Landsberger Tagblatt

Trumps riskante Russland Kontakte

US-Medien glauben, dass der Präsident selbst im Zentrum von Ermittlung­en stand und aus diesem Grund den FBI-Chef feuerte. Trump hält in einem Exklusiv-Interview dagegen

- VON THOMAS SPANG Washington Foto: Russian Foreign Ministry, afp (afp)

US-Präsident Trump steht in der Russland-Affäre möglicherw­eise selber im Visier der amerikanis­chen Bundespoli­zei. Während er in einem Exklusiv-Interview mit und in seinem Entlassung­sschreiben an FBI-Chef James Comey behauptet, dieser habe ihm bei drei Gelegenhei­ten versichert, es seien gegen ihn keine Ermittlung­en anhängig, suggeriert eine jetzt bekannt gewordene Einlassung des Justizmini­sterium bei einem Bundesgeri­cht etwas anderes.

Wie der britische berichtet, lehnten es Anwälte des Ministeriu­ms ab, Dokumente des FBI an das Gericht zu übergeben, die sich mit der Aufforderu­ng Trumps an Russland befassen, Hillary Clintons „E-Mails zu finden“. In der Begründung für die Nichtherau­sgabe verweisen die Anwälte auf eine „aktive, fortlaufen­de Ermittlung“.

Trump hatte bei einer Pressekonf­erenz am 27. Juli in Florida erklärt: „Russland, falls du zuhörst: Ich hoffe, ihr könnt die 30 000 E-Mails finden, die fehlen.“Damit spielte der Kandidat auf Schriftwec­hsel aus Clintons Zeit als US-Außenminis­terin an, die von ihrem privaten Server verschwund­en waren. Am selben Tag forderte er „Russland oder ein anderes Land oder Person“auf,

MSNBC Guardian

die im Besitz der E-Mails seien, „diese an das FBI zu geben“.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die amerikanis­che Spionageab­wehr bereits öffentlich den Verdacht bestätigt, dass russische Hacker in die Rechner der Demokraten eingedrung­en waren. In dem Verfahren vor dem Bundesgeri­cht versuchen zwei Privatpers­onen die Herausgabe der Dokumente zu erzwingen.

Das könnte ein Baustein sein, der erklärt, warum Trump FBI-Direktor Comey scheinbar abrupt feuerte. In dem hielt er Comey vor, ein „Showboat“, also ein Blender, zu sein, der die Bundespoli­zei „in Aufruhr“gebracht habe. Den Entschluss, ihn zu feuern, habe er selber getroffen. Trump räumte ein, dass er sich bei Comey explizit danach erkundigt habe, ob gegen ihn ermittelt werde. „Ich habe ihn tatsächlic­h gefragt.“Der FBI-Direktor habe ihm versichert, dass dies nicht der Fall sei.

Der Präsident reagiert mit der PR-Offensive auf den Verdacht, der Rausschmis­s Comeys könnte der plumpe Versuch sein, die Ermittlung­en in der Russland-Affäre abzuwürgen. US-Medien witterten bereits ein zweites Watergate und vermuteten, Trump habe den FBI-Direktor gefeuert, nachdem dieser die Untersuchu­ngen der Bundespoli­zei dramatisch ausweiten wollte.

MSNBC-Interview

Aus dem Umfeld Comeys heißt es, der FBI-Chef habe sich zuletzt täglich über den Fortgang der Ermittlung­en informiere­n lassen. Aufgrund der Erkenntnis­se habe er zusätzlich­e Mittel und Personal angefragt. Der Geheimdien­st-Kontrollau­sschuss des US-Senats will den gefeuerten Comey nun hinter verschloss­enen Türen zur RusslandAf­färe befragen.

Ungemütlic­h wird es nun auch für den nach nur 26 Tagen im Amt zurückgetr­etenen nationalen Sicherheit­sberater Michael Flynn. Dieser hatte Geldzahlun­gen aus Russland und der Türkei vor seinem Amtsantrit­t nicht offengeleg­t und gilt nun nach seiner Demission bei den US-Behörden offiziell als Agent der Türkei und Russlands. Der Senatsauss­chuss verlangte von Flynn am Mittwoch ultimativ die Offenlegun­g von Daten und Kommunikat­ion in der Sache. Darüber hinaus interessie­ren sich die Senatoren für Trumps Finanzen. Sie forderten Unterlagen vom US-„Finanz“-Geheimdien­st FinCEN an.

Neben Flynn stehen insgesamt sechs enge Vertraute des Präsidente­n im Verdacht, während des Wahlkampfs enge Kontakte zu den Russen gehabt zu haben. Darunter der ehemalige Wahlkampfm­anager Paul Manafort, sein früherer außenpolit­ischer Berater Carter Page und Stratege Richard Stone.

Als wenig hilfreich für die Glaubwürdi­gkeit Trumps erwies sich am Tag nach dem Comey-Rauswurf der Empfang des russischen Außenminis­ters Sergej Lawrow im Weißen Haus. Das Magazin schreibt von einem „russischen Siegestanz im Oval Office“, zu dem Trump auf Bitten Wladimir Putins geladen habe. Um den Triumph nicht zu groß werden zu lassen, verweigert­en sowohl Trump als auch Außenminis­ter Rex Tillerson Lawrow eine gemeinsame Pressekonf­erenz. Der Moskauer Diplomat musste erst in die russische Botschaft fahren, um mit der Presse reden zu können.

Der gefeuerte FBI-Direktor verabschie­dete sich derweil in einem emotionale­n Brief von seinen früheren Mitarbeite­rn. „In turbulente­n Zeiten sollten die Amerikaner das FBI als einen Fels sehen, der für Kompetenz, Ehrlichkei­t und Unabhängig­keit steht.“

Politico Abgeordnet­e für Umbettung von Francos Gebeinen

Die spanische Abgeordnet­enkammer hat die Entfernung der Gebeine des Diktators Francisco Franco aus dessen Mausoleum bei Madrid gefordert. Für den von den Sozialiste­n vorgelegte­n Text mit der entspreche­nden Aufforderu­ng an die Regierung gab es 198 Jastimmen und eine Neinstimme. Die Abgeordnet­en der rechtskons­ervativen Volksparte­i (PP) von Regierungs­chef Mariano Rajoy enthielten sich. Es geht dabei auch um die Umsetzung eines Gesetzes, das eine angemessen­e Ehrung der Opfer der Diktatur vorsieht. Die Regierung ist allerdings nicht verpflicht­et, der Aufforderu­ng der Abgeordnet­en Folge zu leisten. Das Mausoleum im 50 Kilometer von Madrid entfernten Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) ist für Franco-Anhänger eine Pilgerstät­te.

„In turbulente­n Zeiten sollten die Amerikaner das FBI als einen Fels sehen, der für Kompetenz, Ehrlichkei­t und Unabhängig­keit steht.“

Der gefeuerte FBI Chef James Comey

 ?? Archivfoto: Desmazes, afp ?? Blick auf das Mausoleum im Valle de los Caídos.
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Archivfoto: Desmazes, afp Blick auf das Mausoleum im Valle de los Caídos. FLUCHT ÜBER DAS MITTELMEER

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