Lehrer waren für ihn Diktatoren
So frech war Luke Mockridge als Schüler
Derzeit schlüpft Comedian Luke Mockridge im Fernsehen in die Rolle des Lehrers. In einer Unterhaltungsshow lässt er Schüler gegen Prominente antreten – und gibt selbst vom Pult aus den Ton an. In einem Interview mit dem Sender beschreibt der 28-Jährige den Schüler Luke Mockridge: „Ich war ein bisschen schüchterner und nicht so vorlaut, wie ich jetzt bin. Wenn ich mich aber wohlgefühlt habe, dann konnte ich es auch krachen lassen und war sehr frech, lustig und aufgedreht.“
Seine ehemaligen Lehrer hat der Comedian bei den Dreharbeiten wiedergetroffen. Mockridge sagt: „Es entmystifiziert so ein bisschen die Lehrer, wenn du sie 15 Jahre später wiedersiehst. Früher waren sie absolute ,Diktatoren‘, die über deine Zukunft entschieden haben. Dann sieht man sich wieder und lacht über die gemeinsame Zeit.“
Probleme hatte Mockridge in den Fächern Physik, Chemie und Mathe. „Die Kombination aus all dem war für mich Chinesisch. Das waren Hieroglyphen, die ich überhaupt nicht gerafft habe. Es war einfach nicht greifbar“, sagte er gegenüber einem Onlinemagazin.
Das Thema Schule eigne sich bestens für Comedy, da es bei jedem Menschen im Publikum eine Emotion auslöse, egal wie weit dessen Schulzeit zurückliegt: „Ich glaube, wir haben alle immer noch diesen einen Albtraum, wenn wir schweißgebadet aufwachen und denken: ,Mist, ich muss eine Klassenarbeit schreiben.‘“
Sat.1 Jana, bei deiner Erfahrung und Übung im Debattieren: Diskutieren deine Freunde überhaupt noch gerne mit dir?
Jana Küster: (lacht) Naja, die sind auch nicht gerade schlecht. Die Leute diskutieren zwar nicht unbedingt gerne mit mir, aber es gibt welche, die es trotzdem tun.
Du hast im Unterricht mit dem Debattieren angefangen, übst du auch manchmal zu Hause?
Küster: Am Anfang war es nur innerhalb des Unterrichts. Beim Schulwettbewerb und schließlich dem Regionalentscheid fängt man aber an, auf sich selbst gestellt zu sein. Ich hatte das Glück, dass ich enorme Unterstützung von Herrn Lichtschlag hatte. Deshalb wurde ich nicht komplett ins kalte Wasser geschmissen. Man muss bedenken: Ich debattiere gerne, ich werde nicht gezwungen dazu. Dann hat man halt ein bisschen weniger Freizeit.
Es ist ja auch ein soziales Event, wenn man mit ein paar Freunden und Bekannten oder mit den Eltern diskutiert und debattiert. Das mache ich mit meiner Frau im Übrigen auch bei der Vorbereitung auf ein Thema (lacht).
Jana, hilft dir jemand bei der Vorbereitung?
Wenn es ein Thema ist, bei dem ich weiß, dass sich einer meiner Freunde damit auskennt, dann rede ich mit ihm darüber oder frage Herrn Lichtschlag. Meistens bin ich aber alleine. Lichtschlag: Das kann ich bestätigen. Es bringt den Schülern unglaublich viel, was die sprachliche Ausdrucksfähigkeit angeht. Aber nicht nur das: Sie müssen auch das Recherchieren lernen. Anders als sich mal für ein kleines Referat einzulesen, geht es im Wettkampf auch darum, sich vor einem größeren Publikum zu präsentieren. Da will man sich nicht die Blöße geben und natürlich Zahlen und Fakten anführen, die valide sind. Zum Glück haben wir heutzutage das Internet, das heißt, die Schüler können auf ganz viele Materialien zurückgreifen. Sie lernen dann natürlich auch, diese kritisch zu hinterfragen. Ich denke dieses kritische Denken-Lernen und Recherchieren, gerade in Hinblick auf Medienkunde, wird dabei gefördert. Aber was mir am Debattieren so gefallen hat: Ich habe (Anm. d. Red.: bei den Wettbewerben) immer eine Rolle eingenommen. Ich hatte da einen bestimmten Blick drauf und habe nichts mehr an mich rangelassen und war nur noch aufs Debattieren fixiert – mir kam gar kein anderer Gedanke mehr. Ich fand das immer interessant, diese Veränderung zu beobachten. Eine meiner Gegnerinnen beim Wettbewerb wurde angeblich ausdrücklich davor gewarnt, mir in die Augen zu schauen (lacht).
Was muss die Schüler denn auszeichnen, die am Wettbewerb teilnehmen wollen?
Sie müssen sich gerne mit anderen über kontroverse Themen streiten wollen. Aber nicht im Sinne vom Sich-gegenseitig-Schlagen, sondern im Sinne davon, die besten Argumente auszutauschen. Gerade in der Pubertät will man sich ja mit den Eltern und ihren Meinungen auseinandersetzen. Ich denke, je lustvoller junge Leute debattieren wollen, desto besser.
Über die Vorteile für Schüler haben wir gesprochen. Aber was bringt Jugend debattiert den Lehrern?
Lichtschlag: Wenn ich im Unterricht Erfolg habe, dann habe ich hoffentlich reflektiertere Schüler. Sie sehen aber auch, wie schwierig es manchmal für Lehrer ist, das ein oder andere zu bewerten. Ich denke, dass die Akzeptanz gegenüber dem Lehrer und seiner Notengebung steigt, wenn die Schüler auch einmal mit jurieren müssen. Davon profitiere ich als Lehrer, davon profitieren auch alle anderen Lehrer, am meisten aber die Schüler selbst.
Bei allem Positiven, was könnte man an dem Wettbewerb ändern?
Küster: Normalerweise sollte man für beide Seiten, also für die Pround die Contra-Seite, Argumente finden können. Ich finde, dass das nicht immer so ist. Kann auch sein, dass nur ich das so sehe.
Da kann ich Jana nur beipflichten. Diejenigen, welche die Aufgaben stellen, müssten ein bisschen mehr darauf achten, dass eine ausgewogene Argumentation möglich ist.
Interview: Gideon Ötinger