Landsberger Tagblatt

Ein „Te Deum“für schwer kranke Kinder

Marius Popp spielte in St. Ottilien für das Kinderhosp­iz St. Nikolaus. Dort ist heute ein Aktionstag

- VON ROMI LÖBHARD St. Ottilien

„Te Deum“, so beginnt ein christlich­er Hymnus, der unter anderem in dem Kirchenlie­d „Großer Gott, wir loben dich“Ausdruck findet. Der Organist Marius Popp, Protagonis­t des jüngsten Konzerts in der Klosterkir­che St. Ottilien, hat seinen Vortrag an der Sandtner-Orgel der Klosterkir­che so genannt. Im Mittelpunk­t der Benefizver­anstaltung zugunsten des Kinderhosp­izes St. Nikolaus in Bad Grönenbach stand entspreche­nd das Pange lingua in einer Vertonung für Orgel von Naji Hakim. Davor und danach durften die Besucher aus der Feder von Fanny Hensel, Clara Schumann, Jean Langlais und Percy Fletcher, weitere Lobpreisun­gen genießen.

Der in Oberfranke­n lebende Kirchenmus­iker Marius Popp war bereits mit dem Süddeutsch­en Ärzteorche­ster unterwegs, nun also musizierte er solistisch ein erlesenes Programm, das nicht immer nur der Harmonie unterstell­t war. Beeindruck­end war es zu hören, wie nach drei kräftigen, strahlende­n Präludien, die grandiose Lautmalere­i von Naji Hakim das Ostergesch­ehen beschrieb und wie Popp es auf der Orgel umsetzte. Das gilt auch für Jean Langlais’ Paraphrasi­erung von drei gregoriani­schen Chorälen.

In „Tod und Auferstehu­ng“schienen Tod und Leben regelrecht zu kämpfen um die Vorherrsch­aft, wobei die Auferstehu­ng aus der Tiefe der Orgelbässe sich langsam nach oben, zu den hellen, hohen Blasinstru­menten arbeitete. Einem gefühlvoll­en Marienlob folgte auch hier der Hymnus „Te Deum“. Ausklang des Nachmittag­s waren eine Reminiszen­z von Naji Hakim an sein Heimatland Libanon und die gern gespielte Festival Toccata von Percy Fletcher. Der Bolero von Maurice Ravel als Abschluss wirkte in der Stückauswa­hl zwar etwas deplatzier­t, versetzte das Publikum aber, wie es in der Natur dieser Kompositio­n liegt, in einen regelrecht­en Begeisteru­ngsrausch.

Die am Ende des Konzertnac­hmittags gesammelte­n Spenden in Höhe von 720 Euro übergab Bruder Odilo Rahm direkt an Marlies Breher, Vorstandsv­orsitzende der Süddeutsch­en Kinderhosp­izstiftung. Das Geld wird für den laufenden Betrieb verwendet: Das Kinderhosp­iz in Bad Grönenbach startete vor zehn Jahren seine Angebote für Familien mit unheilbar kranken Kindern und Jugendlich­en. Das kleine Jubiläum ist guter Grund, das Gänseblümc­henfest am heutigen Samstag, von 10 bis 17 Uhr, besonders groß zu feiern. Dieses Fest ist einer von zwei jährlich wiederkehr­enden Tagen der offenen Tür.

Außenstehe­nde können sich an dem Tag von Mitarbeite­rn durch die Einrichtun­g führen und die Kinderhosp­izarbeit sowie den Alltag mit betroffene­n Familien erläutern lassen. Das Kinderhosp­iz St. Nikolaus erhält von den Krankenkas­sen für den laufenden Betrieb Zuschüsse in Höhe von 40 Prozent. Alle damit nicht gedeckten Kosten werden über Spenden finanziert.

Laut Brigitte Waltl-Jensen, im Kinderhosp­iz zuständig für Öffentlich­keitsarbei­t, sind es jedes Jahr etwa eine Million Euro, mit denen der Fördervere­in Kinderhosp­iz im Allgäu e.V. die Hospizarbe­it unterstütz­t.

Maximal vier Wochen im Jahr können betroffene Familien im Haus St. Nikolaus, dem einzigen Kinderhosp­iz im süddeutsch­en Raum, Entlastung und Begleitung ihres anstrengen­den Alltags erfahren. Der Aufenthalt für die Familien ist kostenfrei, mit den jährlichen Tagen der offenen Tür soll nicht nur Einblick gewährt werden, wie Waltl-Jensen sagt. „Wir wollen betroffene Familien verstärkt auf das Angebot aufmerksam machen und ihnen die oft vorhandene Scheu vor dessen Inanspruch­nahme nehmen.“ Holzhausen

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Foto: löbh Marius Popp spielte in St. Ottilien zu gunsten des Kinderhosp­izes.

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