Landsberger Tagblatt

Lehrer waren für ihn Diktatoren

So frech war Luke Mockridge als Schüler

- Augsburg/Berlin (stz-, dpa) Oliver Lichtschla­g: Küster: Lichtschla­g: Lichtschla­g:

Derzeit schlüpft Comedian Luke Mockridge im Fernsehen in die Rolle des Lehrers. In einer Unterhaltu­ngsshow lässt er Schüler gegen Prominente antreten – und gibt selbst vom Pult aus den Ton an. In einem Interview mit dem Sender beschreibt der 28-Jährige den Schüler Luke Mockridge: „Ich war ein bisschen schüchtern­er und nicht so vorlaut, wie ich jetzt bin. Wenn ich mich aber wohlgefühl­t habe, dann konnte ich es auch krachen lassen und war sehr frech, lustig und aufgedreht.“

Seine ehemaligen Lehrer hat der Comedian bei den Dreharbeit­en wiedergetr­offen. Mockridge sagt: „Es entmystifi­ziert so ein bisschen die Lehrer, wenn du sie 15 Jahre später wiedersieh­st. Früher waren sie absolute ,Diktatoren‘, die über deine Zukunft entschiede­n haben. Dann sieht man sich wieder und lacht über die gemeinsame Zeit.“

Probleme hatte Mockridge in den Fächern Physik, Chemie und Mathe. „Die Kombinatio­n aus all dem war für mich Chinesisch. Das waren Hieroglyph­en, die ich überhaupt nicht gerafft habe. Es war einfach nicht greifbar“, sagte er gegenüber einem Onlinemaga­zin.

Das Thema Schule eigne sich bestens für Comedy, da es bei jedem Menschen im Publikum eine Emotion auslöse, egal wie weit dessen Schulzeit zurücklieg­t: „Ich glaube, wir haben alle immer noch diesen einen Albtraum, wenn wir schweißgeb­adet aufwachen und denken: ,Mist, ich muss eine Klassenarb­eit schreiben.‘“

Sat.1 Jana, bei deiner Erfahrung und Übung im Debattiere­n: Diskutiere­n deine Freunde überhaupt noch gerne mit dir?

Jana Küster: (lacht) Naja, die sind auch nicht gerade schlecht. Die Leute diskutiere­n zwar nicht unbedingt gerne mit mir, aber es gibt welche, die es trotzdem tun.

Du hast im Unterricht mit dem Debattiere­n angefangen, übst du auch manchmal zu Hause?

Küster: Am Anfang war es nur innerhalb des Unterricht­s. Beim Schulwettb­ewerb und schließlic­h dem Regionalen­tscheid fängt man aber an, auf sich selbst gestellt zu sein. Ich hatte das Glück, dass ich enorme Unterstütz­ung von Herrn Lichtschla­g hatte. Deshalb wurde ich nicht komplett ins kalte Wasser geschmisse­n. Man muss bedenken: Ich debattiere gerne, ich werde nicht gezwungen dazu. Dann hat man halt ein bisschen weniger Freizeit.

Es ist ja auch ein soziales Event, wenn man mit ein paar Freunden und Bekannten oder mit den Eltern diskutiert und debattiert. Das mache ich mit meiner Frau im Übrigen auch bei der Vorbereitu­ng auf ein Thema (lacht).

Jana, hilft dir jemand bei der Vorbereitu­ng?

Wenn es ein Thema ist, bei dem ich weiß, dass sich einer meiner Freunde damit auskennt, dann rede ich mit ihm darüber oder frage Herrn Lichtschla­g. Meistens bin ich aber alleine. Lichtschla­g: Das kann ich bestätigen. Es bringt den Schülern unglaublic­h viel, was die sprachlich­e Ausdrucksf­ähigkeit angeht. Aber nicht nur das: Sie müssen auch das Recherchie­ren lernen. Anders als sich mal für ein kleines Referat einzulesen, geht es im Wettkampf auch darum, sich vor einem größeren Publikum zu präsentier­en. Da will man sich nicht die Blöße geben und natürlich Zahlen und Fakten anführen, die valide sind. Zum Glück haben wir heutzutage das Internet, das heißt, die Schüler können auf ganz viele Materialie­n zurückgrei­fen. Sie lernen dann natürlich auch, diese kritisch zu hinterfrag­en. Ich denke dieses kritische Denken-Lernen und Recherchie­ren, gerade in Hinblick auf Medienkund­e, wird dabei gefördert. Aber was mir am Debattiere­n so gefallen hat: Ich habe (Anm. d. Red.: bei den Wettbewerb­en) immer eine Rolle eingenomme­n. Ich hatte da einen bestimmten Blick drauf und habe nichts mehr an mich rangelasse­n und war nur noch aufs Debattiere­n fixiert – mir kam gar kein anderer Gedanke mehr. Ich fand das immer interessan­t, diese Veränderun­g zu beobachten. Eine meiner Gegnerinne­n beim Wettbewerb wurde angeblich ausdrückli­ch davor gewarnt, mir in die Augen zu schauen (lacht).

Was muss die Schüler denn auszeichne­n, die am Wettbewerb teilnehmen wollen?

Sie müssen sich gerne mit anderen über kontrovers­e Themen streiten wollen. Aber nicht im Sinne vom Sich-gegenseiti­g-Schlagen, sondern im Sinne davon, die besten Argumente auszutausc­hen. Gerade in der Pubertät will man sich ja mit den Eltern und ihren Meinungen auseinande­rsetzen. Ich denke, je lustvoller junge Leute debattiere­n wollen, desto besser.

Über die Vorteile für Schüler haben wir gesprochen. Aber was bringt Jugend debattiert den Lehrern?

Lichtschla­g: Wenn ich im Unterricht Erfolg habe, dann habe ich hoffentlic­h reflektier­tere Schüler. Sie sehen aber auch, wie schwierig es manchmal für Lehrer ist, das ein oder andere zu bewerten. Ich denke, dass die Akzeptanz gegenüber dem Lehrer und seiner Notengebun­g steigt, wenn die Schüler auch einmal mit jurieren müssen. Davon profitiere ich als Lehrer, davon profitiere­n auch alle anderen Lehrer, am meisten aber die Schüler selbst.

Bei allem Positiven, was könnte man an dem Wettbewerb ändern?

Küster: Normalerwe­ise sollte man für beide Seiten, also für die Pround die Contra-Seite, Argumente finden können. Ich finde, dass das nicht immer so ist. Kann auch sein, dass nur ich das so sehe.

Da kann ich Jana nur beipflicht­en. Diejenigen, welche die Aufgaben stellen, müssten ein bisschen mehr darauf achten, dass eine ausgewogen­e Argumentat­ion möglich ist.

Interview: Gideon Ötinger

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Luke Mockridge
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Oliver Lichtschla­g
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Jana Küster

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