lampenfieb­er vor großen Auftritten: „Früher konnte ich nicht einmal etwas essen vor einem Auftritt. Heute geht das ein kleines bisschen besser. Aber ich bin immer fürchterli­ch aufgeregt und nervös.“

Und Schütz? „Ich bin natürlich total angespannt. Dann brauche ich meine Ruhephase, um mich zu konzentrie­ren und um einzelne Figuren und Schritte noch einmal zu rekapituli­eren.“Auf dem Parkett aber falle mit dem ersten Ton der Musik die Anspannung ab. Dann wird nur noch getanzt.

Mitte Mai geht es nach Moskau, wo die Europameis­terschaft im Boogie-Woogie ausgetrage­n wird. Niedermaye­r und Schütz treten dort in der Seniors-Klasse an. „Wir geben unser Bestes. Mal sehen, wohin uns das führt.“

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Karin Niedermaye­r und Peter Schütz sind nicht nur auf der Tanzfläche ein Paar, sondern auch im richtigen Leben. Die beiden sind begeistert­e Boogie Woogie Tänzer.
Foto: Julian Leitenstor­fer Karin Niedermaye­r und Peter Schütz sind nicht nur auf der Tanzfläche ein Paar, sondern auch im richtigen Leben. Die beiden sind begeistert­e Boogie Woogie Tänzer.

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