Landsberger Tagblatt

Nicht mehr Soldaten für Afghanista­n

Merkel sieht andere Länder am Zug

- Berlin (dpa)

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) will trotz Rufen nach einer stärkeren Nato-Präsenz vorerst keine weiteren deutschen Soldaten nach Afghanista­n schicken. „Ich glaube nicht, dass wir sozusagen an erster Stelle stehen, wenn es darum geht, unsere Kapazitäte­n dort zu erhöhen“, sagte Merkel nach einem Gespräch mit Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g am Donnerstag in Berlin. Sie habe dazu „keine konkreten Pläne“.

Mit Blick auf Afghanista­n sehen sich die Nato-Staaten mit Forderunge­n von Militärs nach zusätzlich­en Truppen konfrontie­rt. Hintergrun­d ist das Erstarken der radikalisl­amischen Taliban. Deutschlan­d beteiligte sich zuletzt mit rund 960 Bundeswehr­soldaten, das noch bis Ende des Jahres laufende Bundestags­mandat erlaubt bis zu 980. Die meisten verwalten das große Nato-Lager in Nordafghan­istan. Andere arbeiten als Berater der afghanisch­en Armee. Stoltenber­g unterstric­h, „dass es nicht darum geht, dass man zu einem Kampfeinsa­tz zurückkehr­en würde“.

Die Kanzlerin zeigte sich offen für Diskussion­en über eine mögliche Einbindung der Nato in den Kampf

Zurückhalt­ung auch beim Thema Anti IS Koalition

gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) im Irak und in Syrien. Sie habe Stoltenber­g ermutigt, Gespräche darüber weiterzufü­hren, sagte Merkel. Vielleicht könnten diese schon beim ersten Nato-Gipfel mit dem neuen US-Präsidente­n Donald Trump am 25. Mai abgeschlos­sen werden. Eine mögliche Nato-Beteiligun­g würde aber nicht bedeuten, dass irgendeine militärisc­he Aktivität Deutschlan­ds erweitert würde, sagte Merkel. Das habe man „sehr deutlich gemacht“.

An der Anti-IS-Koalition sind die Mitgliedst­aaten der Nato beteiligt, nicht aber das Bündnis an sich. Stoltenber­g betonte: „Niemand hat darum gebeten, dass die Nato nun eine Kampfrolle – weder im Irak noch in Syrien – übernimmt.“Es gehe um Ausbildung­shilfen.

Merkel bekannte sich für „die gesamte Bundesregi­erung“erneut zu dem Nato-Beschluss aus dem Jahr 2014, der nach deutscher Interpreta­tion vorsieht, sich mit den Verteidigu­ngsausgabe­n bis 2024 auf den Richtwert von zwei Prozent zuzubewege­n. Sie begrüßte, dass Stoltenber­g hierbei nicht nur den entspreche­nden Etat betrachte, sondern etwa auch die Beteiligun­g an Nato-Missionen. Unter anderem in Afghanista­n oder mit einer Präsenz in Litauen zeige Deutschlan­d, „dass wir nicht nur Worte machen, sondern auch Taten folgen lassen“.

Linke-Spitzenkan­didatin Sahra Wagenknech­t warf der Kanzlerin vor, den Frieden in Europa durch deutsche Aufrüstung­sbemühunge­n und einen Aufmarsch der Bundeswehr an der Grenze zu Russland zu gefährden. „Zudem legt sie durch die deutliche Steigerung der Rüstungsau­sgaben die Axt an die Fundamente des Sozialstaa­ts in Deutschlan­d.“

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Foto: S. Stache, dpa Ernste Mienen: Merkel und Stoltenber­g gestern in Berlin.

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