Mini Porsche im Crash Test
Normalerweise werden im Technik Zentrum in Landsberg Fahrsicherheitstests mit normalen Autos durchgeführt. Jetzt gab es einen besonderen Crash-Versuch. Wie er ausgegangen ist, bleibt noch ein Geheimnis
Im Landsberger ADAC-Technikzentrum werden Fahrsicherheitstests mit normalen Autos durchgeführt. Jetzt gab es einen besonderen Crash-Versuch.
Normalerweise sind es Familien-Vans, Kleinwagen oder Business-Limousinen, die im Landsberger Westen absichtlich gegen die Wand gefahren werden. Nun fand im Technik Zentrum des ADAC allerdings ein ganz besonderer Crashtest statt: In Zusammenarbeit mit der Computerzeitschrift c’t haben die Experten des ADAC ein Porsche-Modell der Firma Lego auf die Teststrecke gejagt. Wie der orangefarbene Flitzer den Crashtest überstanden hat, darüber kann jeder im Internet seinen Tipp abgeben. Der witzige Crash-Versuch mit dem Spielzeugauto hat aber auch einen ernsten Hintergrund.
2704 Einzelteile. 57 Zentimeter lang und 25 Zentimeter breit. Das Modell des Porsche GT3 RS ist sowohl ein Kinder- als auch ein Männertraum. Im Maßstab 1:8 verfügt er über ein designtes Cockpit mit Rennsitzen, funktionstüchtiges Getriebe, Lenkrad mit Schaltwippen, detailgetreuem Armaturenbrett und Handschuhfach, in dem sich die einmalige Seriennummer befindet. Der dänische Spielzeughersteller Lego hat in Zusammenarbeit mit dem schwäbischen Edelsportwagenhersteller ein flottes Modellauto auf den Markt gebracht, dessen Preis auch recht ordentlich ist.
Aber wie ist es um die Sicherheit des Modell-Boliden bestellt? Da haben sich die Journalisten von c’t hilfesuchend an den ADAC gewandt. Die Zeitschrift und die Autoexperten pflegen seit Jahren einen engen Austausch. „Wir haben seit 15 Jahren etwa sehr engen Kontakt, weil Autos immer elektronischer werden“, sagt Arnulf Thiemel. Der Technische Redakteur des ADAC hat den ungewöhnlichen Test im Landsberger Technik Zentrum begleitet. Der Test sei durchaus komplex gewesen. Während die großen Vorbilder und Verwandten des Porsche GT3 RS auf der Teststrecke auf bis zu 64 Stundenkilometer beschleunigt und dann gecrasht werden, standen die Experten anfangs vor einem Problem. Richtige Autos werden von einem Zugschlitten beschleunigt und kurz vor dem Aufprall ausgeklinkt.
Aber wie lässt sich das Spielzeugauto beschleunigen und gegen ein festes Hindernis steuern, ohne dass es vorher ausbricht? „Das hat natürlich den Ehrgeiz der Kollegen in der Crash-Anlage geweckt“, sagt Arnulf Thiemel. Die Experten rund um Johannes Heilmaier (Chef Leitstand Crash-Anlage) und Volker Sandner (Leiter Abteilung Fahrzeugsicherheit) hatten zunächst ein Versuchsmodell, das die Computer-Journalisten in vielen Stunden Handarbeit zusammengebaut hatten. Die Lösung: Ein spezieller Kunststoff-Unterbau wurde unter dem Lego-Porsche montiert, und schon ließ sich der Flitzer problemlos vom Zugschlitten auf die Crash-Wand steuern. Allerdings war die Geschwindigkeit zu hoch. „Hätten wir uns auf den Maßstab bezogen, wären acht Stundenkilometer herausgekommen – zu langsam. Nach einigen Vorversuchen haben wir schließlich 46 km/h gewählt – ein Zahlendreher der 64 km/h, mit denen echte Autos gecrasht werden“, erklärt Thiemel. Mit dieser Geschwindigkeit wurde das Modellauto gegen die Wand gefahren. Oder besser gesagt, gegen eine Waben-Barriere aus Aluminium – so wie echte Autos. Und auch ansonsten herrschten auf der ADAC-Teststrecke Bedingungen wie bei einem echten Crash-Versuch. „Es kam fast das ganze Original-Equipment zum Einsatz“, so Thiemel. Sprich: 400-Kilowatt-Beleuchtung, hochauflösende Kameras und sogar ein – allerdings funktionsloser – Mini-Dummy. „Unsere Kameras können bis zu 10 000 Bilder pro Sekunde aufnehmen“, erklärt Thiemel. In der Regel werden pro Sekunde nur 1000 Aufnahmen gemacht. Sie dokumentieren jeden Sekundenbruchteil den Einschlag und die Folgen für die Insassen.
Welche Infos erwarten sich die Fachleute nun? „Lego ist nicht nur Kinderspielzeug, es gibt auch Technik-Bausätze für Männer. Und wenn Männer zusammensitzen, kommt der Spieltrieb durch“, räumt Arnulf Thiemel ein, betont aber auch gleichzeitig: „Das war nicht nur ein Gag. Wir können dieses Material auch verwenden, um das Thema Gefahren im Straßenverkehr anschaulicher zu machen. Denn Kinder glauben oft: ’Wenn ich sofort stehen bleiben kann, kann es das Auto auch.’“Aber wie hat der Lego-Porsche nun im Crashtest abgeschnitten? Zerschellt er in seine 2704 Einzelteile? Explodiert das Doppelkupplungsgetriebe? Das ist noch streng geheim. Bis Montag 10 Uhr kann im Internet getippt werden. Dort gibt es auch ein Video zu sehen, das allerdings vor dem Aufprall endet. Auf den Gewinner der Abstimmung wartet ein Porsche GT3 RS. Kein echter, aber der von Lego. Und der kostet auch schon fast 300 Euro . . .