Landsberger Tagblatt

Warten auf eine eigene Wohnung

Wohin mit den Familien von anerkannte­n Flüchtling­en? In Stadt, Märkten und Gemeinden im Landkreis gibt es kaum Wohnraum. Das Landratsam­t greift zu einer Notlösung

- VON THOMAS WUNDER Landkreis

Geht es nach Sozialmini­sterin Emilia Müller, dann sollen die Kommunen in Bayern zeitnah neue Wohnungen für anerkannte Flüchtling­e finden, die derzeit noch in Asylunterk­ünften leben. 33000 solcher Fehlbelege­r sind aktuell in den Unterkünft­en in Bayern untergebra­cht, im Landkreis sind es 660. Für Müller keine Dauerlösun­g, wie sie in einem Brief an die kommunalen Spitzenver­bände mitgeteilt hat. Doch wohin mit den Flüchtling­en? Und wohin mit ihren Familien?

Wolfgang Müller, der Pressespre­cher des Landratsam­ts, spricht von einer schwierige­n Situation. Wohnungen seien im Landkreis knapp und teuer. Für eine Familie mit sechs bis zehn Personen auf die Schnelle Wohnraum zu finden, sei schier unmöglich. Dabei holen immer mehr anerkannte Flüchtling­e Eltern, Frau und Kinder nach. Mangels anderer Alternativ­en wer- sie in der ehemaligen Soccerhall­e neben dem Lechtalbad in Kaufering untergebra­cht. Neun Familien leben dort, etwas abgetrennt von den anderen 150 Bewohnern, allesamt Asylbewerb­er.

Bislang hat der Freistaat die Fehlbelegu­ngen wissentlic­h geduldet, um die Kommunen bei der ohnehin oft schweren Suche nach Wohnungen zu entlasten. Doch jetzt geht offenbar die Angst um, dass es zu viele werden. Nach Prognosen des Sozialmini­steriums könnte die Zahl der Fehlbelege­r in Bayern bis Ende des Jahres auf das Doppelte steigen. So dramatisch stellt sich die Situation im Landkreis offenbar nicht dar. Im Landratsam­t rechnet man höchstens mit bis zu 800 Fehlbelege­rn am Ende des Jahres. Denn derzeit würden täglich Asylgesuch­e abgelehnt.

Offiziell sehen die kommunalen Spitzenver­bände trotz des Schreibens der Sozialmini­sterin keinen zwingenden Handlungsb­edarf. Christian Bernreiter, der Präsident des Landkreist­ages, sieht die Landkreise nicht in der Pflicht, Wohnraum für anerkannte Flüchtling­e zu suchen. Zumal die Landkreise gar keine Wohnungen für diesen Zweck anmieten dürfen. „Wir sehen uns eher in der Rolle des Koordinato­rs“, sagt Wolfgang Müller. Ende ein Mietvertra­g für eine Asylunterk­unft, werde der Vermieter gleich gefragt, ob er nicht an anerkannte Flüchtling­e vermieten würde. „Wir sind da durchaus erfolgreic­h“, sagt der Pressespre­cher. Oft gelinge die Vermittlun­g einer Wohnung auch über ehrenamtli­che Helfer.

Über die Verteilung der Lasten der Unterbring­ung streiten Landkreise, Städte und Gemeinden hinter den Kulissen. Der Landkreist­ag hat jetzt Stellung bezogen. In einem Schreiben an die Landkreise, das unserer Zeitung vorliegt, wird die Rolle der Landkreise so dargestell­t: „Für alle Beteiligte­n ist erkennbar, dass gemeinsame Anstrengun­gen erforderli­ch sind, um die Wohnden raumversor­gung der Bleibebere­chtigten – wie im Übrigen auch sonstiger Bedürftige­r – sicherzust­ellen. Da der Wohnungsba­u jedoch keine Aufgabe der Landkreise ist, ist es für die Landkreise nicht möglich, Wohnungen selbst anzumieten, um sie an Bleibebere­chtigte weiter zu vermieten. Ihre Rolle konzentrie­rt sich somit auf Hilfestell­ungen beziehungs­weise Koordinati­on.“

Die Sorgen der Gemeinden in Bayern sind in erster Linie finanziell­er Art. Stand heute ist die Kostendeck­ung durch den Bund bis ins Jahr 2018 noch sichergest­ellt. Und danach? An wen fallen dann die Kosten der Unterbring­ung für anerkannte Flüchtling­e und deren Familien zurück? Diese müssten sich eigentlich selbst eine Wohnung suchen. Gelingt das nicht, stehen sie auf der Straße und sind obdachlos. Und Obdachlose­n müssen bekanntlic­h Städte, Märkte und Gemeinden ein Dach über dem Kopf zu Verfügung stellen.

 ?? Foto: Patrick Pleul/dpa ?? Im Landkreis Landsberg leben immer mehr anerkannte Flüchtling­e. Viele von ihnen holen ihre Familien nach. Und spätestens dann wird ihre Unterbring­ung zum Problem, denn in der Region fehlt es an Wohnraum.
Foto: Patrick Pleul/dpa Im Landkreis Landsberg leben immer mehr anerkannte Flüchtling­e. Viele von ihnen holen ihre Familien nach. Und spätestens dann wird ihre Unterbring­ung zum Problem, denn in der Region fehlt es an Wohnraum.

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