Ihnen ist vor der Zukunft nicht bange
Die Klebstoffe des Unternehmens aus Schöffelding sind in jedem zweiten Auto oder Mobiltelefon. Nicht nur deshalb hielt gestern auch eine Bundesministerin die Festansprache bei der Einweihung des neuen Verwaltungsgebäudes
Gleich zu Beginn verriet Wolf-Dietrich Herold ein Geheimnis. Das neue Verwaltungsgebäude von Delo, das gestern im Beisein von Johanna Wanka, der Bundesministerin für Bildung und Forschung, offiziell eingeweiht wurde, sollte eigentlich ein Labor werden. Doch seine Frau Sabine sei dagegen gewesen. Beide sind Geschäftsführende Gesellschafter des Herstellers von Spezialklebstoffen mit Hauptsitz in Schöffelding und machten einen „Deal“, wie er es formulierte. Das nächste Gebäude soll Forschung und Entwicklung dienen. Bis 2019 soll es fertig sein.
Wie rasant die Entwicklung des Unternehmens bisher verlief, zeigte Wolf-Dietrich Herold in einer Präsentation: Von der grünen Wiese neben der Autobahn im Jahr 2006 bis zum aktuellen Firmengelände mit Campus-Charakter habe es gerade mal zehn Jahre gedauert. Das Verwaltungsgebäude mit einer Fläche von 4600 Quadratmetern, in dem Marketing, Vertrieb und Kantine Platz finden, sei ein weiterer Meilenstein und noch lange nicht das Ende des Wachstums. Noch in diesem Jahr werde die chemische Synthese im Technikum ausgebaut. Künftig soll dort dreimal so viel Platz für die Herstellung eigener Rohstoffe zur Verfügung stehen.
Wichtig ist dem Ehepaar Herold dabei, dass die einzelnen Gebäude eine Einheit darstellen. Am Geschäftsmodell der permanenten Innovation werde sich auch künftig nichts ändern. „Die Kreation einzigartiger Klebstoffe und Klebverbundsysteme ist unser Ziel“, sagte Wolf-Dietrich Herold bei der Einweihung in seinem Grußwort. Nicht umsonst seien 19 Prozent der Mitarbeiter von Delo in Forschung und Entwicklung tätig. Pro Jahr werden am Standort in Schöffelding rund 30 neue Produkte entwickelt. Über 400 Klebstoffe hat das Unternehmen im Angebot. Sie befinden sich unter anderem in Smartcards, EC-Karten oder elektronischen Ski-Pässen mit Chip. Auch in jedem zweiten Auto oder Mobiltelefon steckt ein Tropfen der Klebstoffe.
Auch wenn Delo beim Klebstoff für Chipkarten einen Weltmarktanteil von 80 Prozent hat, habe man auch neue Felder im Blick. Sabine Herold nannte gestern Sensoren als Beispiel. „Kein autonomes Fahren ohne Sensoren, kein Sensor ohne Klebstoff“, ist ihr Credo. Ist das Unternehmen auch auf diesem Gebiet erfolgreich, dann wird die Zahl der aktuell 580 Mitarbeiter – 500 in Schöffelding – weiter steigen. Im aktuellen Geschäftsjahr sollen weitere 100 dazukommen. Zuletzt stieg auch der Umsatz deutlich an: um 18 Prozent auf 95 Millionen Euro. Vor allem im Ausland legten die Erlöse zu, in China sogar um 67 Prozent.
Um Marketing und Vertrieb zu stärken, wurde das neue Verwaltungsgebäude errichtet. Hell sind die Räume und modern eingerichtet. Die Gäste der Einweihungsfeier konnten sie gestern besichtigen. Johanna Wanka, die Bundesministerin aus Berlin, nahm sich dazu viel Zeit. Sie kennt Sabine Herold aus dem Steuerkreis Innovationsdialog der Bundeskanzlerin, dem Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft angehören.
Für Sabine Herold hatte die Regierungspolitikerin eine gute Nachricht dabei. Die Firmenchefin aus Schöffelding setzt sich für eine unbürokratische steuerliche Forschungsförderung für kleine und mittlere Unternehmen ein. Wie Wanka in ihrer Festansprache sagte, sei Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble für das Thema „jetzt soweit“. Bislang habe er sich dagegen gewehrt. Nun müsse nur noch eine Lösung gefunden werden, wie steuerliche Anreize geschaffen werden können. Das sei notwendig, weil zuletzt die Innovationskraft des Mittelstands gesunken sei.
Ansonsten betrieb die Ministerin Werbung in eigener Sache. Die Bundesregierung habe seit 2005 jedes Jahr die Ausgaben für Forschung und Entwicklung erhöht – auch während der Finanzkrise. Drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts würden dafür ausgegeben. Kein Vergleich zu Delo. Dort fließen 15 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung, wie Sabine und Wolf-Dietrich Herold sagten.