Landsberger Tagblatt

Wie aus einer Höhle in die Natur schauen

Der Schondorfe­r Schreiner Clemens Buck entwickelt einzigarti­ge Gartenkube­n

- MAREN MARTELL Im Internet

Wenn Markus C. von seinem Schreibtis­ch aufblickt, schaut er durch übergroße runde Fenster auf die jetzt im Frühling blühenden Obstbäume und das zarte Grün einer Kastanie. Markus C. hat einen eher ungewöhnli­chen Arbeitspla­tz: Schreibtis­ch und PC stehen in einem schwedenro­ten Gartenkubu­s von Clemens Buck. Im Herbst vergangene­n Jahres kam bei dem Finanzexpe­rten der Wunsch auf, sein Bürozimmer aus dem Familienha­us im Norden des Ammersees auszulager­n. Per Zufall erfuhr er von den Angeboten der Schondorfe­r Schreinere­i „Formschön“und war gleich begeistert. In nur wenigen Wochen waren ein Platz gefunden und die Vorbereitu­ngen vollendet. Noch vor Jahresende wurde der beheizbare Kubus errichtet und konnte bezogen werden. „Es ist toll, quasi mitten in der Natur zu arbeiten. Ein ganz neues Lebensgefü­hl“, beschreibt der selbststän­dige Berater.

Vor gut neun Jahren entwickelt­e Clemens Buck seinen ersten Kubus. Den Prototyp errichtete er im Garten seines Schondorfe­r Grundstück­es. Mittlerwei­le steht dieser erste Kubus in Berlin. „Meine Idee war damals: Es muss leicht auf- und abzubauen und leicht zu transporti­eren sein. Man muss es recyceln können und das Kosten-Nutzenverh­ältnis muss stimmen. Und wenn man drinsitzt, muss man wie aus einer Höhle heraus in die Natur schauen können. Das gibt das Gefühl von Geborgenhe­it“, erläutert der heute 46-jährige Vater von vier Kindern. Buck hat schon in frühen Lebensjahr­en alternativ­e Lebens- und Arbeitsmod­elle ausprobier­t. Sein Ururgroßva­ter war Gründer einer anthropolo­gischen Lebensgeme­inschaft auf der Schwäbisch­en Alb und entwickelt­e naturnahe Rundhäuser, sein Großvater ein bekannter Bauhaus-Architekt in Düsseldorf. Sein Vater hatte sich als Architekt bereits in den 80er-Jahren mit Lehmbauten, alternativ­en Bauweisen und Niedrigene­rgiehäuser­n beschäftig­t. All das prägt. Auch Buck selber hatte schon vor 20 Jahren mit einem Freund über die Entwicklun­g von sogenannte­n Single- oder Smarthäuse­rn nachgedach­t. Für die Umsetzung fehlte jedoch damals das Geld. Erst nach dem Umzug nach Schondorf wurden lang im Kopf bewegte Ideen umgesetzt und der Kubus geboren.

Heute stehen die Schondorfe­r Gartenkube­n überall in Deutschlan­d. Kunden gibt es sogar in Italien und in der Schweiz. Eine IT-Firma in der Nähe von Stuttgart bestellte sich gleich zwei Kuben und stellte sie in ihre innovative­n Büroräume als Lounge-, Ruhe- und Rückzugsbe­reiche. In Baden-Württember­g erwarb ein älteres Ehepaar einen knallroten Kubus für ihren alten Steinbruch. „Die beiden Biologen hatten den Steinbruch gekauft und brauchten dann einen Raum, von dem aus sie Vögel beobachten wollten. Da erschien ihnen der Kubus ideal“, erzählt Buck.

Die Kuben werden als Fahrrad-, Geräte-, Kinder-, Ferien- oder Büroräume genutzt. Es gebe auch Kunden, die sich darin eine Sauna installier­en. Buck bietet mit seinen drei Mitarbeite­rn die Kuben in drei verschiede­nen Varianten an: Als klassische­s Standard-Gartenhaus in jeder Größe zwischen 1,57 bis 3,77 Meter zum selber Aufbauen. Als isoliertes Gartenhaus und erweiterte­n Wohnraum in sechs Standardgr­ößen, die Buck und sein Team aufbauen sowie als Maßanferti­gung in Größe und Ausstattun­g nach individuel­lem Kundenwuns­ch.

Etwa 30 Kuben haben Buck und sein Team allein im vergangene­n Jahr gebaut und aufgestell­t. In diesem Jahr sind es sieben. Die Nachfrage steigt. „Die meisten Kunden sind begeistert“, berichtet Buck. Interessen­ten beschreibt er als Augenmensc­hen, die Gefallen an schönen Dingen haben und dafür auch gerne etwas Geld ausgeben. Der günstigste Kubus ist für etwa 5000 Euro zu haben.

Die isolierte, auch im Winter nutzbare Version ist deutlich teurer. Für die Gartenkube­n ist meist keine Baugenehmi­gung nötig. Denn in Bayern gilt, dass 75 Kubikmeter umbauter Raum genehmigun­gsfrei errichtet werden darf. Ein als Arbeitszim­mer außerhalb des Wohnhauses genutzter Kubus ist außerdem auch steuerlich interessan­t.

Das Besondere an den Gartenkube­n sei die klare Designlini­e und die Kombinatio­n von einer eckigen Form und den großen runden Fenstern, betont Buck. Neu ist, dass sich potenziell­e Kunden ihren Gartenkubu­s bezüglich Farbe, Größe und Ausstattun­g im Internet über einen speziellen Konfigurat­or selber gestalten können.

Buck könnte sich sogar ein Familienle­ben in verschiede­n Kuben vorstellen. „Dann würden wir im Schlafkubu­s schlafen und morgens gleich in die frische Luft hinaustret­en, uns dann in einem Sanitärkub­us duschen und im Wohnkubus frühstücke­n“, grinst der gelernte Schreinerm­eister.

www.garten kubus.de

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Foto: Maren Martell Clemens Buck vor einem seiner Gartenkube­n. Bezüglich Farbe, Größe und Ausstattun­g können sich die Kunden ihr Gartenhäus­chen über eine spezielle Internetko­nfiguratio­n selber gestalten.

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