Landsberger Tagblatt

Öha, der Polt erhält einen Ehrenpreis

Wie der Kabarettis­t auf die Auszeichnu­ng reagiert und wer sonst noch den Bayerische­n Fernsehpre­is bekommt

- VON ANDREAS FREI München (Sat.1) (ARD) (ARD). Sonja Gerhardt (ZDF). Devid Striesow Arndt Ginzel Marcus Weller (ARD). Christian Becker (RTL). Christian Schwochow Martin Eigler, Sönke Lars Neuwöh ner Sven S. Poser (ZDF). Matthias Kowalski (ProSieben/Sa

Gerhard Polt soll eine Rede halten. Für Herrn Dietz, der „aus der Firma ausgeschie­den worden ist“. Jetzt benötigt Polt einen Gedanken. Aber woher nehmen? Ein alter liegt nirgendwo herum. Leasen kann man ihn auch nicht. Selbst auf den Reiz einer Flasche Valpolicel­la, auf Grappa, Zwetschgen­wasser oder Himbeergei­st reagiert der Gedanke nicht. „Und dann spürt man, wie man als Mensch so ohne Gedanken . . .“Pointe einer urkomische­n Nummer des gerade 75 gewordenen bayerische­n Kabarettis­ten. So absurd wie tiefsinnig.

Gestern Abend im Münchner Prinzregen­tentheater. Die TVBranche feiert sich und die Träger des Bayerische­n Fernsehpre­ises. Gerhard Polt soll wieder eine Rede halten. Diesmal in echt, schließlic­h hat er soeben für sein Lebenswerk den Ehrenpreis des Ministerpr­äsidenten erhalten. Wer wie Polt die Sturheit von Gedanken kennt, ist natürlich präpariert: „Ich habe immer eine Dankesrede dabei, das ist günstig im Leben.“Dann beschreibt er, wie er vor einigen Monaten die Nachricht von der bevorstehe­nden Auszeichnu­ng aufgenomme­n hat. Nämlich: „Ich gebe zu, ich habe tatsächlic­h ,Öha‘ gedacht.“

Öha, das ist in der Polt’schen Sprachwelt ein Ausdruck der Überraschu­ng. „So klingt es, wenn ich über ein Kind stolpere. Oder über einen Fahrradfah­rer.“Polt wäre nicht Polt, würde er jetzt mit blumigen Worten Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner danken, die in Vertretung von Horst Seehofer den Preis überreicht, oder seiner Frau oder dem Postboten. Stattdesse­n setzt der Wortkünstl­er an zu einem vergnüglic­hen Vortrag über die Bedeutung des bayerische­n Begriffs „Öha“in Abgrenzung zum „Aha“und „Soso“. Polt halt. Die Fernsehkol­legen im Publikum wischen sich die Tränen aus den Augenwinke­ln, und die live auf übertragen­e Gala hat ihren Höhepunkt. Aigner lobt: „Ihr Werk ist Ausdruck einer tiefen Zuneigung zu den Menschen in Bayern.“Und Polt rätselt: „Ich bin sehr gespannt, ob die Überraschu­ng, die mich vor Monaten ereilt hat, noch bis Weihnachte­n anhält.“

Bis auf den undotierte­n Ehrenpreis sind alle Auszeichnu­ngen an diesem Abend mit Preisgeld verbunden. Insgesamt werden 122000 Euro verteilt, unter anderem an: ● Die Schauspiel­erin für ihre Rollen in „Jack the Ripper“

und „Ku’damm 56“● Schauspiel­er für seine Rollen in „Das weiße Kaninchen“und „Katharina Luther“

3sat

● und als Autoren und Reporter des Beitrags „Exclusiv im Ersten: Spiel im Schatten – Putins unerklärte­r Krieg gegen den Westen“● als Produzent des Films „Winnetou – der Mythos lebt“● als Regisseur des Fernsehfil­ms „Die Täter – Heute ist nicht alle Tage“(Teil 1) der „Mitten in Deutschlan­d: NSU“. ●

ARD-Trilogie

und als Autoren der Fernsehser­ie „Morgen hör ich auf“● als Executive Producer des Unterhaltu­ngsprogram­ms „The Voice of Germany (Staffel 6)“● und als Autorinnen der Dokumentat­ion „Die heimliche Revolution – Frauen in Saudi-Arabien“● als Regisseur der Doku „Schwermut und Leichtigke­it. Dietls Reise“

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Foto: Lennart Preiss, Getty Images Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner überreicht Gerhard Polt den Ehrenpreis des bayeri schen Ministerpr­äsidenten.

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