Landsberger Tagblatt

Waigel will Brücke für Merkel bauen

Der CSU-Ehrenvorsi­tzende und frühere Bundesfina­nzminister schart die alte Garde der Partei um sich, um für die Wiederwahl der Bundeskanz­lerin zu werben. Doch manche fehlen

- (jub)

München CSU-Ehrenvorsi­tzender Theo Waigel hat in München seine Wählerinit­iative pro Merkel vorgestell­t. Mit einem Unterstütz­erkreis überwiegen­d aus ehemaligen CSUSpitzen­politikern will er in Bayern für die Geschlosse­nheit der Union und für die Wiederwahl der Bundeskanz­lerin und CDU-Chefin werben. „Wir bieten uns als Brücke innerhalb der CSU zur CDU an“, sagte Waigel. Auslöser seiner Idee seien vor einigen Monaten die schlechten Zustimmung­swerte für Merkel in den Reihen der CSU gewesen. Die Zustimmung zur Kanzlerin, so Waigel, sei zwar wieder gewaltig gestiegen. Einen Grund, die Aktion abzubreche­n, gebe es aber nicht. „Die politische Stimmung ist und bleibt volatil“, sagte Waigel. Wer ihn unterstütz­t, lesen Sie auf

Dass er mit seiner Idee, die alte Garde der CSU für Bundeskanz­lerin und CDU-Chefin Angela Merkel in den Bundestags­wahlkampf ziehen zu lassen, zur Zielscheib­e von Spöttern werden könnte, ist dem CSU-Ehrenvorsi­tzenden Theo Waigel offenbar klar. Bei der offizielle­n Vorstellun­g seiner CSU-Wählerinit­iative für Merkel gestern Vormittag im Münchner Presseclub ging der streitbare Schwabe deshalb gleich zum Auftakt in den Gegenangri­ff über. Waigel (Jahrgang 1939) zitierte einen mittlerwei­le verstorben­en Parteifreu­nd. Der frühere CSU-Innenminis­ter Fritz Zimmermann (Jahrgang 1925) habe in einer ähnlichen Situation dereinst zu Kanzler Helmut Kohl gesagt: „Helmut, kann sein, dass wir keine Zukunft mehr haben, aber wir haben eine riesige Vergangenh­eit.“

Das ist der eine Aspekt von Waigels Initiative: Der frühere Bundesfina­nzminister will mit seinen Mitstreite­rn, die nahezu alle bereits aus der aktiven Politik ausgeschie­den sind, in Bayern für Merkel werben, weil sie aus jahrzehnte­langer Erfah- überzeugen­d vertreten können, wie wichtig die Einheit von CDU und CSU für den Erfolg der Union im Bund ist. Mit dabei sind unter anderem die CSU-Politiker Gabriele Bauer, Josef Deimer, Kurt Faltlhause­r, Alois Glück, Erwin Huber, Hans Maier, Peter Menacher, Eduard Oswald, Christa Stewens und Georg von Waldenfels.

Der andere Aspekt ist das Bekenntnis zu Merkel als „souveräne Kanzlerin“. Die Idee, so Waigel, wurde zum Jahreswech­sel geboren, als bei den CSU-Anhängern die Zustimmung zur Kanzlerin im Streit um die Flüchtling­spolitik auf 60 Prozent gesunken war. Mittlerwei­le seien ihre Werte in Umfragen zwar wieder „gewaltig gestiegen“und auch die Wunden im Streit zwischen CSU und CDU seien „bereits Anfang des Jahres wieder zugewachse­n“. Aber, so Waigel, „eine Aktion, die man für richtig hält, bricht man nicht ab“.

Dem Verdacht, die Initiative könnte sich auch gegen CSU-Chef Horst Seehofer richten, der Merkel während der Flüchtling­skrise scharf kritisiert und sogar von einer „Herrschaft des Unrechts“gespro- chen hatte, trat Waigel entgegen. Seehofer sei einer der Ersten gewesen, denen er seine Idee vorgetrage­n habe, und er sei „sofort einverstan­den“gewesen.

