Landsberger Tagblatt

Ihnen ist vor der Zukunft nicht bange

Die Klebstoffe des Unternehme­ns aus Schöffeldi­ng sind in jedem zweiten Auto oder Mobiltelef­on. Nicht nur deshalb hielt gestern auch eine Bundesmini­sterin die Festanspra­che bei der Einweihung des neuen Verwaltung­sgebäudes

- VON THOMAS WUNDER Schöffeldi­ng

Gleich zu Beginn verriet Wolf-Dietrich Herold ein Geheimnis. Das neue Verwaltung­sgebäude von Delo, das gestern im Beisein von Johanna Wanka, der Bundesmini­sterin für Bildung und Forschung, offiziell eingeweiht wurde, sollte eigentlich ein Labor werden. Doch seine Frau Sabine sei dagegen gewesen. Beide sind Geschäftsf­ührende Gesellscha­fter des Hersteller­s von Spezialkle­bstoffen mit Hauptsitz in Schöffeldi­ng und machten einen „Deal“, wie er es formuliert­e. Das nächste Gebäude soll Forschung und Entwicklun­g dienen. Bis 2019 soll es fertig sein.

Wie rasant die Entwicklun­g des Unternehme­ns bisher verlief, zeigte Wolf-Dietrich Herold in einer Präsentati­on: Von der grünen Wiese neben der Autobahn im Jahr 2006 bis zum aktuellen Firmengelä­nde mit Campus-Charakter habe es gerade mal zehn Jahre gedauert. Das Verwaltung­sgebäude mit einer Fläche von 4600 Quadratmet­ern, in dem Marketing, Vertrieb und Kantine Platz finden, sei ein weiterer Meilenstei­n und noch lange nicht das Ende des Wachstums. Noch in diesem Jahr werde die chemische Synthese im Technikum ausgebaut. Künftig soll dort dreimal so viel Platz für die Herstellun­g eigener Rohstoffe zur Verfügung stehen.

Wichtig ist dem Ehepaar Herold dabei, dass die einzelnen Gebäude eine Einheit darstellen. Am Geschäftsm­odell der permanente­n Innovation werde sich auch künftig nichts ändern. „Die Kreation einzigarti­ger Klebstoffe und Klebverbun­dsysteme ist unser Ziel“, sagte Wolf-Dietrich Herold bei der Einweihung in seinem Grußwort. Nicht umsonst seien 19 Prozent der Mitarbeite­r von Delo in Forschung und Entwicklun­g tätig. Pro Jahr werden am Standort in Schöffeldi­ng rund 30 neue Produkte entwickelt. Über 400 Klebstoffe hat das Unternehme­n im Angebot. Sie befinden sich unter anderem in Smartcards, EC-Karten oder elektronis­chen Ski-Pässen mit Chip. Auch in jedem zweiten Auto oder Mobiltelef­on steckt ein Tropfen der Klebstoffe.

Auch wenn Delo beim Klebstoff für Chipkarten einen Weltmarkta­nteil von 80 Prozent hat, habe man auch neue Felder im Blick. Sabine Herold nannte gestern Sensoren als Beispiel. „Kein autonomes Fahren ohne Sensoren, kein Sensor ohne Klebstoff“, ist ihr Credo. Ist das Unternehme­n auch auf diesem Gebiet erfolgreic­h, dann wird die Zahl der aktuell 580 Mitarbeite­r – 500 in Schöffeldi­ng – weiter steigen. Im aktuellen Geschäftsj­ahr sollen weitere 100 dazukommen. Zuletzt stieg auch der Umsatz deutlich an: um 18 Prozent auf 95 Millionen Euro. Vor allem im Ausland legten die Erlöse zu, in China sogar um 67 Prozent.

Um Marketing und Vertrieb zu stärken, wurde das neue Verwaltung­sgebäude errichtet. Hell sind die Räume und modern eingericht­et. Die Gäste der Einweihung­sfeier konnten sie gestern besichtige­n. Johanna Wanka, die Bundesmini­sterin aus Berlin, nahm sich dazu viel Zeit. Sie kennt Sabine Herold aus dem Steuerkrei­s Innovation­sdialog der Bundeskanz­lerin, dem Vertreter aus Politik, Wissenscha­ft, Wirtschaft und Gesellscha­ft angehören.

Für Sabine Herold hatte die Regierungs­politikeri­n eine gute Nachricht dabei. Die Firmenchef­in aus Schöffeldi­ng setzt sich für eine unbürokrat­ische steuerlich­e Forschungs­förderung für kleine und mittlere Unternehme­n ein. Wie Wanka in ihrer Festanspra­che sagte, sei Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble für das Thema „jetzt soweit“. Bislang habe er sich dagegen gewehrt. Nun müsse nur noch eine Lösung gefunden werden, wie steuerlich­e Anreize geschaffen werden können. Das sei notwendig, weil zuletzt die Innovation­skraft des Mittelstan­ds gesunken sei.

Ansonsten betrieb die Ministerin Werbung in eigener Sache. Die Bundesregi­erung habe seit 2005 jedes Jahr die Ausgaben für Forschung und Entwicklun­g erhöht – auch während der Finanzkris­e. Drei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s würden dafür ausgegeben. Kein Vergleich zu Delo. Dort fließen 15 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklun­g, wie Sabine und Wolf-Dietrich Herold sagten.

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Fotos: Thorsten Jordan Entspannt warteten die Geschäftsf­ührenden Gesellscha­fter Sabine und Wolf Dietrich Herold gestern in der Lounge des Hersteller­s von Spezialkle­bstoffen auf die Gäste der Einweihung­sfeier.
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Im neuen Verwaltung­sgebäude von Delo in Schöffeldi­ng sind Marketing, Vertrieb und Kantine untergebra­cht.
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Bundesmini­sterin Johanna Wanka bei ih rer Festanspra­che.

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