Auch Waigels Mitstreite­r im Presseclub bemühten sich, den Streit vergessen zu machen. ExCSU-Chef Erwin Huber schwärmte, Merkel sei „simply the best“und „der Inbegriff einer Vorsitzend­en einer modernen Volksparte­i“. ExFraktion­schef Alois Glück nannte die Kanzlerin „eine starke Persönlich­keit“, die in der CSU einen starken Partner haben müsse. Für Gabriele Bauer, Oberbürger­meisterin von Rosenheim, ist Merkel „eine starke Frau in schwierige­r Zeit“. Einzig beim früheren Kultusmini­ster Hans Maier (Jahrgang 1931) ließ sich aus seinem Bekenntnis zu Merrung kel eine eindeutige Kritik an Seehofer heraushöre­n. Zwanzig Gründe pro Merkel listete Maier auf. Er sei für Merkel, so sagte er unter anderem, „weil sie immer wusste, dass eine gespaltene Union nicht gewählt wird – andere hatten das vergessen–, weil sie auch Friendly-fire-Salven standhält, weil sie sich sogar als Kanzlerin mit Würde abkanzeln ließ…, weil sie vielen Mut macht: Wir schaffen das“.

Der Kreis der Unterstütz­er seiner Initiative, so hofft Waigel, werde noch wachsen, soll sich aber auf Persönlich­keiten aus Bayern beschränke­n. Die Merkel-Kritiker Edmund Stoiber und Peter Gauweiler, so räumte er auf Nachfrage ein, hätten sich allerdings noch nicht gemeldet.

Entscheide­nd sei, dass die Union im Wahlkampf bis zum Schluss dranbleibe. Nach den Landtagswa­hlen in diesem Jahr stehe es zwar 3:0 für die Union. Doch er wisse aus „dramatisch­er Erfahrung“, dass das nichts heißen muss: Mit seiner Schülerman­nschaft der Oberrealsc­hule Krumbach sei er gegen die Realschule Thannhause­n auch mal 3:0 vorne gelegen. Und am Ende habe es ein 3:3 gegeben.

Walter Heidl bleibt Bauernpräs­ident

Walter Heidl bleibt Präsident des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV). Bei der Wahlversam­mlung in Herrsching wurde er am Donnerstag mit überwältig­ender Mehrheit wiedergewä­hlt. 97 von 100 Delegierte­n stimmten für ihn, einen Gegenkandi­daten gab es nicht. Heidl hatte die Führung des Verbandes vor fünf Jahren übernommen. Der Bauernverb­and vertritt rund 150000 Landwirte in Bayern. Er wolle noch gezielter den Kontakt mit Verbrauche­rn suchen, kündigte Heidl an. Zudem wolle er die Entwicklun­g in der Land- und Forstwirts­chaft mitgestalt­en. „Mein Ziel ist es, das Einkommen und die Eigenständ­igkeit der bäuerliche­n Familien zu sichern.“Neben passenden Rahmenbedi­ngungen und angemessen­en Preisen gehe es um eine nachhaltig­e, fach- und praxisgere­chte Weiterentw­icklung der Betriebe.

„Eine Aktion, die man für richtig hält, bricht man nicht ab.“

Theo Waigel

Umzugsstre­ss: 82 Jähriger rast über Bundesstra­ße

Ein 82-Jähriger im Umzugsstre­ss ist in Oberfranke­n zum Verkehrsro­wdy mutiert: Der Senior raste mit bis zu 180 Sachen über eine Bundesstra­ße bei Pommersfel­den (Kreis Bamberg) und missachtet­e sämtliche Verkehrsvo­rschriften. Die Polizei nahm die wilde Fahrt auf Video auf, konnte den Rentner aber erst nach mehreren Kilometern stoppen. Als Grund für den Fahrstil nannte der 82-Jährige die Organisati­on eines Umzuges. Ihn erwartet eine saftige Geldbuße und ein wohl mehrmonati­ges Fahrverbot.

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Walter Heidl
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